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Miszellen.
Zwei Episoden aus dem Jahr 1813, handelnd von der damaligen Begeisterung und allgemeinen Opferwilligkeit.
(Fortsetzung.)
Unter den vielen Trauringen, die dargebracht wurden, lieferte ein Ehepaar ihre beiden Ringe mit den Worten ein: „Wir haben durch das Kriegsunglück alles verloren; nichts blieb uns übrig, als unsere Trauringe: hier sind sie." — Unter den eingesandten werthvollen Dosen waren drei im Werthe von 5300 Thalern. — Eine junge Frau, deren Gatte als Freiwilliger eintrat, sandte ihren Brantschmnck mit den Worten ein: „Gold und Schmuck dürfen für eine preußische Bürgerin keinen audern Werth haben als den, es dem Vaterland zum Opfer zu bringen." — Eine junge Wittwe sandte eine goldene Kette und wollte ungenannt bleiben, weil sie diese Kleinigkeit „nur zu ihrer Freude, nicht zur Schau für Andere darbringe." — Ebenso wurden unzählige Kostbarkeiten ohne Namensanzeige der Geber abgegeben. — Ein Geschwisterpaar equipirte einen Freiwilligen und sicherte ihm, wenn er verkrüppelt zurückkäme, eine jährliche Pension zu.
— Eine arme Frau schickte 10 Thlr., die sie sich zu einem Ueberrock erspart hatte, mit den Worten: die Jäger brauchen es nothwendiger, als ich. — Eine Jungfrau sandte ein Paar goldne Ohrringe mit der Zuschrift: „In dem Augenblicke, wo es gilt, für König und Vaterland zu handeln, ist es schmerzhaft, keine Reichthümer zu besitzen: so lege ich die geringe Gabe, die ich zu bieten vermag, ans des Vaterlandes heiligen Altar, begleitet von dem Wunsche, daß jede Tochter des preußischen Staats eilen möge, sich ihres entbehrlichen Schmuckes zu entledigen." (Nach einer ungefähren Berechnung sind damals in Preußen gegen 160,000 goldne Ringe, Ketten und Ohrgehänge geopfert worden.) — Ein Zehnjähriger Knabe lieferte ein paar silberne Medaillen mit dem Beisatz ein: „Alle Sparbüchsen müssen jetzt geleert werden!" — Ein Mädchen schrieb: „Mit dem Spruche: Gebt dem Herrn, was euch am liebsten ist, gebe auch ich, was mir das Liebste war: eine kleine goldene Uhr." -—
Ein paar wollene Socken enthielten die angc- hestete Aufschrift: „das letzte bischen Armuth einer alten Soldatenwittwe." — Ein blinder Harfenspieler bot die Halste seines kümmerlichen Verdienstes zur Unterstützung eines erblindet zurückkehrenden Krieges dar. — Das rührendste Geschenk aber kam von einer achtzehnjährigen Jungfrau in Breslau, welche ein ausgezeichnet schönes und volles blondes Haar hatte, das schon oft in den Gesellschaften der Gegenstand der Bewunderung und des Neides war. Sie gierig zu einem Haarkünstler und sragte ihn, was ihr Haar wohl werth sei. Er taxirt es auf IO Thlr. und um diesen Preis wollte sie es sich abschneideu lassen. Der Friseur beschwört sie, sich dieses schönen Schmucks nicht zu berauben und weigert sich, die Scheere anzusetzen. Ohne sich dadurch in ihrem Entschlüsse wankend machen zu lassen, geht sie nach Hause, schneidet sich die ganze Haarsülle ab und sendet sie niit der Zuschrift ein: „Der Friseur hat für dieses Haar
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10 Thlr. geboten: es macht mich glücklich, dem Vaterlande dieß kleine Opfer bringen zu können." Von diesem Haare nun ließ das Comita Ringe und Armbänder machen, 'welche als Andenken an eine so schöne Handlung der Vaterlandsliebe so theuer verkauft wurden, daß sie 250 Thlr. eintrugen.
(Schluß folgt.)
— Das Unheil Deutschlands war bis in die
neueste Zeit seine Zerrissenheit, die Absonderung der Stämme. Verderblich wirkte aber dieser Partikularismus noch besonders dadurch, weil zwei auswärtige Faktoren schlimmster Gattung demselben leitend und stützend zu Hülfe gekommen waren: das Papstthum und Frankreich. In der Zeit vom I I. bis 16. Jahrhundert war es der Papst, und vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart Frankreich, welches alle wölfischen Elemente vereinigte und zur Schwächung von Kaiser und Reich benutzte. Dem Papstthum hat die Reformation und ihr Kind, die Aufklärungsperiode des 18. Jahrhunderts, den Stachel genommen, die infame Politik Frankreichs aber, wie sie von Franz I., Heinrich IV., Richelieu und den Bonapartes folgerichtig gegen uns geübt ward, ist 1870 zu Ende gegangen. Der Schwerpunkt des Welttheils wird wieder in die Mitte fallen, nach Deutschland. Wenn zu dem Edelmuth, welcher bisher die Bewegung Deutschlands von 1870 kennzeichnet, auch jene Klarheit des Wollens kommt, welche den Enthusiasmus in dauernde politische Formen zu fassen weiß, und dabei vor dem Opfer liebgewordener Besonderheiten nicht zurückscheut, so wird Deutschland mit einem Ruck sich aus der bescheidenen Rolle des hartarbeitenden Mannes, wie es bisher unter den Völkern dastand, in Selbstachtung und Anerkennung bei allen Nationen an die Spitze schwingen, so wird jene gewaltige Kraft wiedererstanden sein, welche einst zur Anfrechthaltung gerechten Friedens im Welt- theil das meiste beitrng, so werden künftig Abenteurer und Verschwörer nicht mehr mit ihren Gelüsten Verwirrung stiften, und das deutsche Volk mit einer neidwürdigen Sicherheit seinen Wohlstand, seine Cultur, seine Größe gründen. Das walte Gott! (S. S.)
— (Sechs Aussprüche großer Männer.) „Ich werde den Frieden in Königsberg unterzeichnen", sagte Napoleon III.
„Wir werden eine Promenade nach Berlin machen", sagte Marschall Leboeuf.
„Wie, Ihr braucht mehr Zeit, den Rhein cinzustudiren, als wir, ihn zu nehmen?" schrie Herr v. Girardin.
„Wir haben dieses Land und gedenken darin zu schlafen," schrieb Edmond About aus Saarbrücken.
„Es steht eine große Schlacht bevor und ich kann den Sieg mit Gewißheit Vorhersagen", meldete Er an Sie.
„Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze lauten gut," log Graf Palikao den gesetzgebenden Körper an.
Jak. Me eh in Neuenbürg.