K r o n i k.
Deutschland.
Offiziell. Versailles den 29. Nov. Der König an die Königin.: Prinz Friedrich Karl meldet: Gestriges Gefecht war eine wahre Niederlage des größten Theiles der Loirearmee, non der das ganze 20. Korps, wahrscheinlich auch das 18., Theile des 15. nnd 16. da waren, nach französischen Angaben 70,000 Mann. Das 20. Korps focht ganz, die andern theilweise. Der Feind ließ 1000 Todte auf dem Schlachtfeld; er soll über 4000 Verwundete haben. 1600 gesunde Gefangene, die sich stündlich mehren. Ge- sammtverlust wohl 7000 Mann. General Aurelles soll blefsirt sein. Unser Verlust 1000 Mann, wenig Offiziere. (S. M.)
V ersaill es den 29. Nov. Ganze Bedeutung des von Theilen der 2. Armee, besonders vom 10. Armeekorps, gestern bis nach Eintritt der Dunkelheit gelieferten Gefechtes hat erst heute mit Sicherheit festgestellt werden können. Der größte Theil der feindlichen Loirearmee hat eine vollständige Niederlage erlitten. Der Feind ließ gegen 1000 Todte auf dem Schlachtfeld, 1600 unverwundete Gefangene, die sich stündlich mehren, sind in unfern Händen. Wir verloren ein Ge- schüz, nachdem Pferde und Bedienung todt, und nicht ganz 1000 Mann an Todten und Verwundeten, worunter verhältnißmäßig wenig Offiziere. (S. M.)
Offiziell aus Versailles, 30. Nov. Der König an die Königin. Gestern schlug daS 6. Korps einen Ausfall südlich bei l'Hay siegreich zurück. Ueber hundert Gefangene, viele hundert Blessirte und Todte; wir 100 Mann Verlust. Heute bedeutende Ausfälle nach Osten gegen die Württemberger und Sachsen bei Boneuil sur Marne, Champignp, Villiers, die genommen und bis zur Dunkelheit mit Hülfe unserer siebenten Brigade wiedergenommen wurden. Gleichzeitig nach Nordosten bei St. Denis gegen die Garde und das 4. Korps nur leichte Ausfälle. Ich konnte Versailles nicht verlassen, nur inr Centrum zu bleiben. ES scheint, der Feind aus einen Sieg bei Orleans gerechnet zu haben, um dem Sieger entgegen zu gehen, was mißglückte!
Wilhelm.
Versailles, 30. Nov. Nachdem gestern 6. Armeekorps mehrfach Angriffe des 1. Korps der 2. Armee von Paris siegreich zurückgewiesen, wurde während der ganzen Nacht von den Forts ein ungewöhnlich heftiges Feiler unterhalten. Heute morgen entwickelte der Feind unter gleichzeitiger Demonstration auf verschiedenen Punkten der En- ceüite vor Paris bedeutende Streitkräfte zwischen Seiue und Marne, er griff mit denselben um 11 Uhr unsere dortigen Positionen an. Es entspann sich ein sehr heftiger Kamps, unsererseits hauptsächlich geführt von der württembergischen Division, des größten Theils der 12., sowie noch Theile des 2. Armmekorps. Ter Kampf dauerte bis 6 Uhr Abends, um welche Zeit unsere siegreichen Truppen den Feind aus der ganzen Linie zurückgeworsen hatten. Weitere Details noch unbekannt. — Unsere Verluste in der Schlacht von
Mann an Todten und Verwundeten. Die feindliche Nordarmee befindet sich in vollständiger Auflösung. Die Citadclle von Amiens kapitulirte heute nach kurzem Gefechte, worin der Kommandant gefallen, 400 Kriegsgefangene mit 11 Offizieren und 30 Geschützen fielen in unsere Hände. — General Werder meldet, der Rückzug Gari- baldi's artet in Flucht ans.
Berlin, 26. Nov. Wie ich schon telegraphisch gemeldet habe und durch den Minister Delbrück im Reichstag bestätigt wurde, ist das mit Württemberg gestern Abend Unterzeichnete NertragSprotokoll wegen des Eintritts in den deutschen Bund heute dem Bundesrath mit- getheilt worden. Der Eintritt erfolgt, wie der voll Baden und Hessen, mit einigen nicht sehr wesentlichen Aenderungen. Post uno Telegraphen, wie dies scholl bekannt war, bleibell in württem- bergischer Verwaltung nach der Gesetzgebung des Bundes, dem damit thatfächlich die Oberleitung zusallen wird. Im Bundesrath soll Württemberg 4 Stimmen haben und etwa 17 im Reichstage; doch kann ich dieses Stimmenverhältnis) nicht ganz verbürgen. Die Militärkouvention ist ähnlich wie mit Sachsen abgeschlossen. Die Ersparnisse im Militärbudget sollen Württemberg nach Verhältniß Vorbehalten werden: so war mir schon in diesen Tagen rersichert worden, und der Punkt wird bestätigt, bedarf indessen noch der Aufklärung. Dian ersieht ans den ersten Anblick nicht, wie die Rechnung beziffert werden soll, und vielleicht wird dies auch noch im Reichstag eine Debatte Hervorrufen. Ueber den Vertrag mit Bayern ist Einzelnes noch immer nicht bekannt. Das Ge- snmmtcrgebniß macht in politischen Kreisen großes Aufsehen, und man ersieht, daß im FriedenSver- trag mit Frankreich die Einheit Deutschlands anerkannt werden soll.
Württemberg.
Telegramm des Kommandanten der kgl. württemb. Feldivision an Se. Mas. den König voll Württemberg: Chateau le Piple den 30. Nov., 10 Uhr 25 M. Vorni. Zweite und dritte Brigade haben heute (wohl am 29.) in fünfstündigem Gefechte den Ausfall einer französischen Division Lienientruppen gegen den Mont Mesly in der Vorpostenstellung, unter Hilfleistnng der 7. preuß. Jnsanteriebrigade - am Schlüsse des Gefechtes, siegreich zurückgeworsen. Ter Feind wurde nach Cräteuil hineingcworsen. Tie erste Brigade hielt von Morgens (U /2 Uhr bis zur Dunkelheit die Stellung Coeuilly-Viüiers gegen eüien sehr ellergischen Angriff einer feindlichen Division, der von den Forts kräftig unterstützt murde. Auch hier wurde der Feind znrückge- geschlagen. Im Ganzen über 300 Gefangene. Unser Verlust soweit bis jetzt bekannt, 6 Offiziere todt und 34 verwundet, gegen 700 Mann todt und verwundet. Uoter den Verwundeten sind Oberst v. Berger, Oberst v. Hügel, Oberstlieut. v. Knörzer, Oberstlieut. v. Link und Major Schaffer. Alle Truppentheile haben in hervorrageuder Tapferkeit gewetteifert, die deutsche und württem- bergische Waffenehre zu wahren. Obernitz.
Amiens beziffern sich aus 74 Offiziere und 1300 ^_—
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
Morgen folgt wieder eine Beilage.