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Anregung beraten und eine weitere Versammlung imberufen. Zum Schluß wurde eine große Zahl von genau bezeichneten Edelreisern an die Anwesenden gratis verteilt.

** Calw, 13. März. In schönster Weise beging gestern im badischen Hof derev. Man ner- vsrein" seine Jahresfeier. Der Vorstand, Herr Dekan Rovs, begrüßte die zahlreich erschienenen Angehörigen der Vereinsmitglieder, insbesondere die Frauen. Die Festrede hielt Herr Dekan Hermann aus Heilbrcnn über das Thema:Arbeitsstunden, Feierstunden, Fisteestunden." Ec betonte, daß die Arbeit, in rich» tiger Weise betrieben, nicht eine Last oder gar ein Fluch tür die Menschheit sei, sondern als weisliche Gott-sordnung der Menschheit zum Segen, zur Ge­sundheit und zur Ehre gereiche. Arbeitslosigkeit bringt arm und reich zum materiellen und geistigen Ruin. Zur Last für die Menschheit gereicht nur das lieber-. maß und die nutzlose, verkehrte Arbeit. Die göttliche Ordnung aber legte den Mmschen die Arbeitstunden als eine sie beglückende Pflicht auf. Als solche wirkt sie jedoch nicht, wenn sie bloß aus dem Selbsterhal­tungstrieb oder aus Ehrgeiz verrichtet wird; alle Arbeit soll vielmehr im Dienst der Liebe stchm; solche Arbeit wird jedem leicht und gereicht zur Freude, Lust und Ehre. Sind «8 nicht des Vaters reinste Freuden» wenn er durch seme Arbeit den lieben Seinen ein behagliches, schönes Heim und sorgenloses Leben schaffen kann! Der von den Sozialdemokraten geplante Zukunftsstaat verliert eben darum seinen Reiz, weil keiner mehr aus Liebe spezi.ll für die Seinen mbeiiit, Arbeit aus Liebe adelt den Menschen! Wer keine Arbeitsstunden kennt, dem schlagen auch kerne Feierstunden. Feierstunden und F-iettage braucht ! der Mensch zur Erholung und Wiederherstellung seiner Kräfte; denn der menschliche Organismus ist keine Maschine, die immer im Gang erhalten weiden kann. In der Feierstunde soll die gemütliche Seite des Lebens zur Geltung kommen. Wohl dem, der die Feierstunv« richtig orwendet! Es wird das dem Einzelnen durch gesellschaftliche Verhältnisse und durch manchen V-rein oft recht erschwert. Die FrsteSstundm schlagen uns selten; und so muß cS auch sein, wenn es wirkliche Feststunden sein sollen. Sie erheben uns über das alltägliche Getriebe, daß wir einen Rückblick und Ausblick machen über unser Leben. Durch Festes­stunden sollen Geist und Kraft einen neu n Anstoß zu frischer, muntrer Arbeit erhalten. Leider ober bezwecken viele unserer Feste gerade das Gegenteil. Die Stimmung mit der der Arbeiter am nächsten Tage zur Arbeit geht, ist ein Gradmesser für die Qualität des Festes. Es ist darum die Aufgabe eines jeden Vereins, insbesondere aber die des Männer­vereins, dem Arbeiter wahre Festesstunden zu bereiten!

Herr Dekan RooS bedankt sich sodann für den schönen, allseitig ergreifenden Vortrag und wünscht, daß düse FesteSklänge in den Herzen der Zuhö-er recht lange nachklingen mögen. Im Jahresbericht wurde erwähnt, daß derEv. Männervernn" zwar recht im stillen lebe, aber doch redlich bemüht sei, seinen Mitgliedern nach den Arbeitsstunden auch richtige Festr- und FesteSflunden zu bieten. Durch Akklamation wurde sodann der Herr Vorstand wieder gewählt, während di- Wahl des Ausschusses auf nächste Monats­

versammlung verschoben wurde. Aus der Mitte der Versammlung wurde betont, daß bei der künftigen Ausschußwahl auch Mitglieder aus dem Arbeiterstand gewählt werden sollten, wie dies dem Zweck des Vereins entspreche.

Ein Doppekquartett aus Mitgliedern des Männeroereins und der JünglingSverein waren be­müht, durch Wort und Lied die F-steSstunden so schön als möglich zu gestalten. Herr Professor Haug dankte im Namen der Mitglieder allen» die zur Ver­schönerung deS TaaeS mitgewilkt haben, insbesondere aber dem Herrn Dekan Roos, der in bester Weise dem Verein nun ein Jahr vorgestanden habe. Ein allgemeines Loblied bi schloß die schöne Feier.

* Calw, 13. März. Heber Schülerkonzerte objektiv Bericht zu erstatten, ist im allgemeinen kerne dankbare Aufgabe. Es liegt schon in der Natur der Sache, daß Veranstalter und Ausführende für Lob und Anerkennung mehr empfänglich sind als für tadelnde Bemerkungen und daß demnach letztere nicht gerne gehört werden. Um so mehr freut es uns, konstatieren zu können, daß der Verlauf des gestern abend von Hrn. Stadtmusikus Frank in der Bierbrauerei Dreiß" mit seinen Schülern veran­stalteten Konzerts die sehr zahlreich anwesenden Zu­hörer aufs beste befriedigen mußte. Das Programm umfaßte in 2 Teilen 16 Nummern und enthielt Orchester- und Einzelvorträge auf der Violine. Die Zusammenstellung gestaltete reiche Abwechslung und verriet einen guten Geschmack. Die Schüler, sowohl jüngere als vorgerücktere, zeigten in sämtlichen Picc-n «in tüchtiges Können, verbunden mit großer Fertigkeit und sicherem Auft-eten. Dis Einzelvorträge waren mit großer Sorgfalt eingeübt und bewiesen eine durch­aus gediegene und solide Schulung. In den Orchester- vorlrägen war dos exakte und stramme Zusammen- fpi-l sehr zu loben; der Eindiuck war ein durchaus guter. Von den Emrelvorträgen wollen wir aus gutem Grunde keinen besonders h-rvorhebm, von den Gefamtoorträaen nenn-n wir als sehr anerkennens­werte, pünktliche und abgerundete Leistungen ein Luderpotpourn" arrang. von Frank, denTorgauer Marsch" und einenReiiergalopp" von Müller Zum Schluß spielte der Korzertgeber eine sehr effektvolle Caootine" von Raff mit flottem Bogenstrich und feinem Verständnis Die Vorträge waren mit großem Beifall begleitet; einzelne Nummern mußten auf Ver­langen wiederholt werden. Das Konzert hat gezeigt, daß Hr. Frank in zielbewußter Arbeit seine Schüler unterrichtet und daß der Eifolq in sider Weise ollen gerechten Anforderungen und Erwartungen entspricht; wir können deshalb mit gutem G wissen dm Musik­unterricht von Hrn Frank bestens empfehlen.

* Calw, 13. März. In der Frage betreffs der Korrektion der Altburger Steige ist ein weiterer Schritt geschehen. Oberbaurat Leibbrand von Stuttgart beging unter der Führung der büroer­lichen Kollegien dis in Betracht kommenden Strecken und G lande. Zur Ausführung geeignet wurden 2 Projekte erfunden, nämlich die Führung der Straße um den Schloßberg herum und die E bauung einer Straße vom Windhof in dm Teuchelweg in Ver­bindung mit dem Bau einer weiteren Nagoldbrücke, lieber diese 2 Projekte sollen nun durch einen Staats-

Horch, es ist das SignalAlle Mann an Bord," die Flotte soll in See gehen. So leb denn wohl, Du theures Wesen, leb' wohl, meine innigst Geliebte, leb wohl. Du mein süßes, herziges Weib!"

Noch eine innige Umarmung, einen glühenden Kuß, in welchem eine Welt von Gedanken enthalten war, und dann stürzte William nach dem Hafen Kathy aber wankte nach ihrem Zimmer und brach dort ohnmächtig zusammen.-

Es war dem jungen Lord Klayriston gelungen, bei seiner Ankunft am Hafen sofort ein Boot zu erhalten, dessen Besitzer ihn mit raschen Ruderschlägen an Bord desNestor" brachte.

Gut, daß Sie da sind," empfing der Kapitän ihn, welcher an dem Fall­reep stand,die Flotte soll morgen früh bei Tagesanbruch den Hafen verlassen. Machen Sie Alles in Ordnung, in einer halben Stunde wünsche ich von Ihnen Meldung."

William, welcher Flaggelieutenant desNestor" war, begab sich sofort an seine Dienstverrichtungen, während der Kapitän auf dem Achterdeck hin und her ging und dabei in seinen grauen Bart brummte:Möchte doch eigentlich wissen, was dieser alte Bär, Freund Klayriston, mit seinem heutigen Brief bezweckt.

Erzählt mir da ein Langes und Breites von der bevorstehenden Verlobung

seines Sohnes mit der Tochter des Lord Breadfield will aber gerne haben,

daß sein Junge bis dahin mehr ist als Lieutenant. Ja. ich kann doch nichts

dabei machen er meint, so etwas wie Gelegenheit geben zur Auszeichnung, zum Hervorthun o du alter Haifisch, hast «S wohl schon vergessen, daß es bei solchen Sachen blaue Bohnen zu schlucken giebt ganz unverdaulicher Bissen so ein kleines Ding! Bist dann deinen Jungen für alle Zeiten los olä sdix!

Wenn aber Gelegenheit sich bieten sollte, meinetwegen müssen ja schließ­

lich alle unsere Haut für Alt-England zu Markte tragen. War immer un­begreiflich, dieser Mann hat mich manches Mal geärgert, als er noch Ad­miral war. Ist hart und eckig wie Eisen, der alte box! Nun Klayriston?"

techniker Pläne mit genauer Kostenberechnung auS- gearbeitet werden.

x. Teinach, 13. März. Gestern abend fand im Gasthaus zum goldenen Faß die ziemlich zahlreich besuchte Generalversammlung des hiesigen Ver­schönerungsvereins statt. Nach dem vom Vor­stand erstatten Jahresbericht betrugen die Einnahmen im Jahr 1898 ^ 436 81, die Ausgaben ^ 399 80, so daß für das laufende Jahr 137 01 übertragen werden konnten; dieses Ergebnis kann für die hi-.sigen Verhältnisse als sehr günstig betrachtet werden. All­gemeine Zustimmung fanden die für kommende Saison geplanten Arbeiten, insbesondere die Herstellung eines Fußwegs von der Wsndeplatte der Zavelsteiner Straße aus über dis Adolsshöhe, dem Sommenhardter Berg entlang, nach dem Bahnhof, für welchen Zweck 310. ansgeworfcn wurden. Nachdem Herr Gemeinderat Schwämmt« den seitherigen Ausschuß- Mitgliedern warmen Donk für ihre Bemühungen aus­gesprochen hatte, wurden die Neuwahlen vorgenommen. Der neue Ausschuß sitzt sich aus folgenden Herren zusammen: Postverwalter Spahlinger, Vor­stand; Oberförster Stahl, Schriftführer; Friseur Nit sche, Kassier; Fabrikant Praßler, Doktor Schiemann; Schultheiß Holzäpfel und Hotel­besitzer Adolf Andler.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Am 10. März d. I. ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde die Schulstelle in Altnuifra, Bez. Altenstcig-Dorf (Nagold) dem Unterlehrer Emil Weber in Altburg, Bez Calw, übertragen worden.

8. Pforzheim, 10. März. Die Turner des Pforzheimer Tu rn g au eS, die voriges Jahr eine Gauturnfahrt in den Schwarzwald mit dem Ziel Cotw unternommen hatten, haben be­schlossen im Mai wieder das schwäbische Land auf­zusuchen und zwar gedenk-n sie dieses Mal Weil der Stadt als Ziel zu nehmen Es wäre nur zu wünschen, daß der Himmel dieses Mal ein Einsehen hat und seine Schl ufsin geschlossen hält. Etwas neues soll bei dieser Hauptlmnfohrt gemocht werden: KriegS- fpiele sind es, die mit d,m Marsch verbunden werden lud ist Weil der Stadt dabei cls Festung gedacht, Radfahrer dienen als Kundschafter. Bei gutem Wetter wird die Teilnehmerzahl auf 6760 Mann geschätzt. Wre wäre es, wenn die brnachtarlen Vereine sitz am Kriegsspiel beteiligen würden ? Die badischen Turner würden sich jedenfalls freuen.

N Pforzheim. Innerhalb 20 Stunden sind in hies Stadt 3 Selbstmorde zu verzeichnen. Am vergangenen Freitag nachmittag erschoß sich in seiner Wohnung der 51 Jahre alte Agent Carl Fr. Hellmuth und am Smnstag vormittag erhängte sich in seiner Werkstätrte der gleich alte Glasermeistsr Adolf Zahler. Dem Erstgenannten wurde dieser Tage das Urteil zugestellt, wonach zu Gunsten seiner Frau die Ehe geschieden wurde, auch stand ihm eine Ar klage wegen Unter-chlagung von c r. 400 ^ Feuer- ve'sicherungsgeldrr bevor. Letztgenannter war wie eS scheint mit einem unheilbaren Fußleiden behaftet. Beide habe den F.ldzug 1870/71 milgemacht. Elfterer hat mehreren Personen vor der Thal inmerki, daß er sich erschieße.

Kapitän, es ist Alles bereit, das Schiff kann jeden AugenblickAnker auf" gehen," meldete William, welcher sich genähert hatte, auf die Frage des Kommandanten.

Schön, Klayriston, schön, geht jetzt zur Koje, wird viel Arbeit geben, in den nächsten Tagen, junger Herr."

Glaube auch Sir, diese gelben Spanier und vertrockneten Franzose» wollen uns sitzt zusammen das Leben schwer machen."

Laßt sie, laßt sie; ein halbes Dutzend von dieser Sorte giebt immer keinen englischen Seemann. Gute Nacht, Klayriston."

Gute Nacht, Herr Kapitän."

Wenige Minuten später lag tiefe Stille auf dem Schiffe, nur unter­brochen von dem halbstündigen Wachruf der Posten.

In den ersten Morgenstunden deS anbrechenden TogeS herrschte jedoch auf sämtlichen Schiffen schon rege Thängkeit. Die Anker wurden eingehivt, Segel gesetzt und Sch,ff auf Schiff verließ den Hafen, begleitet von dem brausenden Hurrah ihrer zurückgebiebenen Kameraden und der am Ufer befindlichen Zuschauer­menge. Oben auf dem Hügel stand aber der alte Lord Klayriston und schaute mit starrem Ausdruck dm Sch,ffen nach.Er soll gehorchen, oder ich habe keinen Sohn mehr," klang es eisig von seinen Lippen, dann ging er mit festen Schritten in daS Haus zurück.

An einem Fenster des Lister'schen Hauses lehnte um dieselbe Zeit Kathy. Thräne auf Thräne rann aus ihren Augen und ein furchtbarer Schmerz durch­bebte ihre Gestalt. AIS jedoch das letzte Schiff verschwunden war» schlug sie in namenloser Pein die Hände vor's Gesicht.

Jetzt jetzt steh' ich allein mit meinem Gram," kam eS laut schluchzend hervor und sich ganz ihrem Schmerze überlassend, sank Kathy wie gebrochen auf den nächsten Stuhl.

(Fortsetzung folgt.)