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Lhr. Herrmann in Grafen Hausen G. F. Mich in Schwann.
Kronik.
Deutschland.
Die Württemberger vor Paris
am 30. Nov. u. 2. Dez. 1870.
Aus! spielet, Kanonen zum lustigen Tanz! Aus! blitzet, ihr Säbel, den blinkenden Glanz! Auf! wirbelt, ihr Trommeln, im Saus und im
Braus!
Auf! wehet, ihr Fahnen, znm Himmel hinaus! Hurra, ihr Kamradeu! Hurra, ihr Soldaten! Wir ziehen znm Sieg oder Tod heut hinaus.
(E. M. Arndt.)
Bei der Wiederkehr jener Tage wollen wir die Erinnerung wieder anffrischeu mit Erwähnung nachfolgender Begebenheit aus einer der größer« Katastrophen:
Der bedentendste Ausfall, der gegen die Wnrtlemberger und Sachsen gerichtet war, geschah am 30. Nov. und 2. Dez.
Unmittelbar »ach der am 30. Noobr. Morgens erfolgten Ablösung der Würt- tembergcr durch die Sachsen in Ehampigny unternahmen die Franzosen einen großen Ausfall in zwei Richtungen, nämlich von Charenton auf Mesly und von Joinville aus Ehampigny; letzlerer war der Haupt- ansfall, ansgesührt von etwa 80,000 Franzosen gegen etwa 18,000 Dänische. Der erste Ausfall nahm folgenden Verlauf: Um 9 Uhr feindlicher Angriff auf Mesch; um II Uhr wurde der Feind durch die wüet- tembcrgischen Batterien im weitern Vorrücken aufgehalten; um I Uhr wurde der Berg Mesch durch dieselben erstürmt und die Franzosen zog sich eilig nach Creteil zurück; ein Theil ihrer fliehenden Infanterie wurde zusamniengehauen.
Beim zweiten Ausfall uni 8 Uhr Angriff der Franzosen auf die von den Sachsen besetzten Ortschaften Ehampigny und Brie: Zurückgehen der Sachsen auf Villiers; um 10 Uhr gegenseitiger Artilleriekampf; 11 Uhr erster Angriff des
Feindes längs des Eisenbahndammes zum Stehen gebracht durch die hier aufgestellten deutschen Compagnien; hierauf Entwicklung überlegener Arlilleriemassen Seitens der Franzosen und um 12 Uhr Vorstoß dagegen durch Würtlcnrberger und Sachsen; um 1'/- Uhr Stillstand des Gefechts und neuer Geschützkampf unter dem Amücken feindlicher Verstärkung; 4—5 Uhr feindlicher Angriff abgewiesen und Rückzug des Feindes unter den Schutz seines Artillcrie- seners.
Die tapsern deutschen Truppen hatten bei diesen Vorgängen ihr Blut vergossen wie Wasser — sie stand,.n fest und unerschütterlich im dichtesten Kugelregen, wie der Fels, dessen Haupt vom wilden Weiter umtost wird; aber noch war die blutige Arbeit nur halb rollendet — am 2. Dez. wurden die Deutschen znm Angriff beordert. Schon Morgens 7 Uhr erstürmten sie einen Theil von Ehampigny, um dessen vollständigen Besitz sich der Kampf bis znm Abend ausdehute. Schon von Nachmittag 3 Uhr an begannen die Franzosen sich zurückzuziehen, maskirt durch das Feuer der Balterieen und Forts.
So war auch der Erfolg dieses Tages eilt vollständiger. Die Franzosen halten wenigstens 120,000 Mann im Geiecht und ihr Gesainmtverlnst vom 30. Noo. bis 2. Dez. betrug etwa 8 bis 10,000 Mann. Deutscherseits waren am 2. Dez. etwa 36,000 Mann im Gefecht und ihr Ge- samnttverlnst vom 30. Nov. bis 2. Dez. belief sich ans etwa 5000; die württemb. Division verlor allein 2000 Mann.
So blieb denn der eiserne Ring um Paris ungebrochen, und es konnte die Annehmlichkeiten der Stadt nicht vermehren, als in den letzten Tagen des alten Jahres die, ans den Paris beherrschenden Anhöhen, ausgestellten deutschen schweren Belagerungsgeschütze ihren Feuer- und Kugelregen gegen die Forts und in's Innere der „heiligen Stadt" schleuderten.
Karlsruhe, 26. Nov. Das Handelsministerium hat den Fahrplan durch Einschaltung von Zügen mit Wagen 3. Claffe bereichert, welche zwischen Pforzheim und den nächstgelegenen Eisenbahn - Stationen, aus welchen sich die Arbeiter Pforzheims rekrutiren, laufen. Vom I. Dezember an aber werden eigentliche Arbeiterzüge abgelassen, auf welchen der Arbeiter für 36 kr., der Lehrling für 18 kr. in der Woche jeden Tag in die Fabrik und Abends wieder nach Hause fahren kann. Es ist klar, daß durch diese höchst dankenswerths Einrichtung dem verderblichen Herumlungern in der Fabrikstadt und dem Ueber- nachten in ungesunden, überfüllten und sonst bedenklichen Schlafstellen und Herbergen wesentlich gesteuert wird. Ebenso wird der alle Samstag Abend auf dem Pforzheimer Bahnhof sich abspielende Spektakel der massenhaft in ihre Heimoth drängenden Arbeiter vermindert werden.
Württemberg.
Vom 1. Januar 1873 au wird die Landpostanstalt im Oberamtsbezirk Calw auf die sämmtlichen Parzellen ausgedehnt, derart, daß letztere, soweit sie nicht seither schon an einer Landpostbotenroute gelegen waren, nun dreimal wöchentlich (am Dienstag, Donnerstag und Samstag) landostmäßig bedient werden.
Gleichzeitig wird die Parzelle Collbach- Sägmühle (Gemeindebez. Hirsau) dem Post- bestellbezirk Liebenzell zugetheilt. Zu demselben Bestellbezitke gehört auch die Parzelle Klein-Wildbad, Gemeindebez. Liebenzell, Oberamtsbezirk Calw.
Am 23. November ist der ev. Schulmeister Küste rer in Unterlängenhardt pensionirt worden.
Von der Centralstelle ist dein Lokomotivführer Adam in Wildbad für Ausstellung kleinerer Fischbrut-Apparate ein Preis von 25 fl. zuerkaniit worden.
Stuttgart. Den 27. fand dis Besichlungssahrt der Herren Mitglieder beider Häuser des Landtages auf der neuen Bahnstrecke nach Nagold unter Führung des Gcheimraths v. Dillenius statt. Die Fahrt war rom Wetter begünstigt und die Theilnehmer äußern sich sehr befriedigt über dieselbe; sie wurden in Calw wie in Nagold vom Publikum warm begrüßt.
Nagold, 27. Nov. Der Exlrazug mit den Siandesherren und Abgeordneten ist um I I Uhr Vormittags hier angekommen, und wurde von den zahlreichen Anwesenden mit lebhaftem Hoch empfangen. (S. M.)
Unser Landsmann, Dr. Max Bauer von Weinsberg, Sohn des unlängst verstorbenen Dekans Bauer, bisher Privatdozent der Mineralogie und Geologie an der Universität Göttingen, ist als Dozent dieser Fächer nach Berlin an die Bauakademie berufen worden.
Vom oberen Neckar, 27. Nov. Der Erdstoß vom letzten Sonntag Nachts hat, soweit bis jetzt bekannt, eine ansehnliche Ausdehnung gehabt. Er wurde verspürt im ganzen Neckarthale von Plochingen bis Rottenburg, ferner im Eyach- und Steinlachthale und.scheint seinen Ausgang