Majestät als deutscher Fürst das Ihrige beitragen.

Indem ich Eller Wohlgeboren ersuche, hievon weitere Mittheilung zu machen, beharre ich mit ausgezeichneter Hochachtung rc.

Stuttgart, den 6. Sept. 1870.

Der Cabinets-Chef: Eglofs st ein.

Stuttgart, 5. Sepr. (A. Z.) Gutem Vernehmen nach wird die gefangene französische Armee unter die deutschen Staaten vertheilt. Württemberg soll gegen 4000 Mann erhalten.

Stuttgart, 7. Sept. Ans das von Seiner Majestät dem König an den König von Perußen am 3. d. M. gerichtete Telegramm wo­durch Seine Majestät Seinen Glückwunsch zu dem herrlichen Sieg der heldenmüthigen deutschen Armee unter der glänzenden Führung des Königs ausgedrückt hatte, traf heute früh die am 4. Sept. Nachmittags von Verennes abgesendete telegra­phische Antwort ein, worin Seine Majestät der König von Preußen sagt: Wünschen wir uns Glück zu den welthistorischen Folgen des Sieges von Sedan. Ihre Majestät die Königin von Preußen sprach in Ihrer Erwiederung auf das an Sie gerichtete Glückwunschtelegramm dem Kö­nig aus, daß Seine hochherzige Unterstützung der gerechten Sache dem deutschen Waffenglück förderlich gewesen sei, und fügte bei: Gott helfe weiter! (St.A.)

Stuttgart den 8. Sept. Wie wir verneh­men, ist es der Wünsch I. Maj. der Königin, daß mit Rücksicht darauf, daß der große Kampf der deutschen Heere zwar von herrlichen Siegen gekrönt, aber noch nicht abgeschlossen ist und vielleicht noch weitere Opfer fordert, aus Anlaß HöchstJhres auf künftigen Sonntag fallenden Ge­burtsfestes keine äußerlichen Festlichkeiten statt­finden. Ihre Maj. wünscht nur, daß bei der kirchlichen Feier dieses Tages die Gebete für Ihr Wohl mit denjenigen für die gerechte Sache und für die Tapferen, welche für dieselbe noch kämpfen und schon geblutet haben, sich vereinigen.

Dem Vernehmen nach wird die Festung Ulm 5000 kriegsgefangene Franzosen aufzunehmen haben.

Aus dem Bivouak der Württemberger bei Donchery, eine Stunde westlich von Sedan, Schlachtfeld von Sedan, 2. Sept. Der Monat hat gut begonnen, wer hätte das zwei Monde vorher gedacht! Der gestrige Sieg ist ein ent­scheidender. Die Schlacht dauerte von Morgens 6 Uhr bis Abends 7 Uhr, unsere Division war nur wenig betheiligt, die Bayern mehr, den Hauptstoß führten aber die Preußen, und sie führten ihn gut, wenn auch nicht ohne bedeutende Verluste. Jetzt befindet sich der König mit dem Kronprinzen Bismark und Moltke in Don­chery, und unaufhörlich dringen die Hurrahs an unser Ohr. Und Napoleon, derselbe Napoleon der vor 2 Monaten noch so stolze Worte im Mund führte, der uns den Krieg erklärte, be­findet sich jetzt 100 Schritte von mir in einem einfachen Haus als Gefangener von einer Es­kadron preußischer Kürassiere bewacht. Es ist kaum zu fassen. So eben fährt der König von Preußen mit dem Kronprinzen, Bismarck nnd Moltke und großer Suite durch unser Bi­vouak. Endloses Hurrah! Die Verhandlungen

sind geschlossen, Sedan und die ganze französ. Armee kapitulirt. Es lebe Deutschland!

Die württembergische Division befand sich am 5. Sept. auf dem Marsch nach Paris bei Nethel halbwegs Mezieres-Rheims, 5 Meilen von letz­terer Stadt.

In einer Betrachtung über das Zustande­kommen der gegenw. franz. Republik sagt der Schm. Merk.: Selber waren die Republikaner nicht vermögend gewesen, sich L. Napoleons zu ent­ledigen. Zwanzig Jahre lang hatten sie ihn wohl oder übel ertragen müssen, und was sie selbst nicht fertig brachten, verdanken sie heute dem deutschen Heer. Wenn wir in den nächsten Tagen wieder von dem Beruf des französ. Volkes lesen sollten, die Freiheit nach allen Ländern zu exportiren und derlei Melodien fangen bereits an so bitten wir uns aus: nur keine Verwechslung! Diesmal sind die Deutschen eure Befreier gewesen!

Die Zeitungen sind angefüllt mit tausend­stimmigem Jubelklaug, der von Memel bis Lörrach, von Aachen bis Breslau, von Flens­burg bis an die Alpen über die Ereignisse bei Sedan ertönt. Alles Detail, was hierüber berichtet wird, wiederzugeben, ist nicht möglich, aber auch kamu nöthig, da von überallher im Ganzen das Gleiche endlos zu wiederholen wäre.

Ausland.

Paris, 7. Sept. Mrg. Anhaltende Flucht vor dem Terrorismus. Die Preußen bedrohen bereits die Verbindungen der Nordbahn. Der Wahnwitz der Zeitungen steht in höchster Blüthe! Die Theueruug der Lebensmittel maßlos.

Im französ. gesetzgeb. Körper wurde der kindische Ueberfall von Vellingen als eine noch fortdauernde große Kriegsthat- Einfall einer französ. Heeresabtheilung in Baden darge­stellt.

Miszellen.

Die Besatzung der Ostsee-Festung Col- berg singt seit der Siegesnachricht von Wörth ein vom dortigen Hofprediger A. Stumpfs verfaßtes und in derZtg. für Pommern" abgedrucktes Lied, aus dem wir eine Probe mittheilen:

Melodie: Prinz Eugen w. re.

König Wilhelm's einz'ger Fritze Stellt sich tapfer an die Spitze Von der Armee jenseits des Mains.

Denn zu der Franzosen Aerger,

Hessen, Badner, Württemberger,

Bayern sind mit Preußen Eins.

Er that commandir'n Schnellfeuer!

Und der Preuße mit dem Bayer Sie erstürmen Weißen bürg.

Douay wird ganz todtgeschossen Und die Andern schwer verdrossen Machen Kehrt und reißen durch.

Trotz der Sonne und der Hitze Stürmt der Kronprinz gleich dem Blitze Kühn bei Wörth auf Mac Mahon,

Haut den Herzog von Magenta So total, daß Alles rennt da In gar eil'ger Flucht davon.

Und es machen unsere Leute Bei Wörth große Siegesbeute!

Böse Mitrailleusen sechs,

Adler zwei, Kanon-n dreißig,

Viertausend Gefangene weiß ich;

Darob freut sich Wilhelm Uox.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.