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Präsidenten von Schwaben und Neubürg, Herrn Staatsrath von Hörmann aus Augsburg.
Oesterrei ch.
P e st, t 7. Aug. Dem ungarischen Lloyd wird aus Wien geschrieben, daß der Zweck der Gastciner Conserenz überhaupt der sei, eine Modalität zu finden, wie Oesterreich und Deutschland bei jeder flagranten europäischen Frage durch gemeinschaftliches Vorgehen den Frieden erhalten.
Ausland.
Dem Prinzen Joinville wird folgendes Bonmot zugeschrieben, das er kürzlich zu einem Freunde geäußert haben soll: „Sollte man mich — was übrigens nicht möglich ist — auf den Thron berufen, so würde ich nur ein Gesetz machen und sein Text sollte nicht lang sein: Art. 1. Alle Franzosen sind von Geburt an Beamte. Art. 2. Mit dem Alter von ö Jahren sind sie von Rechts wegen Ritter der Ehrenlegion. Mit diesen beiden Artikeln könnte ich in vollkommener Ruhe und Sicherheit leben.
Miszellen.
Eine Gouvernante.
(Fortsetzung.)
„Wenn sie nicht verheirathet ist, was sehr unwahrscheinlich, warum sollte sie nicht, lieber Freund? An die Spitze eines Hauses, wie das Eschenbach'sche gestellt zu werden, ist ein Schicksal, das einem Mädchen in dienstbaren Verhältnissen wahrlich nicht alle Tage geboten wird. Die romantische Anwandlung, in welcher sie damals aus ihrem Hause floh, wird sich in den so und so viel Jahren hinlänglich abgekühlt haben, oder — wenn sie es in dem Lichte betrachten sollte — sie wird es doch wenigstens nicht übel nehmen, daß ihr die Früchte ihrer groß- müthiaen Stimmung jetzt überreif in den Schooß fallen."
Wolfram verfolgte den peinlichen Gegenstand für den Augenblick nicht weiter, ehe er sich aber von seinem Schwiegervater trennte, sagte er mit gepreßter Stimme: „Sollte es ihnen in der That gelingen, lieber Vater, Corneliens Spur aufzufinden, so bitte ich Sie herzlich, ja ich fordere es von Ihnen als Zeichen Ihrer erneuten gütigen Gesinnung, mich davon zu benachrichtigen, ehe Sie irgend welche Schritte nach Ihrem Plane unternehmen."
Ich verspreche es Ihnen, antwortete Eschenbach, doch will ich Ihnen die Thor- heit nicht Zutrauen, mir zu Ihrem eigenen Unglück in die Quere kommen zu wollen. Abgethane Verhältnisse muß man niemals erneuern, am wenigsten in Herzenssachen, in denen jedes Lebensstadium andere Be- dürfniße zum Vorschein bringt. Die Ehe gleicht diese Uebergänge nothdürftig aus, die Menschen verwachsen allmälig mit einander; dennoch aber, glauben Sie mir, dennoch würde kein Mann in reifen Jahren seine Jugendgeliebte zum zweiten Mal wählen, so hoch und werth er sie als seine Gattin halten möge."
So wenig im Allgemeinen Wolfram mit seinem Schwiegervater übereinstimmen mochte, diese letzte Bemerkung beschäftigte ihn. und hielt ihn wach bis tief in die Rach! hinein. Nach seiner eigenen Erfahrung konnte er ihm nicht widersprechen; das Bild, das er sich von einer künftigen Gattin entwarf, glich weder Melanie noch Cornelien; von beiden trug es wohl einige ähnelnde Züge, eben deßwegen war leiblich wie geistig der Grundton ein abweichende!, kräftiger hier, zarter dort. Und so kam der Mann, indem er die versprochene Mittheilung erwartete und sich unwillkürlich einem entscheidenden Wendepunkte nahe fühlte, nicht aus einem verrwirrenden Kreisläufe von Gedanken und Empfindungen heraus. Er wünschte, er suchte den innigsten Anschluß, aber er konnte ihn nicht erreichen, ohne Eine wiedergefunden zu haben, die ihm, hätte er sie gefunden, denselben nicht gewährt haben würde.
In dieser Stimmung traf ihn unerwartet ein Brief unter dem Poststempel des schwiegermütterlichen Rittersitzes in Süddeutschland. Eine fremde Hand lud ihn mit den Worten der kranken Matrone dringend zu wichtiger Besprechung an deren Krankenbett ein. Wolfram zögerte um so weniger, diesem schleunigen Rufe zu folgen, da er seinen Schwiegervater auf einer Reise in England unerreichbar fern wußte. Seine jüngste Tochter unter der Obhut der bewährten Pfarrersumilie zurücklassend, trat er mit den beiden andern Kindern noch am selbigen Abend die Fahrt nach dem entfernten Gute an.
Sie reisten die Nacht hindurch; ihr Coups blieb unbesetzt; die Kinder schliefen bald genug ein und ruhig fort bis in den Tag, Edmund aber vermochte nicht zu ruhen. So sollte er denn nach Jahren die Frau Wiedersehen, vielleicht auf ihrem Sterbebette Wiedersehen, aus deren Hand er das volle Glück seiner Jugend empfangen, die ihm lange gleichsam als Mutter nahe gestanden, dann ihm gehässig und eine Fremde geworden war. Wie sollte er jetzt ihr gegenüber treten, was durfte sie fordern? was durfte er versprechen oder verweigern? Er zog ihren Brief hervor und überlas ihn noch einmal beim Schein der Wagenlampe. Es war ein kurzer, dringlicher, fast feierlicher Ausruf, wie ihn Kranke erlassen, denen noch eine irdische Sorge vor dem letzten Gange die Seele belastet. Aber wessen war die Hand, welche die Worte niedergeschrieben? Wer war der geheime äeu8 sx inuelliun ihrer Entschlüsse, wie sein Schwiegervater ihn genannt? Wolfram betrachtete die Züge, welche ihm fremd und doch wieder bekannt schienen: klar, sauber, deutlich, gleichmäßig und doch so fein, daß die weibliche Hand nicht verkannt werden konnte. Es erinnerte ihn an Cornelien, daß man sich nicht einer, alle charakteristischen Eigenthümlichkeiten verlöschenden Stahlfeder bedient hatte; auch in einzelnen Zügen glaubte er die seiner Freundin wieder zu erkennen, aber sie waren schmiegsamer, kindlicher, so vielleicht, wie Cornelie geschrieben haben würde, ehe ihr Vater starb, als sie noch eine Heimat und sich noch nicht entschlossen hatte, den Kampf mit dem Leben ohne stützende Hand aufzu
nehmen. Diese Vorstellung führte ihn denn wieder recht zu dem Schicksal des vortrefflichen Mädchens und in die Zweifel über ihre Gegenwart zurück und er vermochte während der ganzen Reise nicht die weh- müthigste Stimmung zu bannen.
(Fortsetzung folgt.)
(Bayerische Soldateu-Ehrlichkeit.) Während der Belagerung von Paris fanden einige bayerische Soldaten bei Sceaux eine Kassete mit etwa 100,000 FrcS. Werthpapapieren, die sie- obgleich sie deren Werth genau erkannten, an ihren Major ablieferten. Dieser ließ es sich angelegen sem, die Eigenthümer deS Reichthums aufzuspüren, was ihm auch nach manchem vergeblichen Versuch endlich gelungen. Dieser Tage reiste nun der Schwager des Majors nach Paris ab, um die Kassette der Familie, als deren Eigenthum sie erkannt wurde auszuhündigen.
Notizen aus dem Eisenbahnverkehr.
Ermäßigte Fahrpreise für Kinder.
Kleine Kinder, die noch getragen werden müssen und auf dem Platz ihrer Angehörigen ihre Stelle mitfinden, werden unentgeldlich, Kinder unter 10 Jahren zu folgenden ermäßigten Fahrpreisen besördcrt.
Es ist zu lösen für
2 Kinder 1 Billet derselben Classe,
1 Kind in I. Cl. 1 Bittet II. C...
1 Kind in II. Cl. 1 Billet III. Cl-,
1 Kind mit 1 Erwachsenen in II. Cl.
1 Billet I. Cl.,
1 Kind mit 1 Erwachsenen in III. Cl.
1 Billet II. Cl.
Ein einzelnes Kind unter 10 Jahren, welches ohne Begleitung eines Erwachsenen in III. Cl., oder das bei Zügen, in welchen keine Wagen III. mitlaufen, in II. Classe fährt, genießt keine Preisermäßigung.
Bei Zweifeln über das Alter der Kinder entscheidet der anwesende oberste Bahnbeamte.
In Familien können z. B. für 2 Kinder bis zu 10 Jahren zusammen 1 Billet III. Cl. gelöst werden.
Ein Jrrthnm dagegen ist es, als ob Kinder bis zu 7 Jahren frei wären; nach dem Reglement sind Kinder nur bis zu 2 Jahren frei.
Zweckmäßig ist es daher, vor dem Lösen der Billete den Kassier zu benachrichtigen, ob und wie viele Kinder nsttreisen, da z. B. auf der Enzthalbahn keine halben Billete ausgegeben werden.
Personen-Tarif der Enzthal-Eisenbahn.
Von Neuenbürg nach f l. Cl. stl. Cisilll. Cl.
kr.
kr.
kr.
Wildbad.
31
21
14
Calmbach.
24
16
11
Höfen.
Rothenbach ....
17
II
8
12
6
4
Birkenfeld.
13
9
6
Brözingen.
18
12
8
Pforzheim.
26
17
13
Frankfurter Course vom 17. Aug.
Geldsorten.
Friedrichs'dor . . .
. 9
fl. 53 -
59
kr.
Pistolen.
fl. 33 —
40
kr.
Dukaten.
fl. 33 —
35
kr.
20-Frankenstücke . .
. 9
fl. 19'/,-
20'/,
kr.
Englische Souvereigns
11
fl. 43 -
50
kr.
Ruß. Imperiales
. 9
fl. 38 -
40
kr.
Dollars in Gold . .
. 2
fl. 25 -
26
kr.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.