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gang zum Frühjahr wehe gethan hatte, hat sich auf die in den letzten Wochen gefallenen Regen rasch erholt und berechtigt mit wenigen Ausnah­men zu den schönsten Hoffnungen. Vor Allem aber kommen die Regen den Futterfeldern er­wünscht. Der Obstsegen ist etwas ungleich ver­theilt; nur das Steinobst scheint in allen Theilen des Landes gleich gut zu gerathen. Die Land- wirthe sind in fröhlicher Stimmung: wir werden ein Jahr reichen Segens haben, wenn der Him­mel erhält, was er bis jetzt so schön gedeihen ließ.

In Winnenden wurde am 1. Mai eine Bezirksgewerbeausstellung eröffnet, welche die rühmlichsten Proben des Gewerbe- und Kunst­fleißes aufweist.

Ausland.

Aus Australien wird berichtet, wie zwei englische Bergleute, welche beim Goldgraben lange Zeit so wenig Glück hatten, daß ihnen niemand mehr Lebensmittel auf Kredit geben wollte, den größten bis jetzt gesehenen Gold­klumpen gefunden haben, welcher über 100,00 fl. werth sein soll.

MisMcn.

Das Natnrspiel.

Humoreske, nach einem wirklichen Ereignis;.

(Fortsetzung.)

Hör' »mal, Christian," sagte er, als mein Vater seinen Redefluß cinstelltc,von Deinen Gieß-an-der-henum und solche Geschichte verschtch ich Gott verdori de deibel nir! Wer kann des lateinisch oder griechisch oder ebräisch Zeigs do vun Name im Kopp behalte. Awwer wann ich müßt', daß ich der dermit a Gefalle thun thät, do könnt' ich der ä schö Plänzche abgewwe, wo dcrvun der Rothschild und der Bethmann noch ecnzig Stüäche in ihre Gärte gekricht hawwe!"

DceS war', Benjamin?" fragte mein Papa hoch aufhorchend und sah den Freund er« staunt an, der aber mit vollem Ernste und de» haglichem Kopfwiegen den Blicken seines Wirthes begegnete.Unn was sor ä Planz war denn dees?"

Den Namen," versetzte Benjamin im brei­testen Dialekt der 'Fahrgasse',den Namen kann ich Dir nicht sagen, denn ich habe kein Gedächt- niß für die ausländischen Namen. Aber eine schöne Pflanze muß es wohl sein, denn mein Neveu, der Jean-Noä, hat mir neulich ein Päck­chen Samen davon zugeschickt aus Haber-und- Gras, wo er alleweile servirt. Er hat mir auf­getragen, die Samen nur hohen Herrschaften an­zubieten, weil die Pflanze noch garsehr rar wäre und in Europa gar nicht bekannt, und ich Hab davon dem Herzog von Nassau eine Prise geschickt und dem Großherzog von Darmstadt auch eine. Aber für Dich, als meinen alten Freund und Spezel, soll mir's auf ein paar Dutzend Körner auch nicht ankommen. Ein solch geschickter Gärt­ner, wie Du, wird es Len Samen sogleich an- sehen, was dahinter steckt, und Du gewinnst viel­leicht damit einen Preis auf der nächsten Blumen- Ausstellung. Willst Du sie haben, Christian?"

Ei natürlich! ich nehme sie mit herzlichem Dank, Benjamin!" versetzte mein Papa lebhaft. Schick' mir sie nur bald, damit die Samen noch

gut aufgehen! Wenn's nur nicht zu spät ist! wir sind schon weit iin Sommer drinnen."

Na, sie werden schon noch aufgehen, Christian; aber verwcnd ja recht viel Sorgfalt auf die Aus­saat, denn ich gebe dir die letzten Samen, und wann sie dir verderben, so kannst du sic um kei­nen Preis der Welt wieder herbeischaffen!"

Hrer warb Herrn Benjamin 'Töppche' von einem heftigen Husten befallen, den er der Abend­luft beimaaß und dem Umstande, daß ihm Ta­baksrauch in die Luftröhre gekommen sepe; allein meinen jungen Augen war nicht entgangen, daß der Hustenreiz nur von einer Reihe unterdrückter Lachreize hcrrührte und daß er wieder in sich hineinkichertc. Mein Vater aber bemerkte nichts davon, denn er war ganz verzückt von dem Ge­danken an seine neue Erwerbung.

Töppchc gab nun dem Gespräch eine andre Wendung und verabschiedete sich bald darauf unter dem Vorgebcn, daß ihm die Luft zu kühl werde für seine Gicht.

Vergiß mir morgen früh die Samen nicht!" sagte mein Papa noch beim Abschiede zu ihm.

Ich glaube, mein Vater schlief die ganze Nacht hindurch nicht; er Pflegte immer sehr früh aufzu­stehen, aber an jenem Montage war er noch weit früher auf als sonst, und arbeitete schon mit Ta­gesanbruch im Garten mit der größten Emsigkeit, um ein kleines Mistbeet zur Aufnahme der ver­heißenen Samen hcrzurichten.

Beim Frühstück war er in einem wahren Fieber vor Ungeduld, daß Benjamin die versprochenen Samen so lange nicht schicke. Endlich aber kam der Laufbursche von Benjamin Töppche mit einem winzig kleinen Medicinfläschchen, worin etwa zwan­zig braunrothe, runde Körner lagen, und berichtete: eine Empfehlung von Herrn Benjamin Töppche und er bedaure, nur noch zwanzig Körner senden zu können, aber er habe nur noch diese.

Mein Vater entließ den Jungen mit einem guten Trinkgeld und einer feurigen Danksagung, und machte sich nun an die Untersuchung der Sa­menkörner, die er vorsichtig in die Handfläche schüttelte und verwundert beguckte und beroch, worauf er nur ein sehr bedächtiges »Hm, Hm!» hören ließ ein Zeichen des Zweifels, welches selbst dem Kichern des lustigen Töppchc Einhalt gethan haben würde.

Bekanntlich untersuchen alle Gärtner ihre Sa­chen mit einem Vergrößerungsglas und mittelst der Zunge, und dieß that denn nun auch mein Papa er nahm eines der Sandkörner und un­tersuchte es durch sein starkes Mikroskop.

»Ja, meiner Treu! nichts anderes!" murmelte mein Vater, und betrachtete den Samen nochmals durch das Glas. Er hatte irgend etwas Unrechtes gewittert.Ich glaube gar, es ist . . ." und nun untersuchte er das Samenkorn mit der Zunge, schnalzte mit den Lippen, zerbiß das Korn, run­zelte die Stirne, spukte aus, beugte sich noch ein­mal über sein Mikroskop und rief dann:Wenn doch diesen Benjamin Töppche der T holte! Er hat mich uhzen wollen nichts anders! Es sieht ihm auf ein Haar ähnlich." Ich wartete gc- spann, was nun folgen werde.Samen?" rief mein Papa indignirt;der Spitzbube hat mir den Rogen von einem Pücklinge geschickt!"

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.