wurde in würdigster Weise durch Gedacht- inß der Todten begangen. Trauergottes- dienste fanden in den Kirchen aller Cou- fessionen statt. Jedes Soldatengrab auf dem Schlachtfelde, selbst das entlegenste und versteckteste, war, gleichviel wessen Asche es bergen mochte, durch einen Eichenkranz geziert und die ans dem Friedhof befind­lichen Gräber außerdem mit Blumen be­deckt. Hnndene von Personen aus der Nähe und Ferne wallfahrtelen während des Tages zu den Todesst alten.

Württemberg.

Die neueste Nnmer des Wochenblat­tes für Land- und Forstmirthschaft, her­ausgegeben von der K. Würllb. Central- stelle für die Landwirlhschast veröffentlicht die Namen der Jünglinge, welche in Folge der am 14. Juli d. I. in Hohenheim vor­genommenen Kouknrsprüfung in die Acker- dauschulen des Landes ausgenommen wor­den sind. Dieselbe Nnmer bringt den Schluß eines Artikels über die Dünger- konrrole der landwirthschastlichen Versuchs­station zu Hohenheim vom 1. Juli 1871 bis 1. Juli 1873; schließlich werden einige Mittel zur Abhaltung des Wildes von den landwirthschastlichen Kulturpflanzen ange­geben.

Sulza.N. Ein Wasser-Versorg- ungSprojekt, welches Oberbaurath E h- mann von Stuttgart entworfen hat, macht feil seiner Veröffentlichung viel von fichreden. Bisher hatte man von der Quelle bis in die Stadt eine hölzerne Tcuchelleitung, welche wegen der vielen verkommenden Schäden und dadurch eintretcnden Stör­ungen mit einer eisernen Leitung vertauscht werden soll, woneben die Errichtung einer Dampfmaschine vorgesehen ist, mittelst wel­cher das erforderliche Wasser von der sog. Brunnenbachquelle im Thal in ein auf der Höhe anznbringcndes Reservoir und von hier aus in die Stadt theils zur Speisung von Brunnen, theils zur Verwendung für Häusl, und gewerbl. Zwecke in die Häuser geleitet wird.

Eßlingen, 6. Aug. Gestern Abend hat sich hier ein tragischer Fall ereignet. Ehemalige Zöglinge des Seminars Blau­beuren aus dem Jahre 1821L5 hatten im Gasthaus zur Krone eine sogenannte Promotionszusammenkunst. Schon war das Mahl unter heiteren Gesprächen und Borträgen oorübergegangen und mehrere von der Gesellschaft rüsteten sich zur Ab­reise, als Pfarrer G. von I., Oberamts M., der kurz zuvor ein schönes Gedicht mit warmen Ausdruck vorgetragen hatte, im Gespräch mit einem andern plötzlich vom Schlage gerührt niedersank. Aerztliche Hilfe war alsbald bei der Hand, aber alle Wiederbelebungsversuche blieben vergeblich. Nachdem die Angehörigen telegraphisch be­nachrichtigt und alle sonst erforderlichen Anstalten getroffen waren, trennten sich die Freunde tieferschüttert.

Ulm, 5. Aug. Unsere SchulHaus­baus rag-e ist ihrer Lösung einen Schritt näher gerückt. Nachdem für fämmtliche Mädchen-Volksschulen durch einen großen Neubau im Sammlungsgarten gesorgt wird, haben die bürgerlichen Kollegien be­schlossen, nun auch ein neues Real- und

Fortbildungsschulgebäude herzvstellen und hiezu den ehemaligen Militärspital an der Olgastraße, welcher zu diesem Zwecke um ein Stockwerk erhöht wird, zu verwenden. Lage und Bauart des Gebäudes ermög liche-n die Einrichtung von Lokalitäten, welche allen Anforderungen der Neuzeit entsprechen.

Miszellen.

* Entstehung und Entwicklung der Bijouterie-Fabrikation in Pforzheim.

(Schluß.)

Die Geschichte der Bijouteriefabrikation wie sie sich im laufenden Jahrhundert gestal­tete, läßt sich kurz zusammensassen. Waren zu Anfang desselben die Psorzheimer Fa­briken wieder im Blüthe gekommen, so orohte der ertödtende Frosthauch des Con- tinentalsystems seit 1806 diese Blüthe voll­ständig zu vernichten. Zwar betrug die Zahl der Fabriken 1810 noch 21, iu de­nen von 90 bis herab zu 2 Arbeitern, im Ganzen 420 Personen beschäftigt waren, wozu in den Guillocheur-, Emailleur-, Glas­schleifer- und mechanischen Werkstätten un­gefähr 400 weitere kamen, so daß im Gan­zen 9001000 Menschen durch diese Fa­briken ihr Brod fanden.

In Folge des fortdauernden Seekrieges und der Bereinigung der Norvseehäsen mit Frankreich wurde indeß der Handel immer mehr geschwächt, so daß auch iu Pforzheim die Fabriken ihre Thätigkeit fortwährend verminderten und die Zahl derselben im Jahr 1812 auf 13 herabgesunkeu mar.

Erst nach dem zweiten Pariser Frieden (t8IS) blühte die Bijouterie wieder empor und im Jahr 1816 zahlte man wieder 21 Fabriken. Eine Reihe von Jahren ver­ging, ohne daß sich die Fabrikation in be­sonderem Grade erhob. Erst in den 1830er Jahren war dich mehr der Fall, und bis 1838 war die Zahl der Fabriken auf 54 gestiegen. Die 1840er Jahre waren der Fabrikation wieder weniger günstig und gegen Ende derselben trat jene verhäng- nißvolle Krisis ein, welche die Psorzheimer Industrie fast ganz darniederwarf. Eine glänzende Epoche begann für dieselbe in den 1850er Jahre», nachdem namentlich in Amerika ein neues Absatzgebiet eröffnet worden war, so daß im Javr 1859, trotz der 1857 eingetretenen HandelskrisiS, die Menge der Äijonteriefabriken und ihre Zweiggeschäfte die Zahl 206 mit 6000 Arbeitern erreichte. Im Jahre 1871 nach Beendigung des deutsch-französischen Krie­ges hat die Goldwaarenfabrikation einen solch großartigen Aufschwung genommen, daß die Einwohnerzahl Pforzheims, welche im Jahre 1800 nur 5062 und im Jahre 1849 noch 7951 betrug, auf 20,000 und die Zahl der Bijoutericgeschäfle mit Ein- nsamung der Uebergeschäfte auf 500 mit 7600 Arbeitern und Arbeiterinnen gestie­gen ist. (Nach Pflügers Geschichte von Pforzheim).

Am Rhein, am Rhein.

Da wachsen Unsere Reben, gesegnet sei der Rhein!" Welcher gute Deutsche hat das nicht mit Bewußtsein dem alten

Claudius nachgesprochcn, wenn er das edle Erzeugnis; der Hügel des Nheingaus schlürite, glücklicher als der Dichter, wel­cher bekanntlich sein volkstümliches Lied versaßt halte» ohne jemals einen Tropfen Rheinweins gekostet zu baden, was er als Intuition, das wahre Wesen der Poesie, höchlich zu preise» wußte.

Dort wachsen unsere Reben, nämlich die Reben der Zukunft, welche vorzugs­weise einen vollkommenen Wein für gebil­dete Zungen zu liefern vermögen" so sagten auch wir, als wir in der deutschen Abteilung der Agrikulturhalle der Welt­ausstellung an einem heißen Tage vor den weißen Tempelbau gelangten, der die er­quickende AufschriftRheiugau" trägt. Als Vorwerk erhebt sich ein Rundbau, über welchem die traukspeudende Hebe schwebt, hier lagern die Weine von der Mosel und Saar, liebenswürdige Plänkler, wohl einer lieferen Bekanntschaft werth; aber erst hinter ihnen reiht sich im Halb­kreis deutsche Kraft und deutscher Geist iu höchster Vollendung unter den Bannern: Johannisberg, Rüdesheim, Geisenheim, Rauental, Hock>h"m. Eltville Namen so volltönenden Klangs, daß die Firma Nhciugauer Schaumweine" neben ihnen fast einen Mißlou hervorbriugt.

In der Milte seiner Getreuen steht der ewig junge Gott in einer Nische; in der rechten Hand zerdrückt er eine schwellende Traube, die linke hält den Thyrsus mir dem ominösen Piinenapfel, der an das Verpichen der Wemschiäuche bei den Grie­chen einst und jetzt, oder an den beliebten Terpeutinzusatz erinnert; rechts steht ihm Ceres, links Flora zur Seite. Symbole der Kraft und des DuiteS seiner edelsten Gaben. M-t gleichem Rechte hätte auch Venus hier Platz gefunden; hat doch schon Fr. von Lvgau (1650) in seinem Sinn­gedichtan den Rheinsluß" gesungen:

Der dich erstlich nannte Rhein, wollte, glaub' ich, sprechen: Wein;

Der dich erstlich nannte Rhenus, wollte, glaub ich spr»chen: Venus;

Was die Venus im Latein, ist uns, Rhenus, deutsch dein Wein!

Er ist es aber auch werth, dieser Weiu, daß er dem höchsten beigesellt wird, was die Menschheit kennt. Die Weine des Nhein- gau's durchweg weiß mit wenigen Aus­nahmen, zeichnen sich aus durch goldhelle Färbung und trocken-pikanten Geschmack, welcher sich derart charakterisirt, daß ec anfangs dem nicht daran Gewöhnten vor Allem den Franzosen, überhaupt den Südländern leicht die Empfindung von Säure auf der Zunge macht. Allein selbst bei den leichteren Weinen des Nheingaus vereinigt sich mit dieser Säure soviel Aroma, Lieblichkeit und Feinheit, daß sie ein vor­treffliches Tafel-Getränk bilden, welches niemals Beschwerden oder Ueberdruß erregt. Je edler die Weine, um so minderen Säure­gehalt besitzen sie; die Hochgewächse enthalten alle Bcstaudthcile in so harmonischer Zusam- menstimmnng, daß ihr Geschmack völlig nu- defiuirbar wird; einen Begriff davon kann nur der erlangen, der sie selber kostet. Das besondere Vorrecht der Rheingauer Weine ist aber ihr köstliches, unvergleich­liches Bouquet, bei reisen Edelweinen must