599
mit den Worten. Ach, laßt doch die Kerle, die sind ja betrunken. Nachdem er etwa 50 Schritte gegangen, hörte er, wie ihm Jemand folgt. Er wendet sich daher um und fragt seinen Verfolger, einen jener drei Elsässer, was er an ihm habe. Ohne ein Wort zu erwidern, zieht dieser ein großes Messer hervor, stößt es dem Soldaten in den linken Oberarm, von wo es abgleitet und in die Brust eindringt, versetzt dem vollständig Betäubten einen zweiten Stich in den Oberschenkel und einen dritten in den Unterleib, worauf der arme Soldat zusammenbrach. Das ging alles mit fürchterlicher Geschwindigkeit vor sich, so daß der Mörder noch genügend Zeit fand, zu entfliehen. Man hat iudeß seine Persönlichkeit festgestellt und fahndet auf ihn.
(Frkf. Ztg.)
Rastatt, 9. Dez. Unsere Jugend, die trotz Murg und Festungsgräbeu bisher keiner eigentlichen Schlittschuh bahn sich erfreute, soll nun nach Gemeinderathsbeschluß eine solche bekommen; sicherem Vernehmen nach ist ein Theil des „Schwalbenrains", früherer Exerzierplatz, dazu ausersehen worden.
Württemberg.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom ll.d. M. dem Badarzt, Geheimen Hofrath vr. Renz in Wildbad die erbetene Erlaubnis; zu Annahme und Anlegung des ihm verliehenen Ritterkreuzes I. Klasse des bayerischen Militärverdienstordens und des fürstlich Neuß'schen Ehrenkreuzes II. Klasse, sowie dem Hauswnndarzt Manz in Wildbad die erbetene Erlaubnis; zu Annahme und Anlegung des ihm verliehenen Ritterkreuzes II. Klasse des bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael gnädigst ertheilt.
Reutlingen, 7. Dez. Gestern verlor ein Knabe sein Leben auf jämmerliche Weise. Ein Müllerknecht ließ seine Pferde vor einer Mühle stehen, und während er in der Mühle war, giengen die Pferde durch uud rannten mit dem Mühlwagen zum Mühlthor hinein in die Stadt. Der Knabe drückte sich an die Mauer der Brücke und blieb von den Pferden und dem Wagen verschont. Da aber der Müllerknecht in vollem Laufe den Rang auf die Brücke nahm, um seine Pferde noch einzuholen, rannte er den Knaben nieder und trat ihm die Rippen oder den Herzkasten ein, so daß er nach wenigen Augenblicken eine Leiche war. (N. Z.)
(Jnvalidensache.) So reichliche Gaben dem württemb. Landesvereine der deutschen Jnvalideustiftung auch bereits zugeflossen sind, so sind die ersam- melten Mittel doch noch lauge nicht ausreichend, um den Pflichten, welche der Verein als eines der Organe des deutschen Volkes den vielen Opfern des Krieges mit Frankreich gegenüber übernommen hat, in ausreichender Weise gerecht werden zu können. Der Verwaltungsrath des württemb. Landesvereines hat daher au die sämmt- lichen Oberkirchenbehörden die Bitte gerichtet, in Erinnerung an die für die württembergischen Truppen ebenso ruhm- als opfervollen Schlachttage des 30. Novem
ber und 2. Dezember des vorigen Jahres und in Verbindung mit einer entsprechenden kirchlichen Feier die Ersammlung von Kirchenopferu für die Invaliden und die hilfsbedürftigen Hinterbliebenen der Gefallenen zu veranstalten. Sämmtliche Oberkirchenbehörden sind dieser Bitte bereitwilligst entgegen gekommen und es ist von denselben die Ersammlung eines Kirchenopfers, beziehungsweise von Gaben und Spenden in dem ganzen Lande, in den evaugel. wie in den katholischen Kirchen und den israel. Synagogen angeordnet worden. Das evangel. Consistorium hat hiezu den dritten Avventsonntag (den 17. Dez.), das bischöfliche Ordinariat in Not- tenburg den zweiten Adventsonntag (10. Dez.) die israelit. Oberkirchenbehörde den Sabbath Chanucca (den 9. Dez.) bestimmt.
Möchten die Bekenner aller Konfessionen wetteifern, durch ihre Gaben und Opfer eine Pflicht der Dankbarkeit gegen Gott, wie gegen die beklagenswerthen Opfer des Krieges zu erfüllen! (St.-Anz.)
äV. Mit I. Januar des nächsten Jahres, also in wenigen Tagen, wird bei uns das neue Maß- und Gewichtsystem eingeführt und es ist nicht zu bezweifeln, daß es für Handel und Wandel von großer Wichtigkeit ist. Brauchen wir denn erst hervorzuheben, wie nothwendig eine Einheit in Maß, Gewicht und Münze für ein großes Volk ist? so nothwendig wie die Einheit der Sprache und dasselbe Maß in der Gerechtigkeitspflcge. Sehen wir aber hier von dieser großen Bedeutung der Sache ab und greifen wir aus dem neuen System etwas heraus, das, wenn auch mit kleinen Zahlen umgehend, doch immerhin einige Bedeutung für uns hat, also z. B. den Preis einiger Lebensmittel, wie er sich etwa im neuen System gestalten könnte.
Wir werden in Zukunft ein anderes Schenkmaß haben. Zwar wird uns der für jeden Biedermann so wohlklingende Name „Schoppen" erhalten bleiben, ja, o Freude, der Schoppen wird sogar um so eine halbe Feldwebelsborde größer werden. Aber wie wird es mit dem Preise sein, was wird diese Rangerhöhung kosten? Einsender dieses ist überzeugt, daß es noch manchen Wirth gibt, der eigentlich bis jetzt nicht recht weiß, wie er in Zukunft so ein Ding von einem Liter oder einem Schoppen ausschenken soll, oder wenn ers doch weiß, warum dies so geschieht. Verlieren wird er zwar nichts wollen, dessen sind wir vollständig von ihm überzeugt; aber wir Konsumenten möchten uns eben auch nicht so ohne Weiteres aufkreiden lassen. Sehen mir also beide ein bischen zu, was so ein neuer Schoppen — nicht ein Schoppen Neuer — nach bisherigem Preise kosten sollte.
Man wird künftig die Getränke verabreichen Liter-, Halbliter- und viertelsliterweise, wobei das halbe Liter den Namen Schoppen führt; 1 Liter ist aber annähernd —2Vs unserer alten Schoppen, — (nicht 2Vs, wie vielfach irrthümlich angenommen wird, das wäre Hclleich und nicht Schenkeich, mit welch letzterem aber wir es hier zu thun haben) — folglich das halbe Liter oder der Neuschoppen — I^s des alten Schoppen, der also um Vs zunimmt.
Folgerichtig sollte nach bisherigem Preise auch der Schoppen Bier um Vs von 3 kr., also um Vs kr. theurer werden und im Ausschank auf 3Vs kr. zu stehen kommen. Wie ist aber das zu machen? Vs kr. ist mit keiner unserer Münzen bezahlbar. Da wäre nun der nächste Näherungswerth 3 V 2 kr., denn das ist nur um V 10 kr. weniger als 3 Vs, und wäre diese ganz und gar unbedeutende Ermäßigung auch dem allgemeinen Gebrauche gemäß, daß mit der zunehmenden Menge der Waare die. selbe eher in etwas ermäßigt wird, welchen Gebrauch wir weiter unten beim Viertelsliter auch den Herren Wirthen zu gute kommen lassen wollen.
Ein Preis von 4 kr. für den Neuschoppen ließe sich aber gar nicht rechtfertigen und wäre ein bedeutender Aufschlag, eine Steigerung von V" kr., also beiläufig von Il Vo.
Man wird nun freilich sagen, man stelle eben den Preis, wie er anderwärts auch gilt, und im Allgemeinen hätten wir erst nichts dagegen einzuwenden, iusolange eben die Herren Wirthe unter „anderwärts" nicht einige Plätze verständen, an denenjder Preis willkürlich hinaufgeschraubt ist, sondern wenn sie sich die Ulmer und Ebinger zum Muster nehmen würden, von welch letzteren es ja im Enzthäler vom 7. dieses heißt, sie beklagen sich darüber, daß es mit ihrem wohlfeilen Bier vorbei sei, weil nun der Neuschoppcn 3 kr. koste.
Was neun das Viertelslitcr betrifft, so wird das in recht angenehmes Maß sein, namentlich für die Frauenwelt und wiederum für Weintrinker, so „Halbschöpples- männer", denen ein Schoppen zu viel, drei halbe aber zu wenig ist. Der Preis des Viertelsliter müßte sich auf iVs kr. stellen, es wird aber mit 2 kr. sein Bewenden haben, was auch dem weiter oben angeführten Gebrauch gemäß nicht für unbillig gehalten werden kann.
Gehen wir noch ein bischen vom Bier zum Wein über, was ja nach dem Sprichwort : „Wein auf Bier, das rath ich Dir," nichts schaden kann. Da sollte also der Schoppen Sechser — existirt aber nur noch in der Erinnerung — auf 7Vs kr., der Achter auf 9Vs, der Zehner auf netto 12 kr. und der Zwölfer auf 14Vs kr. zu stehen kommen. Die Herren Weinwirthe können aber so ungeschickte Zahlen nicht leiden, sie sind ihnen nicht rund genug, sie werden also mit kühner Hand aufkreiden und sagen: Schreibe flugs 8, 10, 12 und 15 kr. Dieser Aufschlag läßt sich allenfalls ertragen, wenn die Qualität des Getränkes darnach ist, wenn aber gar der alte Schoppen nur auf Rechnung des lieben Wassers zum Neuschoppen avancirt, dann ists bedenklich und wir Konsumenten, von denen ja auch das Wort gilt: „Doch dem Guten ist» zu gönnen u. s. w.", wir protcstiren gegen diese Theorie der Abrundung, wobei eigentlich nichts ab-, sondern stets nur aufgerundet wird. Die Milch, dieses so wichtige Nahrungsmittel, kostete in letzter Zeit 2 kr. per Schoppen, der Neuschoppen sollte also ans 2Vs kr. zu stehen kommen; daraus dürften wohl 2V- kr. werden und dagegen ist nicht» einznwenden, denn der Aufschlag