68 —
Miszellen.
Das Opfer.
(Fortsetzung.)
Kein Wunder, daß er dem Wunsche der Herren längere Zeit nicht gerecht werden konnte, daß ihre Ungeduld schon einen hohen Grad erreicht hatte, als er ihnen eines Abends, nachdem alles bereits auf- gestanden war, einen Wink gab, noch da zu bleiben. Der junge Mann hatte sich, gute Nacht wünschend, entfernt, und die Herren stellten sich erwartungsvoll im Halbkreise um den Gastgeber her.
Dieser begann: „Meine Herren, damit Sie sehen, daß ich, soweit es irgend mein Gewissen mir erlaubt, bereit bin, Ihnen zu dienen, so hören Sie, was mir den Schlüssel zur Lösung der mir von Ihnen gestellten schwierigen Aufgabe an die Hand zu geben scheint. Als ich heute an dem Zimmer des Herrn Müller vorüber ging, stand die Thüre ein wenig offen; ich blickte hinein, — das durfte ich, denn ein Blick ist überall erlaubt, wo eine Oeffnung vorhanden ist — und sah ihn; er kehrte mir den Rücken zu und malte an einem Bilde, oder richtiger, er malte gerade nicht, sondern ließ Pinsel und Palette ruhen, hatte den Kopf in die Hand gestützt und seufzte mehrere Male ganz vernehmlich. Dieses Bild aber, wen meinen Sie wohl, daß es vorstellte, ähnlich, sprechend ähnlich?"
„Es war Ihre verehrteste Fräulein Tochter, Herr Justizrath!"
„Wa — was, meine Emilie?" rief dieser, „Teufel! jetzt geht mir ein Licht aus! der infame Kerl! den soll gleich — Hören Sie meine Herren! Ich muß Ihnen da etwas mittheilen, das ich aus Gründen bisher verschwiegen habe. Voriges Jahr begleitete meine Emilie eine Tante in's Bad, sie trifft dort große Gesellschaft, ein junger Mann macht ihr die Cour, so ein Luftibus von einem Maler, er gefällt dem Mädchen; meine Schwester, die einen Narren an dem Menschen gefressen hat, schreibt mir, der junge Mann habe ernsthafte Absichten, besitze ein (inständiges Vermögen, habe ein schönes Talent, ich möge erlauben, daß man seine Bewerbung annehme. Ich natürlich, das können Sie sich denken, setze mich wie wüthend hin und schreibe: daraus wird ein für alle Mal nichts; mein Kind ist zu etwas Besserem bestimmt, als zu einer so unsoliden Partie. Also Marsch nach Hause und den Lumpaci aus dem Kopf geschlagen! so will ich's, so muß es sein, bei meinem Zorne! Es ist Ihnen bekannt, wenn ich in einer Sache sage: bei meinem Zorn! so weiß Jedermann in meiner Familie, daß nichts mehr zu Widerreden ist und auch nie mehr mit einem Wort darauf zurückgekommen werden darf. Und nun, was thut der verdammte Kerl? Kommt hierher, dreht mir eine Nase, schmiert meine Tochter auf die Leinwand hin, läuft ihr wahrscheinlich auf Weg und Steg nach, bringt sie in's Ge rede, blamirt mich —" „Ja," riefen die Andern, „und macht sich nebenher die Freude, mit uns allen auf die unverschämteste Weise seinen Spaß zu treiben, uns
von einem Sitz auf den andern zu jagen, und lacht sich dabei die Haut voll!"
„Schon gut," sagte der Justitzrath, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich werde mich, werde Sie alle auf die ecla- tanteste Weise rächen, verlassen Sie sich darauf. Morgen Abend treffen wir uns zeitig. Da sollen Sie von mir hören."
(Fortsetzung folgt.)
Ein weiblicher Dauernsängcr.
(Fortsetzung.)
Sie erzählte von Warschau und Petersburg, von Moskau und Odessa. Sie sprach gut, und mit lebhafter Gestikulation. Daß hierbei der Brillantring an ihrem Finger zur besonderen Geltung kam, ist selbstverständlich. Bald war die ganze Badlö ä'irotö aufmerksam geworden, und allgemein war die Bewunderung für den prachtvollen Stein. Herr Molnow konnte nun nicht länger an sich halten: „Gnädige Frau, würoen Sie mir wohl gestatten, Ihren wunderbaren Ring etwas Näherin Augenschein nehmen zn dürfen?" „Mit dem größten Vergnügen!" Sie streifte ihn vom Finger und überreichte ihn lächelnd ihrem vis-ü-vis. Dieser betrachtete den Stein mit wahrem Entzücken, schwur nie etwas Aehnliches gesehen zu haben, und reichte ihn dann, mit gütiger Erlaubniß der Besitzerin, zum Ansehen herum. Der Ring machte bei den Nähersitzenden die Runde und Jeder mar des Erstaunens und des Lobes voll. „Wabrscheinlicki ein altes Erbstück Ihrer Familie?" — „Keineswegs, ich trage ihn nur der Kuriosität wegen."
— Allgemeine Neugierde. — „Ich habe den Ring von einem böhmischen Glasschleifer erstanden. Derselbe hat außer seiner, wie Sie Alle sehen können, ziemlich schwachen Goldfassung, gar keinen Werth, denn der Stein ist falsch." — „Unmöglich! — Das kann nicht sein! — Ein so reines Wasser!
— Ein Stein von solchem Feuer!" — so tönte es wirr durcheinander. '— „Ihr Erstaunen", nahm Madame Pawlowska wieder das Wort, „und Ihre Zweifel
sind das beste Kompliment für meine« armen Glasschleifer, der einen Brillante« so virtuos zu imitiren verstand. Aber dH Wahrheit muß trotzdem ihr Recht behalte«, und so ist und bleibt der Stein falsch."
— „Sollte hier nicht vielmehr ein Iw thum oder eine Verwechslung seitens Ihres armen böhmischen Glasschleifers vorliegen?"
— „Keineswegs!" — „Würden Sie mir wohl," wagte Herr Molnow endlich schlichter« zu sagen, „den Ring aus eine halbe Stunde auvertrauen? In ziemlicher Nähe dieses Hotels wohnt ein nur befreundeter Id welenhündler, der als bedeutender Kenne: von Edelsteinen sich eines großen Rust erfreut. Diesem möchte ich den Diaman ten zeigen, und sein Urtheil über den selben einholen." Mit der größten Bereitwilligkeit ging Madame Pawlowska Ms diesen Vorschlag ein. Sie übergab Molnoi» den Ring und dieser eilte zu dem Juwelen- Händler, welcher, nachdem er den Stei« besichtigt, gleichfalls in die lauteste Bewunderung ausbrach. — „Und, denke» Sie dieser Stein soll falsch sein!" - „Lieber Molnow, wenn dieser Stein falsch ist, dann sind meine sämmtlichen Juwele« in diesen Küsten und Schränken auch falsch."
— „Würden Sie diesen Stein kaufen, uiss um welchen Preis?" — „Fünfzehnhundert Thaler zahle ich, ohne mich zu besinnen." Molnow eilte in das Hotel zurück. Die ganze Gesellschaft, der Dinge wartend, dii da kommen sollten, war noch versammelt. Der Abend war inzwischen hereingebroche«, und man hatte einige Lichter angesteck. Arhemlos trat Molnow in den Saal. - „Hier, gnädige Frau, ist Ihr Ring. Ich muß Ihnen zugleich sagen, daß mein Freund, der Juwelenhändlcr, den Stein, ebensowenig wie wir für falsch hält, sonder« ihn für ächt und sehr werthvoll erklärt."
(Schluß folgt.)
Hiezu eine Beilage.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg
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