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Rothe Haare."Ueber den Wun­derglauben." Von Meta Wellmer.Allerlei." Eine Geschichte aus Meklenburg.Corr- respondenz." An Illustrationen folgende: Beim Scheiden. Portraits deutscher Reichs­tagsmitglieder.

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KL" Im Verlag von E. Rupfer in Stuttgart ist soeben erschienen und bei Jak. Me eh zu haben:

Der deutsche Kanonier

vor Straßburg.

Eine Erzählung fürs Volk aus dem glor­reichen Kampfe der deutschen Heere gegen Frankreich.

8 Bog. Elegant drosch. Preis 12 kr.

Kronik.

Deutschland.

Aus Berlin, 28. Mai, schreibt man derK. Z.": Der Kaiser hegt den Wunsch, den Reichstag bei den Einzugsfeierlichkeiten, wo möglich in corpore betheiligt zu sehen; es wird selbstverständlich auch eine eigene Tribüne für den Reichstag errichtet werden.

Graf Moltke hat sich nach Elsaß- Lothringen, vermuthlich in Festungsauge­legenheiten, begeben.

Im Reichstage ist der Conflikt, welcher durch die Empfindlichkeit des Fürsten Reichs­kanzlers über den Beschluß, daß zur Con- trahirung von Schulden für Elsaß und Lothringen die Zustimmung des Reichstages zu erfolgen habe, hervorgerufen worden war, glücklich beseitigt. Es erfolgte dies Resultat durch eine am Donnerstag Abend abgehaltene Kommissionsberathung, welche sich fast bis Mitternacht ausdehnte und da­mit endete, daß man den Antrag der Re­ferenten DDr. Lamey und.Friedenthal an­nahm, wonach nur bei Schulden für Elsaß- Lothringen, durch welche das Reich belastet würde, die Zustimmung des Reichstages erforderlich sein soll.

In Kassel erzählt man, wie man der Morgen-Zeitung" mittheilt, daß der ehe­malige Kurfürst von Hessen den Cabinets- rath Schimmelpfeng und den Kabinetsse- kretär Preser entlassen hat, indem er sich offen dahin ausgesprochen habe, daß er seine Wiedereinsetzung jetzt nicht mehr für möglich halte. Beide Herren sollen sich in Kassel aufhalten. Bei Besichtigung der Stadt werden sie finden, daß sich dieselbe seit 1866 sehr zu ihrem Vortheile verändert hat. (B. T.)

DieProv.-Corr." bestätigt, daß der Einzug der Truppen am 16., die Ent­hüllung des Denkmals,Fr. Wilhelms III. am 17. und der allgemeine Dankgottesdienst am 18. Juni stattsinden soll.

München, 20. Mai. Nach hierher gelangten Mittheilungen wird württember- gischerseits die Herstellung einer direkten Bahnlinie von Nürnberg nach Straßburg in Erwägung gezogen. (N. K.)

Interessant für den Arzt dürfte das jüngste Ergebniß der Conscription in der Stadt Würzburg sein. Unter 132 Pflich­tigen fanden sich nur 26 taugliche, viele wegen Fettleibigkeit untauglich! ?

Saarburg, 26. Mai. Auf dem höchsten Punkte der Vogesen, dem Donnon, über welchen die Gränzscheide zwischen Deutschland und Frankreich zieht, wird künftigen Frohnleichnamstag von einem in Saarburg gebildeten Konnte eine Frie­denseiche gepflanzt werden. Es ist zu erwarten, daß sich zu diesem festlichen Akt zahlreiche Theilnehmer einfinden.

Köln, 15. Mai. Aus dem Transporte nach Werden kamen gestern achtFrancti- reurS hier durch, von welchen zwei zu lebenslänglicher und sechs zu 10 Jahren Festungsstrafe verurtheill sind.

Frankfurt, a. M., 25. Mai.Jo­hannes Nonge, der bekannte Hauptstifter der Deutschkatholiken, welcher in letzter Zeit sich zum Zwecke der Errichtung von Kleinkinderschulen in Ungarn aufhielt, ist hierher zurückgekehrt, und wird in Frank­furt wieder seinen bleibenden Wohnsitz nehmen. Trotzdem, daß Ronge den Sech­zigen nahe ist, erfreut er sich noch einer großen Rüstigkeit. (F. Z.)

Aus Baden-Baden schreibt man der Elb.Ztg." : Eine schon im Vorjahre wahr- genommeue Erdbewegung an der Terasse des hiesigen Schloßgartens dauert fort. Wissenschaftliche Beobachtungen haben un­zweifelhaft dargelhan. daß als bewegende Ursache eine versteckte Thermalquelle an­zusehen sei, sowie eine sogenannte Leber­felsschicht, auf welcher der Schloßhügel zum Theile ruht. Die Bewegung beträgt jährlich etwa einen Fuß, Einhalt kann man ihr nicht thun. Das durch die häufigen Erdbeben dieses Jahres, die sich bis nach Baden fühlbar machten, beförderte Unglück ist so weit vorgeschritten, daß die herrliche Schloßgarten-Terasse mit den uralten Lin­denbäumen unrettbar verloren ist.

Württemberg.

Stuttgart, 31. Mai. Auf die Nachricht von dem schweren Braudunglück, von welchem der Ort Gruubach, Oberamts Neuenbürg, am 24. d. Mts. betroffen worden ist, haben Seine Majestät der König sofort zur Linderung der dringendsten Noth der dadurch Beschädigten die Summe von 400 fl. und Ihre Majestät die Königin zu dem gleichen Zwecke eine solche von 200 fl. zu verwilligen geruht.

Stuttgart I. Juni. Die würt- tembergische Felddivision bricht am 2. Juni aus ihren Standquartieren im Departe­ment der Haute Marne auf. Die Rückkehr der Division in das Heimctthland steht etwa in 34 Wochen zu erwarten. Was in Blättern über den Marsch nach Nancy und die Beförderung von da per Bahn zu lesen war, entbehrt der Begründung.

In Calmbach ist eine Vereinstelegra­phenstation errichtet und mit vollem Tages­dienst für den allgemeinen telegraphischen Korrespondenzverkehr eröffnet worden.

Ausland.

Der materielle Schaden, den die Stadt Paris in Folge des Aufstandes erlitten hat, wird von einem Korrespondenten des Daily Telegraph" auf 34 Millionen täg­lich, das heißt auf mehr als eine Milliarde monatlich abgeschätzt. (Die Schäden der Einnahme von Paris und der letzten kanni­

balischen Zerstörungen sind noch nicht da­bei gerechnet.)

Die Pariser Gefangenen, deren Zahl wahrscheinlich auf 60,000 steigen wird, sollen nach einem Telegramme derDaily News" nach Neu-Calchedonien transportirt werden. Blanqui ist nach Belle-Jsle ge­bracht worden.

In einer Betrachtung über den sieben­tägigen Straßenkampf in Paris sagt der Schw. Merk, ganz treffend:Voltaire hat von seinen Landsleuten gesagt, sie seien halb Affe, halb Tiger; eine Charakteristik, deren Wahrheit heute in die Augen springt. Von den Parisern gilt es in vollem Maaße: Affen der ersten Revolution, sind sie zu Tigern geworden. Absichtlich reden wir von den Parisern. Denn es wäre eine Täuschung, die Schuld nur auf die kleine Minderheit abzuwälzen, welche zuletzt die Stadt in dem Bann ihres Schreckenregi­ments hielt. Vielmehr die Stadt selber, die große Menge ihrer Bürger und Ein­wohner hat so lange mit der Revolution ein leichtfertiges Spiel getrieben, bis sie von ihr furchtbar beim Wort genommen wurde. Wer erinnert sich nicht der haupt­städtischen Szene», so oft es sich um Wahlen handelte, der theatralischen Kundgebungen, der Vergötterung eines Rochefort, eines Victor Hugo? Damals wurde der Geist genährt und großgezogen, der zuletzt seine Explosion verlangte. Paris hat den Teufel der Revolution so lange an die Wand ge­malt, bis er die Stadt geholt hat. Durch die ganze hauptstädtische Bevölkerung zuckte das Gelüste, daß man zur Abwechslung wieder einmal Barrikaden und rothe Fahnen haben müsse. Wie die Kinder aut den rothen Festtag im Kalender, so freute sich Paris auf die nächste Revolution. Dieser Begriff schien das Höchste, das Erhabenste, was ein Franzosenkopf sich auszudenken vermag. Daß es jedesmal ein kurzes und theuer bezahltes Vergnügen ist, kümmerte Niemand; daß es unter Umständen ein ver­zweifelt blutiges Spiel sein kann, Niemand dachte daran!"

Der Temps hat den Muth, das wahre Wort auszusprechen:Ganz Frankreich, wir alle sind schuldig." Aber es fehlt viel, daß ganz Frankreich zu diesem aufrichtigen Selbstgestäudniß sich verstände. Noch rauchen die Trümmer der verwüsteten Hauptstadt, uird schon beginnt ein widerwärtiger Ha­gel von Vorwürfen und Anschuldigungen, welche die verschiedenen Parteien gegen einander schleudern.

Die große Bibliothek der Rue Richelieu ist nur durch eine Art von Wunder der Zer­störung entgangen. Die Insurgenten hatten dort Mafien von Pulver und Petroleum ange­sammelt. Der Faden, welcher sie in Brand stecken sollte, wurde nur zufällig durchschnit­ten. Das Pantheon verdankt es den Marine­soldaten welche die Lunte abschuilte», die das in der Krypta der Kirche aufgehäufte Pulver auzünden sollte, daß es nicht in die Lust gesprengt worden ist.

Wie man durch Privatschrciben erfährt, soll die Commune die durch aufgesangene Briefe verratheue Absicht gehabt haben, ihren Sitz und den Mittelpunkt ihrer Ope­rationen nach Brüssel zu verlegen.