treuherzige Natursohn in seiner Anrede Luther drüben auf der alten Wartburg, fort. — „Herr! so viel Affen sind noch wo man noch hent'ges Tags den Tinten nicht in Weimar gewesen, so lange es steht! fleck an der Wand sehen kann. Ja, der Der Oberkellner sagt's auch, und der weiß § alte Urian spuckt doch noch immer^ im lie- Alles. Und so schöne Damens, und so ben Sachsenlande 'rum und laßt sich auch
ein Bajaz auch noch nicht wie Mosje Bnschkotti bei Herrn Gaspari."
— „Ah, ist Gaspari mit seiner Reiter- gesellschast hier?" srug, nun erst die kauderwelsche Anrede verstehend, der junge Fremde. „Wer aber hat die Bestien und die Assen?" setzte er lächelnd hinzu.
„Nun, eben auch Herr Gaspari; und einen Waschbär, und Harraras und Schlangen, und lauter solches Ungeziefer; aber, wie gesagt, das Schönste sind dicDamens."
Almenhorst mußte lachen über den naiven Thüringer, dem man es anhörte, daß er erst seit Kurzem den Pflug gegen die grüne Schürze und die Serviette vertauscht, welche bald solche Ecken abreiben, aber zugleich auch das Gepräge verwischen, das den Gehalt anzeigt.
„Habt ihr bei all' den Gästen und Ungeziefer noch ein Zimmer für mich frei," srug er ihn, „so führe mich hinein."
— „Bring den Herrn auf Numero sieben!" rief der Oberkellner, der eilig hinter ihm durchging und Almenhorst's Forderung gehört, dem Novizen zu; „und belästige den Herrn nicht durch Dein Geschwätz, DuStock-Schmalkalder! Dafür frag' nach seinen Befehlen!"
Betroffen, daß er schon wieder etwas nicht recht gemacht, führte der arme Schelm — dessen Mutterwitz die Muhmen in Schmalkalden immer gepriesen, so daß er gemeint, damit sein Glück in der Welt zu machen, und der nun auf einmal, seit er den lieben, allen Jnselberg überschritten, einfältig sein sollte — den fremden Herrn auf das bezeichnet? Zimmer. Almenhorst, dem der arme, verstummte Bursche leid that, wollte durch ein paar freundliche Woctc sein gedrücktes Selbstgefühl wieder aufrichten, ehe er ihn entließ, und srug deßhalb: „Was gibt's sonst in Weimar zu sehen?"
— „Ach, lieber Herr," rief er nun mit halb,, klagendem Tone, „das ist ja eben das Elend! so viel, daß ich mich des Tags zehnmal verwundern muß, und weil mir dabei immer der Mund aufgeht, so denkt der Oberkellner, ich wär' 'n Bischen simpel. In Schmalkalden siehr man in einem Jahr nicht so viel Neues,
Tage — da ist es Einem der Mund so Verstand stille steht, und Merkwürdigste hier," fuhr er fort, „das sind eben die Reiter und die wilden Thiere, und danach kommt Se. Excelleuz, der Herr Geheimrath von Göthe; den wollen immer alle Fremden zuerst sehen. Ich habe den Oberkellner schon gefragt — denn der Herr hat mir's befohlen, wenn ich was nicht wüßte, nur dm Oberkellner zu fragen — warum denn der Göthe so merkwürdig ist; da hat er mir in der Eile 'was gesagt, was ich aber nicht so recht verstanden: er hütt' einmal dem Gottseibeiuns! d. h. dem Teufel mit seiner Faust Eins. gegeben. Es mag wohl auch so eine Geschichte sein, wie mit dem Doctor
als hier in einem doch natürlich, daß viel offen und der — Nu, das Neuste
nicht einmal von den neuen Gensdarmen vertreiben. Das macht aber bloß der alte Blocksberg, der wie ein weißes Gespenst über die andern Berge guckt; — das ist sein Hdllenschlot schon seit der grauen Heidenzeit."
Almenhorst's Gutmüthigkeit hatte ihren Zweck erreicht, Freund Siwplicius war wieder in sich gehoben; da es aber schien, als habe er Lust, den Fluß seiner geistreichen Bemerkungen zu des Fremden und seiner eigenen Ergötzung so sortströmen zu lassen, so fürchtete jener doch zu sehr damit unter Wasser gesetzt zu werden, und schloß ihn« daher mit der Erklärung den Mund, daß er müde und so lange schlafen wolle, bis es Zeit sei, in den Circus zu gehen, um die damals berühmten Akrobaten zu sehen.
„Schön, Euer Gnaden, rufen Sie nur unterthänigst Marlin, wenn ich um vier Uhr Sie wecken und den Kaffee bringen soll!" Damit empfahl sich in aller Freundlichkeit der unterbrochene Erzähler, zufrieden, daß ihm ein vornehmer Herr doch einmal recht ordentlich zngehört.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber den Stand des Klee's laufen von allen Seiten her die ernstcsten Klagen ein. Derselbe hat nicht allein schon im vorigen Herbste durch ungünstige Witterung sehr gelitten, sondern ist namentlich auch durch die Mäuse in vielen Gegenden in einer erschreckenden Weise vermindert worden. Schon jetzt macht sich der Mangel des Futters in den hohen Milch- und Butterpreisen empfindlich fühlbar. Was soll erst werden, wenn durch ungünstige Frühjahrs- Witterung der Futterwuchs weiter benach- theiligt würde? Schon seit einem Jahrzehnt ist den Landwirthen immer auf's Neue Anregung gegeben worden, sich in jedem Jahre durch die Ansaat von Johannisroggen
gegen spärlichen Futlergewinn im Frühjahre zu sichern; allein jetzt wieder massenhaft
leider tritt auch der Fall ein, daß
diejenigen, die Futter haben könnten, keines haben, weil sie dauernd gegen wohlgemeinte Empfehlung die Ohren verstopfen. Man wird nun, mehr wie sonst wieder, dem Anbaue von Wick- und Haserfntler, seine Aufmerksamkeit zuwendcn und dafür mit die beste» Felder verwenden müsseut
Das Alter älterer Pferde zu ermitteln wurde bekanntlich als sehr schwierig erachtet. Nach dem „Landw. Anzgr." soll man jedoch daraus achten, daß im Augenlide, und zwar an der obcrn Ecke des untern Lides, mit dem neunten Jahre sich eine Runzel bildet, zu welcher mit jedem ferneren Jahre eine neue hinzukommt, so daß ein zwölf Jahre altes Pferd also drei solcher Runzeln zeigt u. s. w.
* Zur Kälberzucht. Daß man bei der Preis-Bestimmung der Nutzthiere nicht nur die Herstammung, den Nutzungswerth, das Gewicht und das Alter zum Preismaßstäbe nimmt, sondern auch die Form des Thieres mit in die Rechnung zieht, ist zwar allgemein bekannt. Gleichwohl aber wird fort und fort bei der Aufzucht der Kälber die Form der jungen Thiere dadurch verdorben, daß man ihnen nach ihrer Abgewöhnung die Nahrung zumeist in Form von Getränken verabreicht. Tagtäglich wird wiederholt der Bauch der Thiere mit Flüssigkeit überfüllt. Dieschlanke Gestalt, die man au jedem Thiere genau siehi, verliert sich dadurch rasch; es bildet sich ein sogenannter Bauch, in Folge dessen auch die Hilft- und Kreuznochen hervor- treken, der Rückgrad sich abwärts biegt und so die von Natur ans schlanke und runde Form i» die sackige und eckige Form übergeht. Man sollte jungen Thieren alles Futter nur im trockenen Zustande verabreichen und sie das Getränke in Form von klarem Wasser nach Belieben nehmen lassen
Goldkours der K. Württ. Staatskassrn- Vcrwaltung.
Friedrichs'dor ... 9 fl. 56 kr.
Pistolen . . . - 9 fl. 38 kr.
20-Frankenstücke . . 9 fl. 19 kr.
Nand-Dnkaten . . 5 fl. SO kr.
Stuttgart den 15. Mai 1873.
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Redaktion, Druck und Vertag von Zok. Mceh cn Neuenbürg.