Stuttgart, 10. Mai. Das Landes­amt für Heimatwesen hat sich gestern kon- stiluirt und unter dem Vorsitz deS Herrn Ministers des Innern die erste Sitzung gehalten. Den Gegenstand der Berathnng, zu welcher auch Vertreter des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens beigezogen waren, bildete die Instruktion zu dem Gesetz vom 17. April d. I. zu Ausführung des Neichsgesetzes über den Unterstützungs­wohnsitz.

Crailshei m. Erwischt. Die Jagstzeituug" schreibt: Eben hören wir. daß von den Dieben, welche die Kameral- amtskasse plünderten, gestern zwei in Diu- kelsbühl verhaftet wurden. Da es vier der Strolche waren es sollenOesterreicher, wahrscheinlich Eisenbahn-Arbeiter sein so dürsten auch die zwei andern Gesellen bald beigebracht werden.

Neuenbürg. Ein interessantes Kunst­werk ist seit Sonntag hier zu sehen: eine mechanische Uhr von sehr compiicirter Con- struktion, vom Versertiger Hrn. Schnei­der aus Eckfeld Welt-Uhr genannt, in astronomischen, chronologischen und symboli­schen Darstellungen mit musikalisch-theatra­lischer Beigabe; sehenswerth für Kinder und Erwachsene.

O e st e r r e i ch..

lUber ein großes Eisenbahnunglück bei Pest liegen folgende Berichte vor:

Der um halb 12 Uhr Mittags von Czegled kommende gemischte Zug war auf ein Geleise gerathen, welches zum Zwecke der Belegung abgesperrt war. Als der Zug bei Pest anlangte, gerieth die Ma­schine an jener Stelle, wo das Geleise aufhörie, in den Sand, und arbeitete sich bis zur Ackse hinein. Hiedurch wurde der fürchterliche Zusammenstoß sümmtlicher Waggons-, sieben an der Zahl, veranlaßt. Ter Ülupratz au der Maschine war derart heilig, daß. vier Waggons gänzlich zertrü- mert und drei beschädigt wurden. In den Waggon» befanden sich circa 14.0 Eisen- bahnnrbeiter, Krainer, welche sich nach Kroatien begeben wollten. Bei diesem Zu­sammenstoß, wurden sechsundzrvanzig der Reisenden zumeist dis zur Unkenntlichkeit zerschmettert, und wurden erst später die meisten der Leichname oder einzelne Kör- pertheils der Verunglückten unter den Trümmern der Waggons ausgekeseu. Ein­undzwanzig Arbeiter wurden beschädigt. Den Verwundeten wurden an Ort und Stelle Rolhvcrbände angelegt und der nöthige ärztliche Beistand geleistet. Undr den Getödteten waren drei Brüder, die beisammen saßen und in einem und dem­selben Momente von dem Tode ereilt wur­den. Von dem Zug-personal ist nach einer amtlichen Meldung niemand verunglückt, da es dem Lokomotivführer, sowie den zwe> Heizern gelang, noch vor dem hesti- den. Zusammenprall sämmtlicher Waggons hinabzuspringen; dieselben haben nur ge­ringe Verletzungen erlitten. Zwei Wag­gons enthielten Schafe, von welchen circa 40 Stück zu Grunde gegangen sind. Die 4oksmotiire,. die sich tief iu die Erde eiu- aewühlt hat,, konnte bis halb 7 Uhr Abends

noch nicht gehoben werden, so daß der Verkehr auf dem betreffenden Geleise zur angegebenen Stunde noch immer unmöglich war. Die vier Waggons, die sich zunächst hinter der Lokomotive befanden, wurden bis auf kleine Splitter zertrümmert, die iu Blutlachen lagen. Herzerschüiteruo war das Jammern, Stöhnen und Aechzeu der Verwundeten, die mau zuw Theik erst nach angestrengter Arbeit von den aus ihnen lastenden Trümmern befreien konnte. Zwei zu Tode Verwundete, die neben einander gelegt wurden, waren Vater und Sohn, die sich noch einmal umarmen konn­ten, bevor sie verschieden.

MisMen.

Das Wiedtrsehen.

(Der Wahrheit getreu erzählt von P. Kle in.)

(Fortsetzung.)

Almenhorst ward von Paris nach dem Garten der Erde, dem Departement dev Nie­dern Pyrenäen, gebracht. Andenmalerischen, reich gesegneten Usern derGaronne,, in länd­licher Einsamkeit, unter wohlwollenden, gastlichen Landleuken, verlebte er den Som­mer und Herbst, ohne von dem thenren, fernen Vaterlande etwas Anderes zu hören, als was der Moniteur berichtete, und das war für den deutschen Patrioten nicht er­freuend. Oft brannten ans den rebennm- gürteten Höhen Frmdmsener zur Feier der Siege," welche Frankreichs Söhne im Verlauf des Feldzugs aus österreichischem Boden erfochten; die Namen Raab; En- zersdorf, Wagram re., so drollig sie im Munde der ehrlichen Weinbauern klangen, wenn sie dieselben mühselig aus dmBülle- tins dergroßen Armee" herausbnchstahirt, erfüllten ihre Herzen mit Stolz und wur­den fast so ost und so gern von ihnen genannt, als der Name ihres großen Kai­sers selbst,

Früh verwaist und iu einer Militär­schule erwachsen, war Alwenhorst's Kindheit und Jugend nicht reich an Freuden des Herzens gewesen. Er kannte das süß ge­borgene Familienleben, die leitende, schir­mende Vaterhand, die sorgende, begütigende,, rastlos waltmide Mutterliebe, das traute Geschwisterleben nicht. Nur ein Onkel, der sich, ihm oft freundlich und theilnehmend erwiesen, war der einzige Verwandte, den er besaß oder kannte; dieser aber lebte fern von ihm, in der Schweiz. Leicht hätte er, daher in Frankreich, wo man den schö­nen, sittlichen und gebildeten jungen Mann liebgcwann, sich eingewöhnen und eins neue Heimath finden können, aber eine unend­liche Sehnsucht zog ihn nach dem großen Vaterhause Deutschland, nach dem Freunde, nach der Geliebten. Er schrieb wiederholt an Werner und an Clara; dieser theilte er, so zart und mitfühlend, als es seine hohe Achtung für sie und ihre Stellung forderte, die näheren Umstünde des Todcs ihres Vaters und seine letzten Worte mit, und jenem machte er es rnr dringenden

Frcundespflicht, sich für seine Auswechs, lung zu verwenden. Immer aber bln? er ohne Antwort und Nachricht von Be ' den. Die Rose verblich aus seiner heißen Brust, doch in ihr. nicht der holden Gebe rin Bild, das unwandelbar in zauberischer« Glanze vor seinem inneren Auge staun und das äußere blind für alle Reize R s jungen, muntern Französinnen macht-, welche den düstern Deutschen mit dmsantt ten Augen wohl gern erheitert, wenn si > dieser nur im Antheil zu ihnen hätte nn den, nicht immer so träumend in sich, s» sehnsüchtig nach dem Osten blicken wollen.

Endlich durchhallte der süßeste Ton aus der Harmonie des Himmels die Erde Friede, Friede! ströntte das Glockengeläuts durch die klaren Lüste des Oktobers; Friede! jauchzten die Herzen der Menschen, und ihr Bangen zerschmolz in Freudenthräin". Des Todes furchtbare Stimme im ehern z Munde der Geschütze verstummte, der östc » reichische Landmann griff ermuthigt zu ; Pfluge, um die zerstampften Felder mied ^ zu lockern, und das französische Mädck s schmückte sich zur Heimkehr des Geliebtei, Doch snr Almenhorst, dem das schön Departement mit seinem majestätisch ; Strome, seinen malerischen Bergen ur e reichgesegneten Traubenfeldern nur ein g e schmncktes Gefängniß, ein schöner Käfig gewesen, schlug die Stunde der Erlösun : noch nicht, denn die Erlaubniß zur Rück kehr in sein Vaterland fand ihn auf der; Krankenlager. Ein bösartiges Nervensiebe z raubte ihm Monate lang die Besinnung und schwächte seine Jngendkrast so sehr, daß er im Lau'e des Winters nicht dorm? denken konnte,, die Heimreise zu unterneh­men. Als aber der März ihn mit der allbelebenden Lenzluft durchströmte, als seine Nerven im Aroma der sprossenden Bergkräuter, der knospenden Bäume, der blühenden Veilchen erstarkten, und nun mit den Kräften auch die Sehnsucht wuchs, da ließ er sich von seinen besorgten Wir- 1hm, die ihm treue Pfleger geworden, nicht länger halten. Sein Onkel, an den er geschrieben, hatte ihn mitGeld versehen; er behielt nur 'o viel davon, als er zur Reise nvthig hatte, und gab das Uebrige den wackeren arme» Leuten, bei denen er so lange gewohnt und die ihn in der lan­gen Krankheit mit unermüdlicher, fast elter­licher Sorgfalt gepflegt.

(Fortsetzung folgt. )

Z u r Kälber z u ch.t. Friedrich Springer zu Hof Neitlach theilt «ns mit, daß er schon seit einigen Jahren den zur Aufzucht bestimmten Kälberntäglich ungefähr: einen Eßlöffel voll Frttterkiiochmmehl ver­abreiche und daß er sich bezüglich dessen Wirksamkeit der günstigsten Resultate (U erfreuen habe.

* Erträge aus der Schweins- z u ch t. Friedrich Wollmar zu Hofgeisthein berichtet, daß er im Jahre 1872 18 Mntter- ichweine englischer Rare gehalten und nach Abzug aller Kosten 1440 fl., also 828 Thlr. reinen Gewinn gehabt habe..

Pe.docr.ion, Druck und Vertag von JaL. Meeh in Neuenbürg».