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Und während dieser Wiederbelebung eines schönen Freundschaftsverhältnisses sah Edmund Wolfram die jugendliche Martina in amuuthigst wechselnder Erscheinung neben sich als Pflegerin seiner Mutter, als Ge­spielin seiner Tochter, als Gesanglehrerin der armen Waisen, selber als eine demüthig dankbare Waise, immer geduldig, hingebend, dienstbereit und kindlich fröhlich. Und uun zu denken, daß dieses Mädchen, in dessen Nähe er ein so unsägliches Behagen em­pfand, eines Tages unter seinem Dache, als Tochter seiner Gattin und in kindlichem Verhältniß zu ihm selber leben sollte er hätte diese Entscheidung in eine Ewig­keit verzögern mögen.

Indessen der Zeitpunkt seiner Abreise rückte heran; er mußte seine Beziehungen in der alten Heimath auflösen, seinen Haus­stand in die neue übersiedeln, und das durfte er nicht, ohne vorher seine Stellung zu Cornelien aufgeklärt zu haben. Seine Schwie­germutter hatte sich in den kräftigenden Spätsommertagen während seiner Anwesen­heit merklich erholt, der Gedanke, bald ihren heißesten Wunsch in Erfüllung gehen und ihrer Tochter Kinder dauernd in der Nähe zu sehen, richtete sie aus; sie begann wieder zu hoffen und sich ihres Daseins zu freuen.

Am Nachmittage vor Edmunds Abreise saßen Alle, welche die Matrone jetzt liebte, auf einem sonnigen Gartenplatze um sie ver­sammelt; auch Cornelie hatte sich auf einige Stunden aus ihrem Kloster frei gemacht. Man war in der Kirche gewesen, um der Trauung einer Magd des Hofes mit einem Bauernsohne beizuwohnen, und ließ jetzt den hochzeitlichen Zug mit Musik und heiterem Gelächter an sich vorüber dem Wirthshause zuschwenken, in welchem die Gutsherrin Schmaus und Tanz ausrichten ließ. Grüße uud freundliche Worte wurden gewechselt, der eigenthümliche Brautstaat bewundert, und als der Zug längst aus den Augen war, sprach man noch immer von alten und neuen Bräuchen, den schönsten Tag, die hohe Zeit seines Lebens zu feiern.

Die kleine Bertha war während dieser Scenen und Gespräche sichtlich aufgeregt worden, zur allgemeinen Belustigung, nur Cornelie runzelte ein wenig die Stirn, malte des Mädchen aus, wie sie ihr eigenes Hoch­zeitsfest begangen haben sollte, und nach Kin­derart einen plötzlichen Einfall nicht leicht­hin fallen lassend, fragte sie, sich rasch zu ihrer Nachbarin wendend:Möchtest du denn nicht auch einmal Hochzeit feiern, Tante Cornelie?

Der Vater blickte verlegen vor sich nie­der, Cornelie aber antwortete ruhig lächelnd: Wenn mich der liebe Gott wieder jung machen wollte, warum denn nicht, Kind?" Wieder jung, Cornelie? fiel Frau Eschenbach ein.Sie sind kaum Dreißig und im besten Alter für die Ehe."

In allen Fällen ein wenig spät, drei­ßig Jahre, versetzte Cornelie entschieden. Ich aber bin noch älter, als meine Jahre und vielleicht selbst meine Züge besagen. Mit dem Tage, wo ich das Vaterhaus verließ, habe ich auch die Jugend hinter mir ge- lassen, denn jeder Beruf außerhalb der

eigenen Familie verscheucht die Jugend und mit ihr die eigentliche Bestimmung der Frau."

Sie irren, Cornelie, unterbrach sie Frau Eschenbach, die Sorgen und Mühen des Familienlebens untergraben die Jugend einer Frau"Höchstens äußerlich, fiel Cornelie ein. Im innern, dürfte man sagen, beharrt eine Frau in dem Zustande, in wel­chem sie in die Ehe getreten ist. Heirathet sie jung und unbefangen, wird sie jung und unbefangen in ihrem Herzen bleiben; ver­bindet sie sich in dem Alter der Resignation, und schon das vierundzwanzigste Jahr ist für die Mehrzahl der Frauen ein sol­ches, wird ihr selten ein rückhaltloser Anschluß gelingen, und das um so weniger, wenn eine einseitige Willensthätigkeit sich dem Walten der Wünsche und des Ver­langens, das ist dem Walten der Jugend entgegen gestellt hat."

(Schluß folgt.)

Der Zukunftsstrike.

Tragisches Lustspiel.

Erste Scene.

Mucken ich (nach Hause kommend).

Seine Frau.

Muckenich. Na, Mutter, nun kannst Du einen Purzelbaum pflanzen. Wir haben es durchgesetzt! Der Strike is jelungen, die Meister sind von ihre Hinterbeine run un auf Mens einjegangen.

Seine Frau. Jott sei Dank, daß es vorbei is! Vier Wochen, lang hast du nich den sauren Hering verdient, den ich Dir jeden Morgen von unserm Keller-Brehm holen mußte, weil Du jeden Abend mit einem Pavian nach Haus kamst.

Muckenich. Des is richtig, der Durst nach Mehrjewinn mußte doch jelöscht wer­den. Nu aber is Mens jut, ich verdiene jetzt täglich zehn Silbergroschen mehr.

Seine Frau. Da kann Deine silberne Uhr un das Bett, die ich habe versetzen müssen, noch lange auf's Pfandhaus striken, bis sie wieder die Arbeit aufnehmen. Un die Sparbüchse die so scharf jeladen war, 'raus is der Schuß! Das is ja um das Pockenhaus zu kriegen! (Es klopft.)

Zweite Scene.

Vorige. Der Hauswirth. (Frau Muckenich fällt bei dessen Anblik in Ohn­macht.)

Der Hauswirth. Wünsche einen juten

Normalarbeitstag, lieber Muckenich, freu mich, daß Sie nu mehr verdienen.

Muckenich. Danke sehr. Aber um Jottes Willen, Sie wollen doch nich?

Der Hauswirh. Steigern? Es is jar nich die Rede werth. Noch lange keine Milliarde, bloß zwanzig Thaler jährlich. Sie wollen mehr verdienen, ich ooch.

Muckenich. Zwanzig Thaler mehr für diese kleene erste Etage von oben mit Se­parateinjang für Regen un Wind? Sie denken wohl, ich bin verrückt oder dotirt!

Der Hauswirth. Ich denke, Sie suchen sich sonst eine neue Wohnung. Im Thierjarten sind noch etliche Bäume frei mit Aussicht auf's Siejesdenkmal.

Muckenich. Aber Sie fordern ja Al­iens, was ich durch den Strike mehr verdiene. Sie sind ja der reine Berliner Haus- un Jebäude-Jasparone!

Der Hauswirth. Sie können ja wieder striken, es kann ja auf einmal mehr oder weniger nich ankommen, un wenn ich mein Haus mal umbauen lasse, denn fließt ja doch mein Bischen Ueberschuß wieder in Ihre Tasche. 'Morgen, wünsche ver- jnügten Normalarbeitstag! (ab.)

Dritte Scene.

Muckenich. Seine Frau (aus der Ohnmacht wieder herausfallend).

Muckenich. Siehst Du, Karline, das sind die Kapitalisten, die uns aussaugen, wie Liebknecht sagt, die Blutigel, die uns den letzten Kupferdreier abschröpfen, wie Bebel sagt, das is so ein Bourgeois, dem wir mit aller Kraft und Energie entgegen- treten müssen, wie Hasenclever sagt. (Es klopft.)

! (Schluß folgt.)

Geographische Räihscl für -ie Jugend.

i.

Die erste und zweite Sylbe eine Insel im adriatischen Meer; die dritte eine deutsche Stadt am Rhein, ein Zeichen hinweg eine bedeutende Residenzstadt in Europa.

a.

Eine spanische Stadt; am Anfang 2, am Ende 1 Zeichen weg, so erhält man eine französische Jnselstadt; noch einmal ein Zeichen am Anfangs und am Ende be­seitigt ist es eine italienische Stadt.

3.

Zweisilbig. Mit d ein jüdischer Hohe­priester, mit b ein Fluß in Palästina.

Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Gctreidegattungen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 2. Sept. 1871.

Quantum

Gattung

Gew

höchstes

icht per

mittleres

mmri

niederstes

Pr

höchster

eis per Si

mittlerer

mri

niederster

Pfd.

Pfo.

Pfd.

st-

kr.

fl.

kr.

fl-

kr.

1 Simri

Kernen .

34

33

33

2

23

2

15

2

1

Dinkel .

20

19

19

1

3

58

57

Haber

19'/-

19

18

1

58

54

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Gerste .

28

1

30

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Bohnen .

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37

2

36

Roggen .

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.