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parthie zu machen. Er kam gerade noch recht, um geschwind Karten zu lösen und die sehr um­fangreiche und übcrdieß wohlbekrinolinte Madame Pechinger nevst Kindern in den bereits stark be­setzten Waggon zu schieben, wo die kleine Gesell­schaft nur mit Mühe noch Sitze fand. Herr Pechinger selbst mußte für den Augenblick stehen. Doch bald entdeckte sein spähendes Auge noch einen Platz neben einem Heidelberger Studenten. Ohne Umstände setzte er sich neben diesen, der aber energisch dagegen pr^testirtc und behauptete, der Platz gehöre seinem Freund-Macht nichts," sagte Herr Pechinger freundlich, »ich setze mich auf der Eisenbahn immer auf solche Plätze!" »Aber ich sage Ihnen," entgcgnete der Student eifrig, "daß mein Freund sogleich kommen wird, wählen Sie deßhalb anders!" Herr Pechinger sah den Studenten an und lächelte. "Oh," sagte er, "echausfircn Sie sich meinethalben durchaus nicht. Ich bleibe hier sitzen, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ihr Freund wird schon noch einen Platz finden!" Der Student blieb aber auf sei­nem Verlangen, eine Rede gab die andere, beide wurden etwas warm und der Student brummte dem guten Herrn Pechinger einen "dummen Phi­lister" auf. Dieser hielt ihm dafür seine zwar in zarte veilchenblaue Glace-Handschuhe gehüllte, aber darum nichts desto weniger sehr derbe Faust vor die Nase, begleitet von einigen außerordent­lichen volksthümlichen Redensarten, in die er die bestimmteste Versicherung, ihn bei etwaiger Wicder- derholung seiner Ansicht ein wenig auf die gold­gestickte Kappe zu schlagen, auf's Deutlichste zu verflechten wußte. Eine solche Haltung der Conversation schien dem Heidelberger nicht mit seinen Begriffen von studentischer Ehre im Ein­klang zu stehen. Er hielt sie im Gegentheil für so schwer verletzt, daß sie nur mit Blut wieder hergestellt werden konnte. In seiner ganzen Mann­haftigkeit, die ihm seine zarte, noch in starker Ent­wicklung begriffene Jugend nur gestattete, richtete er sich vor dem lächelnden Herrn Pechinger auf und sagte in feierlichem Ernst zu ihm:Mein Herr, ich fordere sie hiemit auf Pistolen-"

(Schluß folgt.)

(Billige Fahrgelegenheit) Eine Nacht war es, daß man keinen Hund hätte hinausjagen mögen, da pocht's an dem Hause eines Arztes in Zürich. "Wer da? "Ach Herr Doctor, eilen

Sie, meine Frau ist lebensgefährlich erkrankt." Der Arzt wettert in sich hinein, denn der Ort liegt 3 Stunden entfernt, läßt seinen Wagen an­spannen, und fort gehl's durch Nacht und Nebel. Kurz vor F. steigt der Hilfesuchende einmal ans, um bei Seite zu gehen, und kommt nicht wieder, und in ganz F. braucht Niemand einen Arzt. Nach einer Woche löst sich daS Näthsel. "Ich bin Ihnen", schrieb ein Ungenannter dem Doctor, »zu doppeltem Dank verpfli chtet, daß Sie mich so gefällig kutschirt haben, denn es war mir un­möglich, ein anderes Fuhrwerk aufzutrciben, und die Nacht war wirklich abscheulich!"

Von dem liebenswürdigen Volksschriftstellcr Ferdinand Schmidt ist wieder ein neues Büchlein erschienen: Ernst Moritz Arndt (Berlin, Hugo Kästner). Es ist das sfebensbild eines der edelsten deutschen Männer, dessen Hauptwirksamkeit mit der neuern politischen Geschichte eng verflochten ist. An ihm mag sich das deutsche Volk in seinen Be­strebungen und Hoffnungen stärken; daher verdient das Büchlein in den weitesten Kreisen gelesen zu werden und wird überall um so freudiger begrüßt werden, als der vorgest. 26. Dezember zugleich Arndts hundertjähriger Geburtstag ist. Es bildet den vierzigsten Band der Ferdinand Schmidt'schen Jugendbibliothek, die unbedingt empfohlen werden kann.

Frankfurter Course vom 24. Dezbr. Geldsortcn. Preußische Kassenscheine . . Ist. 44'/g45'/8 kr.

Friedrichs'dor.9 fl. 28 59 kr.

Pistolen ........ 9 fl. 48 kr,

Dukaten ... .... 5 fl. 36 38 kr.

20-Frankenstncke ..... 9 fl. Wftz- 29V?kr.

Englische Sovereigns . . . 11 fl. 54 58 kr.

Dollars in Gold ..... 2 fl. 27 28 kr.

Goldkours der K. Württ. Staatskaffcn- Vcrwaltung.

s) mit unveränderlichem l Rand-Dukaten 5 fl. 36 kr.

Cours: I Friedrichsd'or 9 fl. 57 kr.

württ. Dukaten 5 fl. 45 kr. § Pistolen 9 fl. 47 kr.

b) mit veränderlichem ! 20-Frankenstücke 9fl. 27 kr.

Cours : > Stuttgart, 15. Dez. 1869.

AW

s erste

und zweite

Onarta! I87SS.

Onarta! I87SS

Mit diesem Monat geht das vierte Quartal zu Ende, und sind Diejenigen, welche neue Be­stellung auf das erste und zweite Quartal machen wollen, freundlich!) gebeten, solche zeitig aufzu­geben; Auswärtige wie gewöhnlich bei ihren Postämtern.

Die Versendung des Enthälers geschieht für den ganzen Oberamtsbezirk in gleicher Weise wie nach auswärts durch die Kgl. Postanstalt. Die geehrten Leser wollen deßhalb ihre Bestellun­gen unmittelbar bei den Postämtern ibres Postbezirks, also in Neuenbürg, Wildbad, Calmbach, Höfen und Herrenalb machen. Auch rönnen die Postboten solche Bestellungen mündlich an das Postamt bringen.

Der Preis des Blattes ist für Abonnenten innerhalb des Oberamtsbezirks 1 fl. 12 kr. halbjährlich, außerhalb desselben 1 fl. 20 kr. ohne alle weitere Kosten.

Für Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist der Enzthäler sehr zweckdienlich; die nun dreimalige Ausgabe, die erleichterte schnelle Versendung des in fortwährender Zunahme be­griffenen Blattes sichern besten Erfolg und kann es dem ferneren Wohlwollen der geehrten Leser mit Recht empfohlen werden. ^UedaESN

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. "