die dort beabsichtigten Jngenieurarbeiten vollendet sind, einige Monstre-Geschütze aufgestellt werden, welche die Vorstädte Belle- ville u. a. mit Brandgeschossen bewerfen können. Hat das Bombardement der innern Stadt, das eigentliche Ziel der gegenwärtigen Beschießung einmal begonnen, dann wird Paris innerhalb 8—10 Tagen in die Lage versetzt sein, entweder zu kapitu- liren, oder die Stadt in eine große Brandstätte verwandeln zu sehen. (Nrh. C.)
Wie man aus Karlsruhe schreibt, ist dort mit aller Bestimmtheit die Nachricht verbreitet, daß ein Theil des Korps Werder nahe bei Montbeliard am 9. ein größeres Gefecht siegreich bestanden und dabei mehrere 100 Gefangene gemacht hat. Es scheint dies der glückliche Beginn einer größeren Entscheidung zu sein.
6,000,000 Centner Eis sind nach angestellten Ermittelungen erforderlich, um Berlin für den Sommer mit Eis zu versorgen. 2,000,000 Centner fallen auf die Bairisch-Bierbraueien, der Rest ist für die Eiskellereien der Schlächter, Conditoren und Hospitäler nothwendig. Der Centner wird durchschnittlich niit l//s Sgr. bezahlt, mithin wird gerade in der Zeit, wo die Bauarbeiten ruhen, dem Arbeiterstande ein Kapital von 300,000 Thr. zugeführt.
Württemberg.
Stuttgart, 11. Jan. Wie es heißt, sollen bereits die Herren bezeichnet sein, welche das Gefolge Seiner Königlichen Majestät bei einer Reise nach Versailles bilden werden; es soll nur von dem Gang der Ereignisse abhängen, wie die Modali- liäten der bereits beschlossenen Reise festgesetzt werden.
Stuttgart, 12. Jan. Gestern wurden die Mitglieder des Geheimenrathes, sowie der mit dem Präsidium dessclben be- auftragte Justizminister v. Mittnacht und der neu ernannte Minister der Familien- Angelegenheiten des K. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, Freih. v. Wächter, zur K. Tafel gezogen.
§ In Ulm und in Wiblingen werden Vorbereitungen zur Aufnahme weiterer französischer Gefangener getroffen. Zur Unterbringung derselben muß-zum Mittel der Errichtung heizbarer Barracken gegriffen werden.
Z In der gleichen Lage, wie der Sanitätsverein von Gmünd, werden wohl auch andere Vereine des Landes sein; er macht die Mittheilung, daß seine Mittel für Unterstützung von Angehörigen der Soldaten auf die Neige gehen. Eine solche Mittheilung wird genügen, um den Vereinen wieder neue Zuflüsse zu eröffnen.
8 Im K. Geheimenrathe wurde am Mittwoch Vormittag die Beeidigung des neuernannten Ministers der Familien-An- gelegenheiten, Freiherr v. Wächter, — des zum außerordentlichen Mitgliede des K. Geheimenraths ernannten Geheimraths v. Dillenius und des neu ernannten wirklichen Staatsraths vr. v. Bitzer durch Seine Majestät den König vorgenommen.
Ausland.
Brüssel, 10. Jan. Aus Paris, 4. Jan. wird berichtet: Die Zahl der in der letzten Woche des vorigen Jahres hier verstorbenen Personen betragt 3280, wobei die in den Hospitälern und Ambulancen Verstorbenen nicht mitgerechnct sind.
Brüssel, 10. Jan. Es heißt, General Trochu werde sich nicht auf den Mont Valerien zurückziehen, sondern beabsichtige, schlimmsten Falls sich durchzuschlagen.
Brüssel, 12. Jan. Nach der in Paris erscheinenden Korrespondenz HavaS vom 8. Jan. ist die Kraft des Bombardements furchtbar. Seit dem 5. Jan. wurden täglich 20,000 Granatkugeln geworfen, wovon 450 innerhalb der Stadt, linkes Seineufer, Faubourgs St. Germain, Vau- girard, Grenelle, Montrouge, Boulevard St. Michel einschlugen. Da bereits 15 Straßengänger getödtct worden sind, verbot die Regierung Versammlungen von Menschengruppen und logirte die Bewohner der meist bedrohten Stadtviertel aus. Die Festungsschäden sind bisher noch ausbesserungsfähig, Menschenvcrluste in den Forts angeblich nur 15 Todte, 00 Verwundete.
(S. M.)
Aus den Reden, welche Gambetta beim Jahreswechsel in Bordeaux gehalten hat, geht hervor, daß er auch nach dem Falle von Paris den Kamps gegen die „Eindringlinge" mit aller Kraft fortzusetzen entschlossen ist. Wie weit diese Kraft dabei reichen und ihn die Bevölkerung des Südens unterstützen wird, ist abzuwarten. Jedenfalls wird unsere traurige Aufgabe dadurch verlängert — traurig in so fern, als es ja nie die Absicht der deutschen Heere gewesen ist, Frankreich zu verwüsten, und wik jetzt durch die fortdauernden Angriffe von ganz oder theilweise undisciplinirten Truppen zur schonungslosen Fortsetzung des Kampfes gezwungen werden.
Der geheime Zweck, welcher in der am 29. Dez. stattgehabten Versammlung der Bürgermeister von Paris verfolgt wurde, soll Erzielung des Rücktritts von Favre, Picard und Trochu gewesen sein.
Miszellen.
Die rettende Hand.
Novelle von Otfried Mplins.
(Fortsetzung.)
„Glauben Sie? Aber er war vorhin hier und versprach mir seinen Beistand!" sagte der Lieutenant.
— „Er hat Ihnen wohl nur eine bedingte Hülse zugesagt, nicht wahr? Ich kenne seine Ansicht, die dahin geht: die Ordnung Ihrer Angelegenheiten ganz auf sich zu nehmen und Sie vor der Schande und dem Bankerott zu retten unter der Bedingung, daß Sie ihm Ihr ganzes Einkommen abtreten und sich von ihm aus eine beliebige Kompetenz setzen lassen, während er den übrigen Ertrag Ihres Fidei- commiß-Vermögens in dem ihm gutdünken- den Verhältnisse zur Deckung Ihrer Verbindlichkeiten anwendet — und wohlgemerkt! nur zur Deckung Ihrer legalen und
gerechten Schulden, worunter er bekanntlich gerade diejenigen nicht rechnet, welche Sie Ehrenschulden neunen!"
„Wie? meine Ehrenschulden will er nicht bezahlen?" rief Alfred sehr kleinlaut.
— „Nein; Herr Trautmann hat sich dieß fest vorgenommen — vielleicht um Sie zu Ihrem eigenen Besten zum Austritt aus der Armee zu nöthigen," gab Fräulein Fiutelmann zur Antwort. „Als ich dieß erfuhr, begriff ich sogleich, wie de- müthigend und bitter es Ihnen sein müßte, unter einer solchen Beschränkung zu leben; ich ging mit mir zu Raths über die Mittel, womit ich Ihnen helfen könnte, und eilte sogleich hieher, um Ihnen meinen Plan mitzutheileu. Die einzige Bedingung, welche ich Ihnen stelle, ist die, daß Sie meinen Antheil an Ihrer Rettung dem Onkel sorgfältig verschweigen und überhaupt niemand darum wissen lassen als Ihren Anwalt. Ich fordere keine Versprechungen und Gelübde der Besserung von Ihnen, denn ich fürchte, Sie haben nicht genug Charakterfestigkeit, ein solches Gelübde zu halten; auch bin ich nicht so eitel, zu erwarten. Sie würden ein mir geleistetes Versprechen gewissenhafter halte», als diejenigen, welche Ihnen die Bitten und Thräneu ihrer Mutter abgeuvthigt haben...."
„Sie haben zwar Recht, mir zu mißtrauen und mich mit solch bitteren Sarkasmen zu überhäufen," erwiderte Alfred; „allein ich bitte Sie um's Himmels willen, verschonen Sie mich jetzt damit, wo ich von der Bürde meines Unglücks ganz zu Boden gedrückt bin, oder nennen Sie mir wenigstens offen die Motive, warum Sie, um mich zu retten, ein Wagniß eingehen wollen, vor welchem meine Verwandten zurückbeben!"
Fräulein Fintelmann zauderte sichtlich, endlich aber sagte sie: „Wohlan denn, ich will offen sein, selbst auf die Gefahr hin. Ihnen damit wehe zu thun. Ich spiele ohne Zweifel ein etwas gewagtes Spiel, aber wer weiß, ob ich es nicht gewinne. Ich hatte und habe noch so viel Vertrauen in Ihre Ehre, in Ihre Gewissenhaftigkeit, daß ich mich überreden wollte: der Gedanke, einem Frauenzimmer die Rettung aus Noth und Schande zu verdanken, werde in Ihnen den Wunsch erwecken, diese Verbindlichkeit gegen eine Fremde möglichst bald abzu- lragen, und dieser Wunsch, dieses Streben vermöchten vielleicht Sie noch vom Rande des Abgrunds zurückzurufen. Diese Motive, welche Ihr Onkel vielleicht Douquixottisch finden würde, bewogen mich. Ihnen die rettende Hand reichen zu wollen!"
„O, Sie sind ein edles, herrliches Wesen, Augustine!" erwiderte der Lieutenant tief ergriffen; „Sie sind ein Engel, aber Sie gehen in Ihrer Herzeusgüte allzu weit; ich kann ein solches Opfer nicht au- nehmeu!"
(Fortsetzung folgt.)
Der General Faidherbe hat seinen Plan aufgegeben, die Kopfabschneidermeister, die Gums, in den Kampf loszulassen, nachdem er sich durch den Augenschein davon überzeugt hat, daß die deutschen Soldaten den Kopf nicht so leicht verlieren.
(Berl. Wesp.)
Redaktion, Truck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.