Überschwemmung, die glücklicherweise durch das noch Nachts rechtzeitige Aufhören des Regens abgewendet wurde.
Oesterreich.
Wien, 28. Mai. Die Erzherzogin Sophie ist heute Nacht 3 Uhr nach langem Todeskampf verschieden.
Prag, 26. Mai. In Folge von Wolkenbrüchen furchtbare Ueberschwemmung mehrerer Landgebiete. Viele Menschenverluste; Feldsrüchte meilenweit verwüstet; zahlreiche Dörfer ganz weggeschwemmt.
Ausland.
Paris, 19. Mai. Der Avenir National ist heute genölhigt, einzugestehcn, daß die Elsaß-Lothringer, welche auf die Versprechungen der französischen Negierung bauend, nach Algerien ausgewan- dert sind, in dieser französischen Kolonie sehr schlecht ausgenommen wurden und fast ohne Ausnahme in's tiefste Elend ge- ralhen sind. Man sendet diese unglücklichen Kolonisten vom Gouverneur zum Präfekten, vom Präsekten zu einer Kommission, ohne die ihnen ertheilten Versprechungen zu erfüllen; dies dauert monatelang, bis sie sich dann endlich genölhigt sehen, von Allem vollständig entblößt nach Europa zurückzukehren.
Die Verhandlungen über die Zahlung der restirenden drei Milliarden haben bis jetzt noch zu keinem Resultate geführt. Die Schwierigkeit ist, Garantien zu finden, die der deutschen Regierung genügende Sicherheit bieten, so daß sie ihre Truppen aus Frankreich zurückziehen könnte.
Die Zahl der Fremd geborenen und Eingeborenen in den Vereinigten Staaten beträgt nach den so eben veröffentlichten vergleichenden Tabellen des Zensusbureaus in Washington City im Jahre 1870 32,989,437 Eingeborene und 5,566,546 Fremdgeborene gegenüber 27,304,624 Eingeborenen und 4,136,698 Fremdgeborenen im Jahre 1860.
Miszellen.
Eine Geschichte vom Lichtenstcin.
(Von Th. Gr.)
(Fortsetzung.)
„Sicherlich," erwiederte ein Anderer, „und überdies, — soll das Wort eines Edelmannes von uraltem Stande nicht mehr gelten, als die Aussage eines elenden Bastards, wie dieser Junge hier ist?"
„Ich verlange Gerechtigkeit," schrie jetzt der jüngere Werdenberg, der die Flüsterworte genau genug gehört hatte, um daraus auf die Stimmnng der Anwesenden schließen zu können, „ich verlange augenblickliche Gerechtigkeit. Der Geist meines ermordeten Bruders schreit um Rache und sein Mörder ist immer noch frei und ledig !"
„Hängt den Burschen an dem nächsten besten Baume auf," schrieen jetzt Einige der Anwesenden, den jungen Hans mit äußerst feindseligen Augen betrachtend, und ihre Fäuste ballend, als wären sie nicht abgeneigt ihren Worten alsbald Nachdruck zu geben. Allein verlassen war der Jüngling deßwegen doch nicht.
„Zurück ihr Herren," donnerte Herzog
Eberhard, der eine Zeit lang mit dem Förster von Sigmaringen zusammengeflüstert hatte. „Sieht der junge Mann da aus, als wäre Lüge sein Element? Oder hätte er gar das Auge eines Mörders? Zurück, sage ich noch einmal, und wage es Keiner, ihn anzutasten, bis seine Schuld eine erwiesene ist."
In diesem Augenblicke drängten sich zwei Personen gewaltsam durch den Kres und warfen sich dem Herzoge zu Füßen. Es waren dies der Förster vom Lichlen- stein, Herr von Anweil, und seine Tochter Agnes.
„Ich bürge mit meinem Leben für den jungen Mann hier," ries der Förster. „Er ist gar nicht im Stande, das zu thun, dessen man ihn beschuldigt."
„Und ich flehe Eure Durchlaucht um einen Aufschub des Urtheils auf drei Stunden an," rief Agnes, das Gesicht von Gluth übergossen, „denn bis dahin werde ich Licht in das Dunkel dieses Mysteriums schaffen, und den wahren Mörder entlarven."
Der Herzog nickte ihr freundlich zu und im Augenblicke draus stand sie neben Hans, ihm die Hand drückend. Dann durchbrach sie den Kreis und nach einer Sekunde hörte man den Husschlag ihres Rosses, das in rasender Eile über die Haide hinjagte.
„Mein Herr Buder," sprach nun der Herzog sich an den Fürsten von Sigmaringen wendend, „wenn es Euch genehm ist, so wollen wir das Uriheil in dieser Sache bis auf den Nachmittag ausgesetzt sein lassen. Nehmet den jüngeren Grasen von Werdenberg, Euren Untcrlhan, in Verwahrsam, gleich wie ich mit dem jungen Manne hier, dem Pflegesohne meines Försters von Lichtenstein, thue. „Anweil," fuhr er nach kurzer Pause fort, indem er zugleich auf den immer noch knieenden Hans deutete, „ich übergebe Euch diesen Jüngling, damit Ihr mit Eurem Leben sür ihn haftet und Ihr mir ihn vorführt, wann und wo ich ihn von Euch begehre. Nun aber, meine Herren, auf und zu Pferde, denn wir reiten jetzt nach dem Lichtensteine zurück, um von dort aus, wenn uns die Agnes keine Aufklärung bringt, sobald der Tag graut, eine allgemeine Streife zu veranstalten."
Und so geschah es. Die Herren bestiegen sämmtlich ihre Rosse und folgten schweigsam den beiden Fürsten, die sich leise unterredend, voranritten. Den Stiefbruder des Grafen von Werdenberg hatten zwei Edelleute des Fürsten von Sigmaringen in ihre Obhut genommen, der junge Hans aber ritt neben dem Förster von Lichtenstein, nicht gefesselt und nicht gebunden, und doch als wäre er an ihn gekettet. Nach anderthalb Stunden hatte der Zug das Schloß erreicht, und abermals nahm sie Alle die große Stube im zweiten Stockwerke auf. Aber — welcher Unterschied zwischen der jetzigen dumpfen Stille und der Hellen, lauten Fröhlichkeit, die hier vor wenigen Stunden geherrscht hatte!
Doch wir haben keine Zeit zu Betrachtungen dieser Art. Folgen wir vielmehr der Agnes, wie sie über die Haide dahinsprengt !
Etwa eine starke Stunde von dem Dorfe Erpfiiigen entfernt, erhebt sich ein dichtbewaldeter Berg, den man den Höhlenberg nennt. Rechts von ihm dehnt sich eine Lichtung aus, die an die Haide stößt, und in der Mitte dieser Lichtung steht eine alte mächtige Buche, die wohl ihre 6 Fuß im Umfange hat. Auf diese Buchs nun sprengte Agnes zu und hatte sie in fast unglaublich kurzer Zeit erreicht. Sie sprang vom Pferde, band dasselbe an einem herabhängenden Aste fest und zog nun das silberne Pfeifchen hervor, welches sie vor zwei Tagen von der Zigeunermutler erhallen hatte, um es dreimal hinter einander ertönen zu lassen. Laut und schrill klang es über die Haide hin, daß es einen Tobten hätte erwecken können, und angstvoll lauschte Agnes, welchen Erfolg der Ruf ihres Pfeifchens haben werde. Lange Zeit — in Wahrheit waren es bloß fünf Minuten, aber die Angst und Aufregung, in der sich das Mädchen befand, verwandelte die Minuten in Stunden — lauschte sie vergeblich. Nichts unterbrach die düstere Stille der Nacht, und schon wollte sie das Pfeifchen abermals an den Mund setzen, um demselben noch schrillere Töne zu entlocken; da raschelte es plötzlich hinter ihr, und wie sie sich umwandte, sah sie in das dunkel glühende Auge der Zigeunermutler.
„Du hast mir gerufen," sagte das alte Weib, „und Zaire ist gekommen, dem Bleichgesichte beizustehcn. Was begehrst du von der Fürstin aus dem Geschlechts Zangor?"
„Rettung für meinen Pflegbruder," rief Agnes, die Knie des unheimlichen Weibs umfassend. „Rettung für ihn, der des Mords an dem Grafen von Werdenberg angeklagt ist."
„Ich wußte, daß du kommen würdest, Mädchen," erwiderte die Zigeunermutler mit unheimlichem Lachen; „ich wußte es, der Sadalahar, der Beherrscher der Geister, hat es mir gejagt. Aber wie kann Einer des Mords an einem noch Lebenden beschuldigt werden? Wer ist der Ankläger gegen den Jüngling mit den blonden Locken ?"
„Der Stiefbruder das Grafen," rief Agnes verzweiflungsvoll, „und sie werden den Hans tödten, wenn seine Unschuld nicht an diesem Morgen noch erwiesen wird."
Ein Blitz zuckte plötzlich über das Gesicht der Zigeunermutter hin und ihr Auge leuchtete in unheimlicher Freude. „Sadalahar hat ihn in meine Hände gegeben," murmelte sie in einer fast unverständliche« Weise, „und der Kreis des Ungewitters ist geschloffen. Jetzt halt' ich dich fest, du Schlange, die meine Enkelin der Schande und meine Tochter dem Tode überwiesen. Deine Zeit ist abgelaufen, Verworfener, und die Todten müssen wieder erstehen, auf daß du selbst dem Abgrund der Hölle überwiesen werdest."
(Fortsetzung folgt.)
Guter Rath für Hagelbeschädigte.
(Nach dem Staats-Anz.)
Verhagelte Roggen - und Dinkelfelder können, vor der Blüthe abgcmäht, noch neue Triebe bilden. Die Sommerfelder können sich, falls sie nicht total vernichtet sind, wieder erholen, wobei ein vorsichtiges