stimmungen des Entwurfes sind den Gesetzen der Schweiz und der Vereinigten Staaten entlehnt. (Siecle.)
In den Ardennenstädten Revin bei Roer oy wurde ein deutscher Artillerie-Unteroffizier mit zwei Pioniren, die dahin in dienstlicher Angelegenheit gesandt waren, insultirt und mit Steinwürfen verfolgt. Das Städtchen hat eine Strafbesetzung von 2 Kompagnien bekommen.
St. Petersburg, 12. Dez. Wie der „Ruß. Jnv." berichtet, hat der Kaiser Graf Moltke zum Ehren-Mitglied der General- stabs-Akademie ernannt.
London, 13. Dez. Es ist bemerkens- werth, daß „das freieste Land" am entschiedensten gegen die Internationale einschreitet und derselben schon beim ersten Versuch einer Kundgebung den Krieg erklärt. Wie nämlich aus New-Dork gemeldet wird, wurden daselbst mehrere Mitglieder verhaftet, weil sie trotz eines ausdrücklichen Polizeiverbotes versucht hatten, Sonntags in einem Aufzuge durch die Stadt zu marschiren.
Miszellen.
Lin Oreßgang. .
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
(Fortsetzung.)
„Das kann ich mit gutem Gewissen," erklärte der Hochbootsmannsgehülfe, „denn ich thue weder etwas hinzu, noch hinweg, sondern erzähle blos die nackte Wahrheit."
„Nun, Bursche," rief jetzt der Kapitän, indem er sich an William wandte, „was sagst du zu allen diesen Aussagen und Zeugnissen?"
„Daß sie alle zusammen falsch und erlogen sind," entgegnete William Helm- städt in festem und bestimmtem Tone. „Entweder täuschen sich die Männer, die gegen mich aussagen, oder aber haben sie die Sache absichtlich und mit Ueberlegung ersonnen, um mich zu verderben. Ich verlange, daß man meinen Koffer untersucht, und dann wird sich gleich zeigen, was an der Sache ist, und welch' niederträchtige Verleumdung gegen mich ersonnen wurde."
„Das soll auch geschehen", rief der Kapitän, „und zwar sogleich; denn, beim Himmel, ich will diese unheimliche Sache bis zur Evidenz aufgeklärt wissen. Maxwell" — fuhr er fort, indem er sich an einen der niederen Offiziere wandte, — „nehmen sie sogleich ein paar Mann und holen Sie Jngsley's Koffer herauf, damit man ihn in meiner Gegenwart öffne."
Eine tiefe Stille herrschte, bis der Koffer kam, und es wäre nicht ohne Interesse gewesen, die Partheien während dieser Zeit zu beobachten. Bill Sykes nämlich sah verdrossen und ängstlich zu Boden, nachdem er Charles Meinroth einen scheuen Blick zugeworfen hatte, den dieser Letztere mit einem triumphirenden Grinsen beantwortete, in William Helmstädts Gesicht aber lag eine Zuversicht und Ruhe, die nur der Unschuldige oder ein der ärgsten Verstellung fähiger Bösewicht haben kann!
Der Koffer kam.
„Oeffne ihn", befahl der Kapitän, sich an William wendend.
Dieser fuhr mit der Hand in die Tasche, um den Schlüssel hervor zu langen, aber — es fand sich kein Schlüssel darin. Die Zuversicht floh aus seinem Gesichte und er wurde blässer und blässer. In allen Taschen suchte er und wandte diese förmlich um, aber — der Schlüssel war nicht da!
„Ich habe meinen Schlüssel verloren," keuchte er endlich, „oder — oder viemehr" setzte er nach einer kleinen Pause, während welcher ein schrecklicher Verdacht in ihm aufstieg, hinzu, „man hat ihn mir wahrscheinlich gestohlen."
„Pah, Ausflüchte," entgegnete der Kapitän. „Der Zimmermann soll eine Axt und ein Brecheisen bringen."
In einer Minute war das Nöthige herbeigeschafft und in einer andern Minute sprang der Koffer auf. Aber was lag da zu alleroberst? Ein in ein Hemd gewickelter Pack Taback und ein dickes mit Zucker gefülltes Papier. Das Diebstahlsobjekt war also gefunden!
„Wirst du nun noch lüugnen?" rief der Kapitän, einen tiefverächtlichen Blick auf William werfend.
Dieser war todesblaß und dem Umsinken nahe; aber er raffte sich gewaltsam auf. „Kapitän", sagte er mit fester Stimme, „der Schein ist gegen mich, allein ich schwöre zu Gott, und zwei Stunden noch war ich an meinem Koffer und damals fanden sich die jetzt hier gefundenen Gegenstände nicht darin. Es ist ein Complott gegen mich, und man hat mir meinen Schlüssel gestohlen, um diese Sachen in den Koffer zu thun."
(Fortsetzung folgt.)
Der M im Schuh.
(Fortsetzung.)
Jetzt kam der Fränzi mit Nadel und Pfriem und es gab eine Scene des Wieder- erkennens, die Mutter Elgers altes Herz erwärmte.
Beethoven stresste den zerrissenen Schuh ab. „Da, Fränzi," sagte er, „lieber Junge, thu' mir den Gefallen und reparire den Schaden, so gut es dir irgend möglich ist, Ich geh' derweil in's Nebenzimmer zur Lisbeth. Sie wirds dem alten Jugendfreund nicht abschlagen, wenn er sie bittet, ihm noch etwas zu singen."
Und bald saß Beethoven am dünnbesaiteten Spinett im kleinen Zimmer des blinden Mädchens. Er ließ seine Finger prüfend über die Tasten gleiten. Neben ihm stand mit hoch erglühten Wangen und freudig pochendem Herzen die Lisbeth. Beethoven präludirte und mit voller, köstlicher Brust intonirte die Blinde das Lied der Mignon:
„Wer nie sein Brod mit Thränen aß."
Goldrein und unvergleichlich schön flössen die Töne dahin. Beethoven war ganz Entzücken, ganz Ohr; erdachte, er empfand nichts mehr, als den Gesang der holden Lisbeth.
Der letzte Ton des herrlichen Liedes war verhallt. Da pochte es und ein mit höchster Eleganz gekleideter, auffallend stattlicher Mann trat in das Zimmer.
„Um Vergebung, daß ich es wage, so unberufen einzudringen", sagte er, sich gegen die Anwesenden höflich verbeugend. „Jndeß, es war mir vollkommen unmöglich, anders zu handeln. Leugnen sie die Zaubermacht der Töne, wenn sie es vermögen: auf mich übt die Musik in solcher Vollendung, wie ich sie so eben hier vernahm, eine so unwiderstehliche Anziehungskraft, daß sie mich zu Schritten verleitet, wie ich sie sonst schwerlich thun würde; darum bitte, gewähren Sie mir Absolution und dulden sie mich, als unbeachteten und hoffentlich nicht lästigen Lauscher ein wenig in Ihrer Nähe."
(Schluß folgt.)
(Mittel gegen Frostbeulen.fi Beim Eintritt der kalten Witterung machen wir auf folgendes ebenso einfache und billige, als wirksame Mittel aufmerksam: man löse 2 Prozent — auf die Maß Wasser also 2 Loth — Kochsalz in Wasser (am besten Regen- oder Schneewasser) auf. Diese Auflösung wird lau erwärmt und dann werden die erfrorenen Glieder mehrmals täglich darin gebadet. Schon nach einigen Anwendungen wird sich Besserung einstellen. Zu gleicher Zeit kann als Unterstützung eine Auflösung von 2 Loth Tannin (Gerbsäure) in einem Schoppen Regenwasser angewandt werden, mit welcher Flüssigkeit man die leidenden Stellen tüchtig einreibt. Die Kochsalzauflösung bleibt aber das Hauptmittel und führt bei fleißiger Anwendung rasch zum Ziele. Hauptbedingung ist dabei mögliches Warmhalten der erfrorenen Körpertheile; wo es nothwendig ist, fortwährendes Tragen von warmen Schuhen oder Handschuhen. Der Einsender hat die Wirksamkeit dieses Mittels an sich selbst erprobt. (Pf. B.)
Schwefelkohlenstoff gegen Zahnweh. Die Oeffnung eines Glases, in welchem sich ein mit Schwefelkohlenstoff getränktes Stück Watte befindet, hält man an die entsprechende Stelle des Kinnbackens oder Backens. Etwas Watte, mit wenigem Schwefelkohlenstoff befeuchtet, ins Ohr gesteckt, stillt ebenfalls den Zahnschmerz fast sofort. Zu bemerken ist, daß man das mit Schwefelkohlenstoff gefüllte Glas nicht in der Nähe eines brennenden Lichtes öffnen darf, da jener Stoff sehr leicht entzündlich ist,
(Zu unbeständig.) Das in Leipzig erscheinende „Neue Blatt" ist von einem seiner Abonnenten angegangen worden, Porträts der neuen österreichischen Minister (es ist nicht gesagt, welche der letzten Serien gemeint ist) zu veröffentlichen. Darauf antwortete die Redaction: „Dis neuen österreichischen Minister im Porträt zu bringen, ist für ein Journal eine gewagte Sache. Ehe die Stöcke in Holz geschnitten find, kann bereits wieder ein neues Ministerium am Ruder und können die Porträts der gefallenen Größen veraltet sein."
Hiezu eine Beilage.
Der General-Anzeiger für Württemberg.
Nro. 3.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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