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würde an 10 Neuschoppen nur 1 kr. beiragen. Wenn nur auch mit dem alten Maß auf Neujahr die hier für unsere Hausfrauen manchmal empfindliche Milchkalamität verschwände, da es denselben oft schwer wird, einen weiteren Schoppen Milch auszutreiben.
Nun für dießmal genug, ein alldermal auch etwas über neues Gewicht.
MisMcn.
Lin "Ureßgang.
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
(Fortseyung.)
„Halt, hall", heulte der Elende, „um Gottes willen halt. Der wahre Schuldige ist Will Jngsley oder William Helmstädt, wie er sich selbst nennt."
William war wie vom Blitze getroffen, als er diese Anklage hörte; er wurde zuletzt blaß wie der Tod, aber dann schoß ihm alles Blut ins Gesicht, da er fühlte, daß Aller Augen auf ihn gerichtet waren. Un- willkührlich wandte er seinen Blick auf Charles Meinroth und sah deutlich, wie ein triumphirendes Lächeln über dessen Gesicht hinflog, und wie derselbe seine „neunschwänzige Katze" mit unheimlicher Lust betrachtete, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß dieselbe bald mit dem Rücken Williams nähere Bekanntschaft machen dürfte.
„Natürlich hast du Beweise für deine Anklage Bill Sykes?" sagte der Kapitän zu dem armen Tropf, der bisher als Dieb gegolten hatte und nunmehr die Schuld auf William schob.
„Diese habe ich", eutgegnete derBursche nach einigem Zaudern nnd mit ziemlich unsicherer Stimme. „Dick Tott sah, wie Willy den Diebstahl begieng."
Der ganze Diebstahl handelte sich, wie wir nunmehr nachtragen müssen, um einigen Tabak und Zucker, der ohüe Zweifel den! Proviantmeister gestohlen worden war, und der Verdacht hatte sich auf Bill Sykles geworfen, weil man diesen in die Proviantkammer, zu der zufällig einmal der Schlüssel stecken blieb, schleichen sah. Gleich darauf fand man einige Pfund Tabak und Zucker in seinem Besitze, über deren rechtmäßigen Erwerb er sich nicht ausweisen konnte, und nun nahm man ihn für überwiesen an, obgleich er behauptete, diesin Vorrath noch von Portsmouth her zu besitzen. Natürlich aber änderte sich die Sachlage vollkommen, wenn es sich herausstellte, daß der dem Proviontmeister fehlende Taback und Zucker von einem Dritten gestohlen worden sei, denn dann mußte Bill Sykes als unschuldig angesehen werden.
„Dick Tott", rief der Kapitän, „tritt vor und mache deine Aussage."
Der genannte Matrose war als eine ehrliche Haut, aber auch zugleich als ein äußerst einfälliger Mensch bekannt, und dies Letztere ging auch klar genug aus seiner Aussage hervor. Er erklärte nämlich, „er habe einen Mann gesehen, der mit einem Hauptschlüssel die Proviantkammer öffnete, und dieser Mann hätte in Statur und Größe viel Aehnlichkeit mit Will Jngsley gehabt, obgleich er aller^
dings zugeben müsse, daß es schon zu dunkel gewesen sei, als daß man irgend Etwas genau hätte unterscheiden können. Der besagte Mann sei dann, nachdem er einige Minuten in der Proviantkammer geblieben, über das Deck hin geschlichen und habe sich sofort in den unteren Raum gemacht, wo er ein paar Packete aus der Tasche gezogen und in seinen Koffer gethan habe. Freilich, ob dieser Koffer der Koffer Will Jngsley's gewesen sei, könne er wieder nicht genau angeben und noch viel weniger darauf schwören; allein es habe ihm den andern Tag Charles Meinroth, mit dem er über die Sache gesprochen, erklärt, daß er sich nicht getäuscht hätte, denn es sei wirklich der Koffer Wills gewesen, und somit solle man nur den Charley fragen, denn dieser werde wohl im Stande sein, die beste Auskunft zu geben."
So ungefähr äußerte sich Dick Tott, und der Kapitän schüttelte bei diesem verworrenen Vortrage mehr als einmal mit dem Kopfe.
„Beim Himmel", rief derselbe, „die Sache wird mir immer verworrener und unklarer. Charles Meinroth, von Euch erwarte ich wenigstens eine bündige und klare Aussage. Habt Ihr gesehen, wie der Mann da, der William Jngsley oder Helmstädt, die Proviantkammer mit einem falschen Schlüssel öffnete und sich Sachen aneignete, die nicht ihm gehören?
„Nein, das habe ich nicht gesehen", erwiederte der Gefragte ohne 'sich lange zu besinnen; „aber das habe ich gesehen, wie er am Abend in seinen Koffer verschiedene Packete einschloß und sich dabei vorsichtig umsah, ob ihn Jemand beobachte, oder nicht."
„Ihr könnt dies beschwören?" fuhr der Kapitän fort.
(Fortsetzung folgt.)
Aer M im Schuh.
(Fortsetzung.)
„Ja, ja, der Louis ist's, liebe Alte. Das Nachbarkind, der Musikantensohn, der Tausendsassa, wie ihr mich so oft genannt."
Meiner Treu, wie alt man wird", rief die Alte und schlug die Hände in einander. „Die Zeit vergeht und man wird's gewahr. Nun ... 's ist schon nicht anders: aus Kindern werden Leute! Und was für ein großer, berühmter Mann seid ihr geworden, Masse Louis. Alle Welt spricht von Euch und macht Eure Musik. Ich armes Weib verstehe nicht ein Titelchen davon, aber der Fränzi uud die Lisbeth sind ganz vernarrt in Eure Stücke — oder wie sie's nennen.
„So, so", sagte Beethoven ziemlich zerstreut und augenscheinlich nur sehr oberflächlich berührt von den Worten der alten Frau. Er sah wiederum mit merklichem Mißbehagen auf sein defectes Schuhwerk uud rief:
„Aber bitte, Mutter Elgers, führt mich nun zu dem Künstler, der diesen Schaden auszubessern im Stande ist. Habe wahrhaftig große Eile, fortzukommen."
Die Alte halte ihn längst schon in das Wohngemach hineingezogen.
Der Fränzi, mein Aeltesier, Herr; Jb. habt ja oft genug Haschen und Berste., gespielt — der Fränzi ist ein gelehrte: Schuhmacher; na, der wird sich freuen, wenn er hört, wer hier ist und welchen kleinen Dienst er ihm erweisen kann! Fränzi! Fränzi, komm doch 'mal geschwind her, 's gibt fixe Arbeit. Bring dein feines Werkzeug mit und fördere Dich, 's hat große Eil'!"
„Still!" flüsterte plötzlich Beethoven, seine Hand wie abwehrend auf den Arm der Alien legend. Er horchte gespannt eine Weile, dann fragte er, immer noch mit gedämpfter Stimme: „Wer singt dort im Nebenzimmer?
„Es ist die Lisbeth, mein armes gutes Kind."
„Himmel, welch' eine köstliche Stimme besitzt sie! Mutter Elgers, Eure Tochter ist reich, überreich entschädigt worden für das ihr fehlende Augenlicht. Sehen können ist nichts, ist gar nichts im Vergleich zu solchem Göttergeschenk. Es sehen Millionen, aber keiner unter ihnen vermag so zu singen."
Mutter Elgers schüttelte den Kopf! ein solcher Enthusiasmus war ihr noch nicht vorgekommcn. Sie hatte es der Lisbeth wohl stets gegönnt, daß sie, der so manche Freude durch ihre Blindheit geraubt war, Freude an der Musik empfand, aber nie war es ihr eingefallen, daß die schmerzlichen Klagen, die sie für das Mißgeschick ihres Lieblings hatte, in der Seele einte Dritten zu Jubelrufen werden könnten.
(Fortsetzung folgt.)
Am 24. November wurde der Assisen- hof von Paris schuldig gefunden, den Mörr der eines Deutschen Soldaten freigesprochen zu haben. 24 Stunden vorher hatte der chinesische Botschafter dem Herrn Thiers die Anzeige gemacht, daß die Mörder der in Tien-Tsin ermordeten Franzosen hingerichtet morden seien. Bei Abgang der Post schämte sich Frankreich noch nicht vor China.
(B. W.)
sGuter Witz von Thiers.j Thiers beabsichtigt, seinem gescheidten Finanzminister Pouyer-Ouertier das Großkreuz der Ehrenlegion zu verleihen. Man wandte ihm ein, daß dies nicht angehe, da der Minister nicht Offizier sei. Was? erwiederte Thiers — Pouyer ist kein Militär? Wir verdanken ihm die Räumung von sechs Departements, nennt mir einen General, der das Gleiche zu Stande gebracht hat! — Die franzö fischen Generale könnten allerdings entgegnen, daß sie im letzten Kriege nicht blos 6, sondern 36 Departements geräumt haben.
Eiu Metzger-Junge aus Münster schrieb an seinen Vater:
Lieber Vater!
Jetzt bin ich vier Wochen hier in der Lehre. Mein Herr hat mich schon 3 oder 4 Mal todtstechen lassen, und ist recht gut mit mir zufrieden, wenn ich mich ferner gut aufführe, will er mich auch schlachten lassen. Im Stall stehen schon wieder zwei fette Ochsen, wovon der eine eine Kuh ist, mit der ich die Ehre habe zu sein Euer
lieber Sohn re.
Redaktion, Druck und Verlag von Ink. Me eh in Neuenbürg.