Es bleiben danach noch 60,000 bis 70,000 Mann vollkommen diensttaugliche Mann­schaften und die vorangeführte Zahl von bedingt brauchbaren jnngen Leuten, welche der Ersatz-Reserve der 1. und 2. Klasse überwiesen werden müssen.

Berlin. Das Deukmal für Jahn auf dem Turnplätze in der Hasenhaide soll am l I. Aug. eingeweiht werden. Der Eröff­nung steht nichts entgegen, da der Nest des fehlenden Geldes in Berliner Börsenkreisen gezeichnet ist. (Pr. Bl.)

Zu den Einnahmen der letzten Krieges, welche auf militärischem oder diplomatischem Wege erzielt worden sind, tritt noch ein ganz unerheblicher Bruchtheil, welcher ledig­lich in Uederschüssen aus der Verwaltung der französischen Landesposten durch die deutsche Reichspostverivallung besteht. Die Uebernahme dieser Verwaltung ist aus dem freien Entschlüsse der deutschen Postverwal­tung hervorgegangen und hat sowohl den eingesetzten deutschen Beamten, wie dem französischen Publikum wesentlichen Nutzen gewährt. Die bis Ende März 1871 ge. führte deutsche Administration hat eine» reinen Ueberjchuß von 121,428 ergeben, welcher zu 86V- pCt. aus die Reichspost- vecwaltung, zu 7V- pCt. auf Bayern und zu 6 pCt. auf Württemberg verlheilt wer­den soll.

München, 31. Mai. Dem Groß- brauer Gabr. SedlmairZum Spaten" wurde jüngst eine sehr ansehnliche Quanti­tät gesundheitsschädlichen Bieres von Po­lizeiwegen ausgelassen; desgleichen wurde vom Militärkommando aus den Hausmeistern in der Türken- und Leibregiment-Kaserne der Bezug von Bier aus den Brauereien vomSpaten",Leist"- undLöwen"-Bräu untersagt, da dieseredle Gerstensaft" zu sehr Diarrhöe verursache. In Folge hier­von machen die auswärtigen Biere hier gute Geschäfte.

Württemberg.

tz Stuttgart, 6. Juni. Bezüglich des an der Rietz-Straße eingestürzten Hauses ist sorgfältige polizeiliche Untersuchung ge­pflogen worden. Dieselbe hat Material zu einem strafrechtlichen Verfahren gegen die Bauunternehmer ergeben; die Angele­geilheit ist bereits in Händen des Straf­gerichtes.

Stuttgart, 6. Juni. Der Corso, der zur Feier des glücklichen Rückkehr Ihrer Majestät der Königin seit längerer Zeit vorbereitet worden und am Mittwoch Abend zur Ausführung kommen sollte, mußte wegen anhaltend ungünstiger Witterung abgesagt und bis auf Weiteres verschoben werden.

Heilbronn, 3. Juni. Am Montag den 1. Juli d. I. und die darauf folgen den drei Tage wird der diesjährige Woll markt in der auf das Zweckmäßigste ein­gerichteten Wollhalle abgehalten.

tz Auf dem Kirchheimer Markte sind die Preise für schlachtbares Vieh nicht nur uich. heruntergegangen, sondern gestiegen. Am gesuchtesten war, wie seit langer Zeit, das Melk-Vieh. Die Ansicht, als ob der Für termangel, die Folge von Hagelschlag unr Ueberschwemmung, den Landmann zur Re.

duction des Viehstandes veranlassen würde, hat sich als irrig herausgestellt.

Z DerTeckbotc" berichtet von einer abermaligen, sehr umfangreichen Erweite­rung, die für die Kirchheimer Maschinen- Fabrik nothwendig geworden und bereits in Ausführung begriffen ist.

Blaubeuren, 5. Juni. In der ver­gangenen Nacht wurden die Einwohner der hies. Stadt kurz vor 3 Uhr durch die Feuerglocke aus dem Schlaf aufgeweckt. Die Lohmühle zwischen der Stadt und dem Bahnhofe, welche vor etwa 10 Jahren neu erbaut wurde, stand in lichterlohen Flammen. Nicht unbedeutende Rindenvor- räthe, die unversichert sind, wurden gleich­falls ein Raub des Feuers.

Wildbad, 3. Juni. Die Zahl der Kurgäste vermehrt sich schnell und ist bis heute auf 943 gestiegen. Heute ist Se. Exc. Herr v. Stülpnagel, kommandirender Ge­neral des württembergischen Armeekorps, von Stuttgart mit Familie zum längeren Aufenthalt hier eingetroffen. Weiter ist unter den Kurgästen General von Hart­mann aus Würzburg.

Das Wochenblatt für Land- und Forst- wirlhschast Nr. 20 enthält einen Amsatz non Mühlhäuser in Weinsberg über die Einführung des Verkaufs von Rindvieh und Schweinen nach dem lebenden Gewicht; sodänn einen gedrängten Bericht von Braun­müller über die am 3. April in Berlin erfolgte Konstituirung des deutschen Land- wirthschastsraths; einen eingehenderen Be­richt über denselben Gegenstand verbunden mit der Entstehungsgeschichte des Vereins gibt Generalsekretär Dr. B. Frank; schließ­lich werden Mittheilungen aus einem Schrei­ben des Nenlamtmanns Aldinger in Heu­tingsheim aus der Schweiz über Maikäfer gemacht.

DasWochenblatt für Land- und Forst- wirthschafl" Nr. 21 enthält einen Bericht über die Wanderversammlung württember- gischer Bienenzüchter zu Ludwigsburg am 1. Mai 1872; einen Aussatz von A. Fecht (Halle a. d. S.) über die Maschinensaat; den Schluß des Berichts von Generalsekre­tär vr. V. Funk über die Versammlung oes deutschen Landwirthschaftsralhes; das Berathungsprogramm für die 24. Wander­versammlung württembergischer Landwirihe in Nottweil am 3. und 4. Juni 1872, und eine Mittheilung von H. Fischbach betreffs einiger im Jahre 1869 gemachten Erfah­rungen über die Behandlung vom Hagel beschädigter Obstbäume.

* Lange nbrand, 6. Juni. Die am Sonntag hier stattgehabte Versammlung war von mindestens 100 Männern aller Stände besucht Der Herr Abgeordnete Beutler hielt einen Vortrag über die üs jetzt in der Kammer zur Verhandlung gekommenen Gesetze, wobei er zugleich keine oei der Berathung und Beschlußfassung aber die Gesetzesvorlagen eingchatlenen Ansichten unb Grundsätze des näheren aus- .inandersetzte. Die Versammlung drückte hm auch schließlich ihre vollkommene Be- riedigung hierüber aus und man trennte ich mit dem Wunsche, es möchten auch Zünftig derartige, den Herrn Abgeordneten

im persönlichen Verkehr mit seinen Wähler erhaltende Versammlungen, mit solcher! die Theilnehmer über die neuen Gesetz, aufklärenden Vorträgen sich wiederholen '.

Ausland.

Man fragte sich in Frankreich, wie mai die zahlreichen Uniformen, welche die Com mune hatte anfertigen lassen, benütze/ könnte. DieOpinione nationale" Melders daß Japan einen großen Theil davon ge/ kaust hat; von den Schultern der Föde­ralisten werden sie nun auf diejenigen de^ Leibwächter des Mikado übergehen.

Die Nachricht über das Unglück, das der Robbenfang-Flotille an den Küsten von Labrador und 'Neufundland zugestoßen, ist übertrieben. Es gingeil nur 12 Schiffe unter, nicht 44.

Die größte Brücke der Welt ist die auf der Mobile- und Montgomery-Eisen- dahn in der Nähe von Mobile. Sir ruht auf eisernen Cylindern, hat 10 Spannen und i>r 15 englische Meilen lang.

Als einen erschrecklichen Beweis für das Ueberhavdnehmen der Trunksucht unter den niedern russischen Volksklassen führen Petersburger Blätter die amtlich beglau­bigte Thatsache an, daß in der Stadt Kasan, deren russische Bevölkerung, mit Ausschluß der Tartanen und anderer Na- lionälitären, etwa 30,000 Seelen beträgt, während der diesjährigen Osterfeiertage 600 betrunkene Männer und 59 betrunkene Frauen, in völlig bewußtlosem Zustande von der Polizei von der Straße aufgeho­ben wurden.

Miszellen.

Eine Geschichte vom Lichtenstrin.

(Von Th. Gr.)

(Fortsetzung und Schluß.)

Goldgräfchen," sprach sie in ihrer fremdartigen Weise, aber mit einem Hohne, der die Umstehenden erbeben machte.Gold- gräfchen, verstehst du dich immer noch auf's Lügen und Betrügen? Du standst also nicht in Verbindung mit Makabel, den du vor­gestern aufsuchtest, daß er mit seinen Leuten deinem Bruder an der Kapelle auf der Haide auflaure? Du hast ihn nicht gekannt den Makabel, obgleich du ihn vor zwanzig Jahren das Bildchen des Grafen, dein kleines Velterchen, aufgreifen ließest, um es mit seiner Amme und dem Knecht, der sie begleitete, dem Tode zu weihen? Ist dein Gcdächlniß so schlecht geworden, Gold- gräschen daß die alte Zaire dich an alles dieß erinnern muß?"

Schon bei dem ersten Worte, das die Zigeuner mutter sprach, war der jüngere Graf vsn Werdeuberg enisetzt zusammen- gefahreu; wie er nun aber, gleichsam von einer höheren Macht gezwungen, die Augen auffchlug und dem alten seltsamen Weibe, das sich m femem rotlun Mantel und dem gelveii Tuche um den Kopf fast grauenhaft ansnuhm, in die düster gliihead.n Augen iah, da erfaßte ihn ein so furchtbarer Schrecken, daß er sich ianm aufrecht zu erhalten vermochte. Leine Haare sträubten sich empor und seine Knie schlotterten,«