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für das I. Quartal 18SS laden wir die seitherigen Leser unseres Blattes sowie auch zu weiterem Beitritt höfltchst ei«.
Das Wochenblatt wird auch im kommenden Jahre über die wichtigste« lokalen und fernen Borkommnisse getreulich berichten und die landw. Beilage schon vom 1. Januar ab zur Ausgabe bringen.
AmMche Bska»«L«ach«nArs
Die Standesämter»
welche die Empfangsbescheinigung für die ihnen Ende des vorigen Monats zugegangenen Formulare noch nicht vorgelegt haben, werden an alsbaldige Einsendung derselben erinnert.
Calw, den 27. Dez. 1898.
K. Obrramt.
Göttert, Amtmann.
Sagesneuigkriten.
Calw, 28. Dez. Am zweiten und dritten Weihnachtsfeiertag hatten wir eine prächtige Eisbahn auf der Nagold, die sih Jung und Alt zu Nutzen machten. Leider aber war das Vergnügen nur von kurzer Dauer, denn heute früh hatte die Witterung umgeschlagen, es fing an zu thauen und am Nachmittag kam noch anhaltender Regen hinzu. Unsere Bierbrauer beeilen sich, möglichst viel Eis unter Dach zu bringen. Heute den 39. ist auch die Winterlandschaft verschwunden.
fAmtlichss aus dem Staatsanzeiger.) Die Wahl des approbierten Arztes vr. Auten-
Donnerstag. dm 29. Dezember 1898
rieth von Stuttgart zum Stadtarzt in Calw ist am 33. Dez. 1898 von der K. Regierung d.s Schwarzwaldkreises bestätigt worden.
Neuenbürg, 37. Dez. Die Unvorsichtigkeit junger Leute beim Hochzeitsschießen hat schon manchen Unglücksfall im Gefolge gehabt, so auch leider gestern wieder in der Gemeinde Ottenhausen. Neugierige Kinder trieben sich unmittelbar vor den Schützen herum und dabei kam ein 13jähr. Bursche einem feuernden Schützen so unglücklich vor die Waffe, daß er in Gesicht und Brust getroffen wurde. Der Zustand des Verletzten ist derart, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Oberndorf, 37. Dez. In Hochmös- singen spielte sich in der Nacht des Christfestes ein erschütterndes Ereignis ab. Die Frau eines Oekonomen verließ, von Fieberglut getrieben, in einem unbewachten Augenblick ihre Wohnung und stürzte sich in einen der Ziehbrunnen des Orts. Sie fand dabei den Tod. Gegen 11 Uh« Abends wurde die Leiche geborgen.
Heilbronn. (Strafkammer vom 23. Dez.) In der Nacht des Aufruhrs anläßlich der Reichstagsstichwahl kamen drei Arbeiter gegen 1 Uhr, als die Straßen schon durch das Militär abgesperrt waren, in die Kaiserflraße bei der Kilianskirche. In der Absicht die Verwüstungen am Ratskeller zu sehen, versuchten sie durch Zurückstoßen der Soldaten, dir Postenkette zu durchbrechen, jedoch ohne Erfolg. Ueber- dies wiederholte ihr Führer, ein vielfach, auch mit Zuchthaus vorbestrafter Bursche, Ernst Bühler, Schuster von Waldenburg, O A. Oehringen, denselben Versuch in einer andern ebenfalls abgesperrten Straß-, bei welchem Beginnen er verhaftet wurde; während des
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Transports zur Polizeiwahe hat er gegen Soldaten und Schutzleute geschlagen. Im Sinne und auf Antrag der Anklagebehörde wurden die Angeklagten wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu Gefängnisstrafen von zwei bezw. vier Monaten und Bühler zu acht Monaten verurteilt.
Heilbr onn, 26. Dez. Die einem Stuttgarter Blatte zugegangene Meldung, daß die gegen den hiesigen Gemeindsrat K itt ler cingeleitete Untersuchung thatsächlich gegenstandslos sei und deshalb eingestellt werden müsse, beruht auf einem Irrtum. Die Untersuchung gegen Kittler dauert noch fort. In der Kaffe des hiesigen Arbeiterkonsumvereins fehlen ca. 5000 und Kittler gesteht zu, ersatzpflichtig zu sein, nur weiß er nicht anzugeben, wohin das fehlende Geld gekommen sei. Ec bestreitet entschieden, dasselbe sich angeeignet bezw. selbst verwendet zu haben. Die Strafanzeige gegen Kittler wurde nicht anonym bei der hiesigen Staatsanwaltschaft eingereicht, sondern von dem „Genossen" Rein.
^ Langenburg, 36. Dez. Das Falliment des Gemeinderats Jul. Meyder, Fruchthandlung in Niederstetten, erregt in der ganzen Umgegend großes Aufsehen. Wie verlautet, soll sich eine unverhältnismäßig große Schuldenlast Herausstellen und viele Groß- und Kleinbauern, welche Getreide an Meyder verkauften in empfindliche Verluste geraten. Dieser selbst ist vor 14 Tagen wegen dringenden Verdachts der Urkundenfälschung an das hiesige K. Amtsgericht eingelirfert worden.
Tuttlingen, 28. Dez. Der Kanarienzüchter- verein Tuttlingen veranstaltete über Weihnachten im Storchen eine Ausstellung von gegen 100 Arten Kanarien und anderen Zimmervögeln, verbunden
6 1« 1 ^ i- ^ 1 O 1^» Nachdruck verbot?».
Die «e«e Mamsell.
Roman von M. Widdern.
(Schluß.)
„Tante! Du willst Deine Einwilligung zu meinem Bunde mit dem holden, geliebten Mädchen geben? Ohne dieselbe will Elinor mir ja auch jetzt nicht angehören und weigert sich sogar, mich selbst zu dem kürzesten Besuch bei sich zu empfangen."
Ein Lächeln zuckte um die Lippen ClariffaS. So gütig und mild war dasselbe, daß es fast wunderbar das entstellte Gesicht der Gräfin verklärte: „Ich will noch mehr thun, mein Sohn," flüsterte sie dann und glitt sanft mit der Hand über den Scheitel des Neffen. „Denn ich werde dich selbst der Erwählten Deines Herzens zuführen. — Draußen steht mein Wagen, Leonhard; nimm Paletot und Hut und folge mir. In einer halben Stunde sind wir bei Elinor."
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Die Nähmaschine surrte — surrte stundenlang ihr eintöniges Lied von weiblichem Fleiß und weiblichem Entbehren. Endlich aber erhob das schöne, bleiche Mädchen die schlanke Gestalt von dem Stuhl, auf dem es acht lange Stunden hindurch wie angenagelt gesessen hatte. Mit einem tiefen Atemzuge reckte es die Arme und dehnte die ermüdeten Glieder.
„Ich muß endlich Feierabend machen," flüsterte Elinor dann — denn von dieser ist hier natürlich die Rede — und begann die Dutzende bunter Schürzen, welche sie während des Tages genäht hatte, nach Farbe und Stoff zu packen, zu schichten. Noch aber war sie nicht damit fertig, als eine alte Frau in das Gemach trat. Sie trug ein Präsentierbrett in den Händen, darauf einen Teller dampfender Suppe.
„Nichts für ungut, Fräulein Elinor," sagte sie, während sie das Brett auf den Tisch setzte, der inmitten de« kleinen, ärmlich auSgestatteten Stübchens stand, „aber meine Tochter schickt Ihne« einen Teller Grütze. Sie haben ja
doch keine Zeit, sich etwas Warmes zu bereiten, und das ewige Schmalzbrot kann Ihnen unmöglich bekommen."
„Wie gut Ihre Tochter ist, und wie lieb sie selbst sind, Mutter Hanna!" erwiederte Elinor und drückte der Alten die runzlichen Hände. Mutter Hanna aber fing plötzlich leise zu weinen an. „Ach Gott," schluchzte sie, „wenn ich denke daß sie die Tochter meines Komteßchens sind und doch so m Armut und Dürftigkeit leben müssen; ich könnte schier aus der Haut fahren vor Weh!"
„Nicht doch, Mutter Hanna I Ich selbst nehme ja mein Geschick in Geduld auf mich. Uebrigens bin ich von Kindheit auf an das Embehren gewöhnt. Doch das wissen sie ja längst. Sprechen wir also nicht mehr davon, sondern erzählen sie mir lieber, welche Neuigkeiten Ihnen die Wirtschafterin aus Tukehnen, Ihre Cousine, die Sie heute besuchte, zugetragen hat. Ist der alte Herr noch immer so unversöhnlich gegen seine Tochter gestimmt?"
„I, Gott bewahre, Fräuleinchen!" rief die Alte auf ElinorS Frage. „Die Baronesse trägt sich schon wieder mit Liebesgedanken. Meine Cousine meint freilich, der welsche Graf, welcher auf dem Nachbargut bei Herrn von Stichern um Besuch ist und jetzt so häufig in Tukehnen vorspricht, gefiele ihr nicht be- onderS. Aber darauf kommt es ja nicht an. Dem Baroneßchen gefällt cs desto bester. Und da Graf Vionselli auch sehr reich sein soll und einer der ältesten Familien Roms angehört, so wird jedenfalls schon in der nächsten Zeit die Verlobung des jungen Paares gefeiert werden. Aber was ich Ihnen noch erzählen muß." setzte die Alte eifrig hinzu, „die Herrschaften auf Tukehnen haben jetzt auch Gäste. Herr und Frau von Dronten sind dort. Nachdem der Präsident die Gemahlin als genesen aus der Heilanstalt für Gemütskranke geholt, brachte er sie sofort zu den Freunden nach Tukehnen. Meine Cousine berichtete mir aber im Vertrauen, dort hätte Frau von Dronten Lange» und Breites wegen einer Geldangelegenheit mit dem alten Baron verhandelt. Sie glaubt, der Assessor habe bedeutende Schulden hinterlafsen, die jetzt von den Feldern» gedeckt worden sind. Jedenfalls soll die Frau Präsidentin wie neu geboren erschienen sein, als die Angelegenheit geordnet worden war, und — aber wer spricht da mit meiner Tochter?" unterbrach sich Mutter Hanna in diesem Augenblick und wendete lauschend den Kopf nach dem Eingänge des Nebenzimmers. Noch ehe sie sich aber