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zurTrinkstube" eingerichtet ist, oder von derKönigsstube" mit ihren Ahnenbildern, oder vom großenRittersaale" mit seinem ritterlichen Schmucke, oder vomhohen Wartthurme" mit seiner unbeschreiblichen Fernsicht? Nein, wir überlassen dieBe- schaumig des Einzelnen" dem Leser selbst, ihn bitlend, die Burg mit seinem persön­lichen Besuche zu erfreuen, denn unsere Aufgabe ist eine andere, eine solche, die in die vergangenen Zeiten zurückgreift, um die Geister der damals Lebenden zu neuem Dasein heraufzubeschwören!

Auf dem Lichtenstein nämlich hat sich gerade vor zweihundert zwölf Jahren eine höchst seltsamliche und in ihrer Art be­deutsame Geschichte begeben, wenn anders die alte Chronik, welcher wir folgen, uns nicht trügt, und diese Geschichte in Kurzem und gleichsam nur in Umrissen zu erzählen, haben wir die Feder ergriffen, den Leser bittend, uns das Geheimnißvolle derselben zu Gute zu halten und daran zu denken, daß in jenen Zeiten noch viel wildere und grausamlichere Thaten vorgefallen sind. Spielt doch unsere Geschichte gleich nach der Zeit des dreißigjährigen Krieges, durch welchen Deutschland fast in eine Einöde und gleichsam in die Heimath der wilden Thiere, zugleich aber auch in den Tummelplatz der entfesselten menschlichen Leidenschaften und Schlechtigkeiten verwandelt worden mar!

Es war im Jahre 1660, im Anfänge des Monats August. Das Schloß Lichten­stein hatte damals noch fast ganz dieselbe Gestalt, wie zur Zeit seiner Erbauung zwei Jahrhunderte früher, und sogar die Zugbrücke, welche über den breiten und tiefen Graben (der es vom Festlande schied) hinüberführte, war noch vorhanden, obwohl sie vielleicht in fünfzig Jahren nicht auf­gezogen morden sein mochte. Die Räum­lichkeiten in dem alten Gebäude waren übrigens von keiner Ausdehnung. Zu un­terst, in den Felsen gehauen oder doch durch feste Mauern mit diesem verbunden, be­fanden sich die Kellerräume und die Stal­lungen, im ersten Stock wohin eine schöne Wendeltreppe führte, gab es eine weite und Helle Stubemit gegossenem Boden", und daneben einige kleinere Zimmer nebst der Küche, im zweiten Stock lag die überaus schöne Ritterstube, einem größern Saale vergleichbar, mit Fenstern auf drei Seiten, und innen mit mächtigen Hirschgeweihen aller Art verziert, daneben gegendas Fest­land" hinaus ein geräumiges Schlafzimmer, und endlich unter dem spitzen Dache ver­schiedene Kammern und Bühnen, das war Allesl Aber freilich die Hauptschönheit des Schlosses lag nicht in seinen Räum­lichkeiten, sondern in der Aussicht, die man von diesen Räumlichkeiten aus genoß! Sah man doch von den vorderen Zimmern, be­sonders von der Ritterstube aus, tief, tief in's Unterland hinab, bis auf den Hoheu- asberg, ja, bei besonders günstiger Witte­rung bis auf den Warlberg bei Hellbraun, oder gar auf den Katzenbuckel im Oden­walde! Oeffnete sich doch unmittelbar vor dem trunkenen Blicke ein wunderbar herr­liches Thal mit lachenden Wiesen, mit freundlichen Dörfern, mit springenden Heerden und mit rauschenden ewig klaren

Wassern! Hatte man doch vor sich gerades des Herzogs Eberhard, des Dritten, gegenüber auf der entgegengesetzten Thal-i damaligen Regenten von Württemberg

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wand die furchtbaren Felfenmassen des Röthelsteins, des Burgsieius, des Rauch- bolls und des Greiffensteins, der einstens auch eine stolze Feste getragen, und damals noch die Ruinen davon zeigte! Freilich unmittelbar an der Schloßmauer hinab durfte man nicht sehen, wenn man zum Schwindel geneigt war, denn da gähnte ein fürchterlicher Abgrund, indem der Felsen, welcher den Unterbau bildet, wohl gegen dreihundert Fuß tief schroff und glatt ab­fällt, wie eine aus einem einzigen Steine geformte Mauer!

Treten wir in's Innere des Schlaffes, in dieweite und Helle Stube mit dem gegossenen Boden", welche sich im ersten Stock befindet. Das Ameublement ist ein­fach: ein mächtiger Kachelofen, ein großer eichener Tisch mit sechs oder acht eichenen Stühlen, ein hoher Sessel mit gepolsterter Lehne am oberen Fenster, und am unteren ein feiner Nohrstuhl mit einem Arbeits­tischchen davor, im Hintergründe einige im­mense Küsten, ebenfalls aus Eichenholz und mit vielem Schnitzwerk verziert, an den Wänden ein paar rauchige Porträts, und dazwischen Dutzende von kleineren oder größeren Nehgeweihen, dazu iünf oder sechs Gewehre von der einfachen Schrotflinte bis zu der schweren Kugel- büchse, und endlich ein Reitersäbel nebst zwei Hirschfängern. Vom Ameublement gehen wir zu den Bewohnern über, und wir treffen es gerade glücklich, denn sie sind eben alle in der Wohnstube versam­melt, und sitzen um den großen eichenen Tisch, der in der Milte steht, herum. Es ist nämlich sechs Uhr Morgens und also (der Leser erinnert sich, daß wir vom Jahre 1660 sprechen) Frühstückszeit. Den Vor­sitz am Tische führt ein älterer Herr, dessen Haupthaar zu bleichen anfängt, obgleich er sonst noch rüstig genug aussieht. Er ist niager, aber sehnig gebaut, und sein wettergebräuntes Gesicht zeigt, daß er der Strapatzen schon viele mitgemacht hat. Das scharfe Auge blickt sicher, aber um den Mund, der von einem mächtigen Schnurr­bart beschattet ist, spielt ein gutmüthiges Lächeln, das dem ganzen Gesichte einen überaus freundlichen Ausdruck verleiht. Rechts von ihm auf der Seite sitzt ein Mädchen, dessen rosige Wangen n ohl kauni mehr als zwanzig Sonnen gesehen haben, und dessen ganzes Wesen von Gesundheit, Frische und Muth strahlt. Es ist ein merk­würdiger Gegensatz zwischen ihnen Beiden. Sie eine blühende Jungfrau in der Fülle ihrer Jugend und Schönheit, er, ein zwar noch kräftiger und mannhafter, aber doch schon dem Alter verfallener und mit diesem kämpfender Mann! Und doch trotz dieses Gegensatzes, welche Achnlichkeit! Welche Uebereinstimmung im Blick, in den Zügen, im ganzen Wesen, und dazu welche Zärt­lichkeit! Man sieht gleich, daß man Vater und Tochter vor sich hat.

Und so ist es auch; der alte Herr ist der Förster von Anweil, der schon seit mehr als zwanzig Jahren hier oben das Regiment führt, nachdem er früher in seinen jüngeren Jahren, in unmittelbaren Diensten

gestanden war, und die blühende Roß neben ihm ist seine Tochter Agnes, einzige Sprößling einer glücklichen Ehe,dies nur zu bald durch einen frühzeitigen Tel,! der Gattin gelöst worden. Agnes führt, dem Vater die Haushaltung schon vo,, früher Jugend an; denn der Förster M Wittwer geblieben, um seinem einzige« Kinde keine Stiefmutter zu geben. L, bekam das Mädchen bald eine gewisse Selbst- stäudigkeit, die sich ihrer eigenen Kraft bewußt war, und nicht wenig trug Hirz« die Erziehung bei, welche ihr auf dieser Einöde hier oben zu Theil geworden mar. Von einem regelmäßigen Schulbe­suche im nächsten Dorfe konnte natürlich nicht die Rede sein; eben so nig von einem eigenen Hofmeister. Ta- erstere verbot im Winter der Schnee, Mil­cher auf dieser luftigen Höhe alle Wege auf viele Monate verdeckt, und das letztm ging nicht, weil dem Förster die MM fehlten, einen eigenen Lehrer zu halte,,. So übernahm denn den größten Theil der Erziehung seines Kindes der Lala selbst, und natürlich konnte es nicht aus- bleiben, daß dieselbe euvasmännlich" aas- fiel. Sie lernte schießen und reiten, fast ehe sie lesen uno schreiben konnte, m>d im Stillen bedauerte es der alte Förfm oft, daß sie kein Knabe geworden fei. M rigens blieb sie in den Schnlwissenschaft« doch auch nicht zurück, und sogar in da, speziell weiblichen Kenntnissen rückte fii mit den Jahren ordentlich vorwärts; de,,,, im Sommer mar der Weg nach Ho« hinunter für ein so kräftiges Mädchen mr Agnes ein bloßer Spaziergang, und in Pfarrherr und die Psarrherrin von Hom nahmen sich des lernbegierigen Kindes a»>- bereitwilligste an. Auf diese Art wich Agnes auf.

(Fortsetzung folgt.)

(Zur Mode.) In einer Predigt, dir vor 200 Jahren in Stuttgart gehalten wurde, kommt folgende Stelle vor: erstlich haben wir ans Welschland heraus­gebracht kleine sammete Hütlein, die tragen die Weibsbilder, nicht zu bedecken das Haupt, sondern allein zur Zierd und Hof­fart; tue sein so klein, daß sie nicht den vierten Theil des Haupts bedecken mögen. Und flehet eben, als wenn ein Weib ein Apfel auf den Kopf setzte und spräche, Das ist ein Hut! Und zwar, wenn man sonsten an der Hoffart pflegte, etwas zn ersparen, so möchte mau gedenken, man wolle den Sammet sparen. Aber diese Gespärigkeit kommt allein daher, daß man vor Fürwitz und Hoffart nicht weiß, was man anfangen soll."

Goldkours der K. Württ. Staatskassen-' Verwaltung.

Friedrichs'dor ... 9 fl. 56 kr.

Pistolen .9 fl. 39 kr.

20-Frankenstücke . . 9 fl. 20 kr. Rand-Dukaten . . 5 si. 31 kr. Stuttgart den 31. März 1872.

Redaktion, Druck

und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.

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