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rolff in ähnlichem Sinne den Dank der Soldaten ans, er schildert die überwälti­genden Gefühle von denen sie ergriffen worden beim Eintreffen der vielen freund­lichen Gaben der Heimath, nach heißen Tagen, auf der Wacht an der Marne Strand, und faßt diesen Dank in ein Hoch auf die spendende Gemeinde Neuenbürg.

Hr. Dekan Leopold, herzinnig erfreut, die Krieger in der Heimath, größtentheils gesund, und unter vertrauensvollen glück­verheißenden Verhältnissen begrüßen zu können, richtet an den verstümmelten An­ti ras kräftige Worte des Trostes, an die Gesunden die sinnvolle Bitte, nun auch in's bürgerliche Leben den erprobten Tugenden getreu zu bleiben als Männer, Menschen und Christen.

Soweit der von hohem sittlichem Ernst durchströmte erste Theil der Feier.

Für den Nachmittag ladet der Gemeinde­vorstand ein zu geselliger Unterhaltung auf dem Maienplatz und einem den Sol­daten veranstalteten Abendessen im Bären, wovon wir das nächstemal Notiz nehmen wollen.

n s Wildbad, 20. August. Heute brachte . bin Stuttgarter Extrazug, den nach ge­strigen starken Regengüssen die freundlichste Witterung begünstigte, ein reges Leben in unsere Badestadt. Unter den Berühmt­heiten der Saison treten besonders deutsche Militärs hervor, welche sich von den Stra­pazen des langen Feldzugs erholen. So sah man hier die Generale v. Werder und v. Hartmann. Der gleichfalls hier ver­weilende Feldmarschall von Steinmetz hat gestern über Posen, über welche Provinz er bekanntlich das Militärkommando führte, vom deutschen Kaiser aus Gastein folgendes Telegramm erhalten:Dem Generalfeld­marschall v. Steinmetz. Am heutigen Ehren- und Siegestage gedenke in Dankbarkeit Ihrer und der I. Armee rühmlicher Teil­nahme. Wilhelm."

Die Antwort lautete:Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen in Wildbad-Gastein. In hoher Beglückung durch heute über Posen em­pfangenes allergnädigstes Telegramm wegen Theilnahme der 1. Armee am Siege bei Gravelotte sagt seinen tiefgefühltesten Dank in ihrem und seinem Namen der Führer und Oberbefehlshaber Feldmarschall von Steinmetz. (St.-Anz.)

Ausland.

Die öffentliche Meinung in Italien glaubt an nahe Verwicklungen zwischen Italien und Frankreich. Die Klerikalen spekuliren darauf, daß Frankreich dem Papst die Kastanien aus dem Feuer holen werde. Es ist indeß zu bezweifeln ob, gleichviel welche Partei in Frankreich in nächster Zeit das Heft in die Hand bekommt, die Nation sich für dis Wiederherstellung der päpst­lichen Wirthschast enthusiasmiren lassen werde.

Miszellen.

Eine Gouvernante.

(Fortsetzung.)

Es war an einem milden Augustnachmit- tage, als Wolfram in der dem Gute nächst-

gelcgenen Stadt anlangte. Ihm, wie den Kindern schien eine körperliche Bewegung nach der langen Eisenbahnfahrt wohlthätig; so ließ er sich denn die Richtung des kaum eine Stunde fernen Hochberg bezeichnen und machte sich unter trüben Vorstellungen auf den Weg. Aber diese Vorstellungen wichen allmälig vor dem anmuthigen Landschafts- bilde, das sich während der Wanderung vor ihm entwickelte. Er ging auf der sanften Uferhöhung eines kleinen Nebenthals, dessen munter plätscherndes Flüßchen in raschem Gefall dem Hauptstrome zueilte. Weite Wie­senflächen, üppig selber nach dem zweiten Schnitt, prangend rin spätsommerlichen, blau- röthlichen Blüthenschmucke des Tphmian uud der Scabiose, mit Obstbäumen be­pflanzt, die, vielfach gestützt, dennoch unter der Last der schon golden gefärbten Früchte zu brechen drohten, zogen sich längs der Ränder des kleinen Gebiets, deren südlicher mit Reben bebaut, der nördliche, auf wel­chem unsere Ankömmlinge sich bewegten, ein herrlicher Buchenwald war.

Edmund genoß diesen lieblichen und se­gensreichen Anblick mit dem doppelten Inte­resse eines Freundes und eines Dieners der Natur. Die Schönheit entzückte ihn wie sonst nie in seinen unthätig beschaulichen Tagen, aber er empfand es zu gleicher Zeit, wie viel erfreulicher der Bebauer dieses ergiebigen Bodens schaffen müsse, als der des Heidebodens seiner Provinz.

Unter diesen Betrachtungen war er dem Schloßgarteu nahe gekommen und im Be­griffe, durch eine offen stehende Gitterthüre hineinzutreten, als er, aufmerksam gemacht von einem freudigen Ausrufe seiner Kinder, sich einige Schritte seitab nach einem Vor­sprunge wendete, der eine köstlich freie und mannigfaltige Aussicht gewährte. Zur Linken das Schloß mit seinen sich nach dem Thals absenkenden Gärten, ein statt­liches Gebäude, den Glanz früherer Be­sitzer bekundend; weiterhin auf demselben Ufer das Dorf; gegenüber aber, nur vom Flüßchen getrennt, eine Gruppe von Bau­lichkeiten, deren Bestimmung sich nicht als­bald deutlich erkennen ließ. Doch zeigte bei näherer Betrachtung das schöne gothische Portal einer schwärzlichen kleinen Kirche, sowie das alterthümliche Ansehen und die Anordnung der weitläufigen umgebenden Gebäude, daß man eines der besterhaltenen säcularisirten Klöster, zu irgend einemphilan- tropischen oder industriellen Zweck neu ein­gerichtet, vor sich habe; und selbst über diesen Zweck konnte der Mann nicht lange im Zweisel bleiben, denn muntere Kinder­stimmen lenkten seine Blicke nach einem freien grünen Platze, auf welchem eine Mädchenschaar in verschiedenem kindlichen Alter und in heiterfarbiger, übereinstim­mender Kleidung sich mit Tanz und Spiel ergötzte.

Wolfram gönnte seinen Kindern die Freude, eine Weile von oben herab dem festlichen Gennmmel der Waisen zuzuschauen; betrachtete er choch selber mit Vergnügen die zweckmäßig geordnete und doch zwang­lose Einrichtung der festlichen Unterhaltung und Bewirthung. Man hatte eine Lauben­reihe von Pfahlwerk und grünen Gewinden errichtet, in welchen die einfachen Erfrischun­

gen aufgestapelt waren, und diese Krüge, diese Körbe mit Früchten und Broden aus den weißgedeckten, blumengeschmückten Ti­schen trugen nicht wenig zu dem einladen­den Anblick der heitern, im bläulichen Abend­dufte schwimmenden Landschaft mit der muntern Staffage ihrer Kindergruppen bei.

Das Läuten einer Glocke gab das Zeichen zum Beginn der Collation, und wie auf einen Zauberschlag flogen die Kinder von ihren verschiedenen Spiel- uud Lagerplätzen den Lauben zu, wo ihnen von Lehrerinnen uud Dienerinnen ihr abgemessenes Theil an Speise und Trank gereicht wurde. DaS war ein Jauchzen, ein Freudespringen unter der kleinen Welt; ein Beweis, daß bei den Kleinen wie bei den Großen, die Bewir- thuug die Basis einer jeden Geselligkeit sein und bleiben wird.

. (Fortsetzung folgt.)

Als erstes Hausmittel gegen Cholera wurde seitens der belgischen Regierung vor einigen Jahren folgendes empfohlen: Sobald man Leibschmerzen und Uebelkeit verspürt, beeile man sich, die Wohnung aufzusuchen. Man gehe sofort zu Bette und lege heiße Teller in ein Tuch ge­wickelt auf den Leib und eine heiße Kruke zu Füßen, trinke heißen schwarzen Thee mit kräftigem Nothwein besser noch kräftigen heißen Nothwein mit Ingwer.

Sobald sich nun die Hauptsache, der Schweiß, einstellt, ist die größte Gefahr vorüber und meistens ist die Krankheit im Keime erstickt. Der Kranke kann in jedem Falle mit Ruhe den Besuch des Arztes

der in Epidemiezeiten nicht immer gleich zur Hand sein wird erwarten. Man sorge vor Allem für einen gesunden und kräftigen Magen und vermeide kaltes Bier, unreife Früchte, unverdauliche saure Speisen Gurkensalat re., überhaupt schütze man durch Leibbinden rc. den Leib und Magen gegen Erkältungen und nähre den Magen durch kräftige Speisen und kräftigen Roth- wein. Frische Luft und penible Reinlich­keit sind unerläßliche Bedingungen am Körper, wie in der Wohnung.

Geographische Näthscl für die Jugend.

t.

Welche schwedische Stadt benennt in ihren zwei letzten Silben einem spanischen Fluß?

2 .

Zweisilbig. Mit o ein Prophet; mit e eine Stadt an der Saale.

Z.

Drei Laute sind so zu verbinden,

Daß sich dadurch zwei Namen finden. Davon der eine einem Mann,

Dem große Fluthen nichts gethan, Der andre einem Fluß gehört,

Der seinen Lauf zur Nordsee kehrt.

Frankfurter Course vom 17. Aug.

Geldsorten.

Friedrichs'dor . . . . 9 fl. 58 59 kr.

Pistolen.9 fl. 88 - 40 kr.

Dukaten. . . . . . 5 fl. 33 35 kr.

20-Frankenstücke ... 9 fl. 19'/-^ 2oV- kr. Englische Souvereigns II fl. 4g 50 kr.

Ruß. Imperiales . . 9 fl. 38 40 kr.

Dollars in Gold ... 2 fl. 25 26 kr.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg-