626

hat mit geringen! Verlust Dreux genommen.

Viele Gefangene gemacht. Verfolgung in der Richtung auf Le Maus. Wilhelm. (K.Z.)

A. d. Hauptquartier, 17. Novbr. Alle Berichte von hier lauten dahin, daß sich Paris unmöglich länger als vierzehn Tage halten kann. Es werden in Voraussicht dessen bereits Vor­kehrungen bis weit nach Deutschland getroffen, und Vorräthe nach Frankreich geschafft.

Berlin, 17. Nov. Neutrale Generale schreiben aus Versailles, Paris müsse sich späte­stens Mitte Dezember ergeben. Im Orient ist Deutschland unbetheiligt, so lange Rußland gemäß seinem letzten Rundschreiben dabei bleibt, die Donaumündungen nicht zu beanspruchen.

(S. M.)

Bremen, 17. Nov. Nach Nachrichten des Lloyd sind die Hansa und Leipzig in Bremer­haven angekommen, nachdem sie in Grimsby mehrere Tage auf Ordre gewartet hatten. (Aus London war telegraphirt worden, daß beide Schiffe gekapert seien.) (S. M.)

Der deutsche Sieg bei Dreux am 17. Nov. hat dem Vorrücken der französ. Loirearmee vor­erst ein Ende gemacht, er hat sogar den Rückzug des Feindes bewirkt, und die Verfolgung durch den Sieger stets ein Zeichen, daß auch ein strategischer Vortheil im Felde errungen worden wird dazu beitragen, die Auflösung der Ord­nung in eine feindliche Armee zu bringen, deren schnelle Organisation und Disziplinirung alle

Anerkennung verdient.

Karlsruhe, 19. Nov. Nach soeben aus

Versailles eingetroffencn Nachrichten ist am 15. d. M. der Vertrag zwischen den Bevollmächtigten des Norddeutschen Bundes, Badens und Hessens über die Vereinigung zum Deutschen Bunde und über die Verfassung desselben unterzeichnet wor­den. (K. Z.)

Württemberg.

Stuttgart, 15. Nov. Der evangelische

Synodus ist heute zu seinen jährlichen ordent­lichen Berathungen zusammengetreten.

Stuttgart, 19. Nov. Gutem Vernehmen

nach reisen die Minister v. Mittnacht und v. Suckow morgen nach Berlin zur Unterzeichnung der Verträge über den Eintritt Württembergs in den neuen Deutschen Bund. Der Finanzminister und Präsident Dillenius werden in Kehl eine Zusammenkunft mit Delbrück haben behufs Be­sprechung über die künftige Stellung der würt- tembergischen Verkehrsanstalten. (K. Z.)

In der 11. amtlichen Verlustliste der würt- temb. Felddivision,: Verwundet: 8. Jnf-Reg.: den 5. Nov. aus Vorposten bei Chenneviöres Soldat Christ. Friedr. Bott von Calmbach, Neuen­bürg, Verwundung am Hinterbacken und an der r. Hand durch Granatsplitter.

Mitbürger!

(Schluß.)

Um so größere Vorsicht ist aber andererseits gegen Bewerber geboten, die vielleicht der all­gemeinen Strömung in berechneter Absicht fol­gend, jetzt mit nationalklingenden Redensarten

und Versprechungen freigebig sind, während doch ihre ganze Vergangenheit sie zu Gegnern der Einigung stempelt. Der gesunde Sinn des Volks wird Candidaten, die ihm zu Gefallen jetzt gleichfalls von bundesstaatlicher Einigung reden, leicht unterscheiden von Solchen, ans deren Charakter es sich verlassen kann. Es mag sein, daß auch bisherige Abgeordnete, die Gegner der Einigung gewesen sind, dem Zwang der Ereig­nisse sich fügen würden. Wenige möchten wohl den Muth haben, Nein zu einem Verfassnngswerk zu sagen, das zum erstenmal alle Deutschen ver­einigt. Doch mit Annahme der Verfassung ist die Wirksamkeit der Kammer, die für die nächsten 6 Jahre das Land vertritt, nicht erschöpft. Es gilt jetzt alle Zweige der Staatsvermaltng so ein­zurichten, wie es einem Glied des Bundesstaates ziemt. Es gilt die Landesverfassung dem neuen deutschen Staatsrecht anzupassen. Jener unfrucht­bare innere Hader soll endlich aufhören/cher seit Jah­ren die regelmäßige geordnete Wirksamkeit unserer Gesetzgebung gehemmt hat. Mit der Aufrichtung des Bundesstaats wird zugleich unserem Land die Möglichkeit gewährt sein, die Bahn des freisinnigen Fortschritts in seinen innern Ein­richtungen und Gesetzen wieder aufzunehmen. Und dazu bedarf es Männer, die entschlossen sind, die neuen Verhältnisse freudig, ohne Rück­halt, ohne die kleinen Nergeleien der Vergangen­heit anzunehmen.

Mitbürger! Was die langen Friedensjahre nicht vermochten, unser Volk zum Staat zu bilden, das vollbringt in wenig Wochen dieser große Krieg. Indem er uns allen gleiche Pflicht nnd gleiche Ehre bringt, ruft er den einzelnen Stäm­men zu, alten Hader ruhen zu lassen und nicht länger um besondere Vorzüge oder Vortheile mit einander zu streiten. Wir wollen nichts sein als was die andern sind, ein Glied des einen deutschen Bundesstaats mit denselben Rechten und denselben Pflichten wie alle. Vieltausend­stimmig ruft uns das deutsche Heer aus Wälsch- land zu: lasset nicht von einander, derweil wir für euch bluten. Wohlan! antworten wir den ruhmvollen Thaten unserer Söhne mit der Wahl von Abgeordneten, die den Willen haben im Frieden zu sichern, was die Waffen erstritten!

Stuttgart, 6. Nov. 1870.

Die Vertranciislnsnncrvrrsammlung der deutschen Partei.

Die Vorsitzenden:

Holder; Heinrich Finkh; Schall.

Der Schriftführer: vr. Lang.

A u s l a n d.

Tours, 16. Nov. Die Regierung läßt Folgendes verbreiten: Die Preußen haben mit 12,000 Mann Dijon wieder besetzt. Französische Truppen besetzten Dreux. Meziores ist von den Preußen fast vollständig eingeschloffen.

In Paris wird jetzt alles irgend Eßbare verspeißt, sogar die Bären und wilden Thiere des Jardin des Plantes. Die Bewohner des Akklimatisationsgartens sind bereits aufgegessen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.