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serliche Prinz eingetroffen, reist über Do­ver nach England.

Brüssel, 3. Sept. Von beiden krieg- führenden Mächten soll mit der diesseitigen Ne­gierung eine Vereinbarung getroffen sein, wonach Belgien eine gleiche Anzahl deutscher und fran­zösischer Verwundeter zur Pflege übernehmen wird.

Brüssel, 4. Sept. Ueber den weiteren Vormarsch der Preußen wird gemeldet, daß größere preußische Korps 24 Kilometer vor St. Quentin direkt auf Paris marschiren.

Brüssel, 5. Sept. Die Jndependend. belge meldet noch über die Schlacht vom Don­nerstag (s. Paris), daß schon um 2 Uhr der linke Flügel der Mac Mahonschen Armee, den Failly kommandirte, vom Centrum und dem rechten Flügel abgeschnitten, auf Sedan zurück­geworfen wurde. General de Failly ist durch eine preußische Kartätschenkugel getödtet worden. Donnerstag Abend sandte der Kaiser seinen De­gen dem Könige. Freitag war der Kaiser im preußischen Hauptquartier. (S. M.)

Offiziell. Mittheilung vom k. württ. Kriegs- ministerinm. Die württembergische Division be­fand sich am I. Sept. bei der Schlacht von Se­dan auf dem linken Flügel gegen Meziöres hin nördlich der Maas; sie gelangte jedoch nur in untergeordneter Weise zur Verwendung gegen einen Ausfall der Franzosen aus Meziöres und hatte nur einige verwundete Leute. Die Artil­lerie wurde Abends zum Bombardement der Festung Sedan herangezogen, kurz nach Eröff­nung des Feuers unserer Batterien wurde jedoch das Bombardement eingestellt, weil die Unter­handlungen eingeleitet waren.

Köln, 5. Sept. Napoleon ist ohne Auf­enthalt heute 2 Uhr Nachm, über Gießen nach Kassel dnrchgereiSt. (S. M.)

Ueber die letzten militärischen Bewegungen, welche der Katastrophe von Sedan vorausgiengen, läßt sich, soweit die Nachrichten bis jetzt reichen, folgendes zusammenstellen: Die Armee MacMa- hons hatte beim Abzug aus Chalons offenbar zum Zweck, die in Metz eingeschlossene Armee zu befreien. Daher die rasche Bewegung nach Nordost, die in aller Eile von Paris nachge­schickten Verstärkungen, daher die in Paris ver­breiteten Gerüchte, daß beide Armeen in Verbin­dung seien, und die nahe Hoffnung auf einen glänzenden Sieg. Sobald der Kronprinz von Preußen, dessen linker Flügel sich bereits in das Thal der Aube erstreckte, zu Ligny en Barrois die Räumung des Lagers von Chalons erfuhr, beeilte er sich nordwärts abzuschmenken. Einen Augenblick zeigten sich seine Truppen in Chalons, und rasch erfolgte der Vormarsch auf Vouziers über Suipps und die Parallelwege. Zu gleicher Zeit rückte der Kronprinz von Sachsen (4. Ar­mee), dessen linker Flügel mit dem rechten der 3. Armee forrwährend Fühlung gehalten hatte, das obere Maasthal herab über Dun und Ste- nay. Die ersten Zusammenstöße fanden am 28. Aug. einerseits bei Voncq. zwischen Attigny und Vouziers, andererseits bei Nouart, östlich von Stenay statt. Sie wurden gekrönt durch die Schlacht von Sedan, vom 30. Aug. bis 1. Sept., wo die beiden deutschen Armeen ihre

Vereinigung durchzogen. Der Kronprinz von Preußen ließ nur das 3. Korps in der Reserve zurück, zugleich so aufgestellt, daß es im Fall des Sieges sofort den Marsch auf Paris wieder- aufnchmen konnte. Marschall Bazaine machte seinen Versuch des Durchbrnchs aus Metz am 31. August. Daraus geht hervor, daß dieser Tag von den Führern der französischen Armee zu einer gemeinschaftlichen Bewegung auf die getrennten deutschen Armeen bestimmt war.

Bromberg. Die Ostd. Z. meldet von dem dortigen Bahnhof: Ein wegen seiner Tapfer­keit mit dem Gefangenentransport beehrter pren- sischer Sergeant war in Folge der Strapazen des Kriegs und der Reise unwohl und sprach eine feingekleidete Dame, welche 6 Tassen Bouil­lon auf die Waggons zutrug, in bescheidenem Ton an:Mein Fräulein, ich bin wirklich recht unwohl, dürfte ich Sie um eine solche Tasse für mich bitten?" Schnippisch wurde ihm geant­wortet: die Bouillon sei für die französischen Herren Offiziere bestimmt. Hierauf erwiederte Jener eben so rasch als unerwartet. Schnapp! knallte ein Faustschlag von unten an das Tablett, daß alle 6 Tassen hoch in die Luft sprangen und die Franzosenfreundin von der Brühe be- sprizt wuroe. Sie zog indessen vor, nach dieser Antwort nichts mehr zu sagen, sondern sich schleunigst rückwärts zu konzentriren. Hoffent­lich dachte sie.war das ein Grobian, aber Recht hat er."

Württemberg.

Stuttgart, l.Sept. Demwürttembergischen Armeekorps ist in Anerkennung seines wackern Verhaltens bei Wörth von Seiten des Königs von Preußen eine Anzahl eiserner Kreuze über­mittelt worden.

Das evangel. Sonntagsbl. sagt: Frankreich, besonders Paris, hat seit Jahrhunderten mit seinen Büchern, seinen Lastern, seiner Gottlosig­keit und auch seinen Moden Europa vergiftet. Das scheinbar gebildete Frankreich gehört in Wirk­lichkeit unter Barbarenstaaten. Wie Algier, Tunis rc. in Afrika vor Zeiten Raubstaaten waren, so ist Frankreich der europäische Naub- staat. Um des Raubes willen hat man Krieg unternommen. Räubervölker hat man voraus geschickt. Friedliche deutsche Handelsschiffe werden auf dem Meere weggeraubt, friedliche Städte wie Kehl schießen sie zusammen, Verwundete metzeln sie nieder, auf Parlamentäre mit der weißen Fahne, die im Interesse der französischen Verwundeten in Metz um Hilfe bitten sollten, schoß man; so auch in Straßburg. Die Aerzte und Krankenpfleger wurden bei ihrem Samariter­dienst aus französischen Geschützen beschossen, die Deutschen in Frankreich werden ohne Rücksicht, Alt und Jung, Mann und Frau, Krank und Gesund, Wöchnerinnen und Säuglinge, ausge­trieben, nachdem man sie mißhandelt hat. Mit dem abgeschnittenen Kopfe eines deutschen Offiziers stolzirte ein Turko durch Straßburgs Gassen und das Volk jauchzte ihm zu. Wer kann all die Greuel aufzählen? Und dies Volk wollte uns Bildung bringen! Alle Tage müssen wir Gott danken, ja stündlich ihn preisen, daß Er nicht zugelassen hat, daß dies Volk in unsre deutschen Gauen kam. Zum größten Dank sind