Miszellen.
Das Natrrrfpiel.
Humoreske, nach einem wirklichen Ercigniß.
Mein Vater war ein großer Blumenfreund, jedoch nur als Dilettant, und fand seine größte Freude in der Kultur eines mäßig großen Gartens hinter unserem Landhäuschen vor dem Bocken- heimer Thore. Sie wundern sich vielleicht darüber, daß ich von einem Garten und Landhäuschen in jener Lage spreche, aber sie müssen dabei bedenken, daß ich von einem Zeitpunkte rede, welcher um mehr als scchsundvierzig Jahre hinter uns liegt, wo nur zu Anfang der Bockenheimer Chaussee einige bescheidene Landhäuser und Gärtnerwohnungen standen, und an die jetzige ununterbrochene Reihe von stattlichen, palastähnlichen Gebäuden im besten Style noch niemand dachte.
Zu der Zeit, von der ich rede, stießen dagegen manche hübsche Gärten mit bewohnbaren größeren oder kleineren Gartenhäusern an die genannte Chaussee, sämmtlich mehr oder weniger hübsch angelegt und mit sorgsam gepflegten Blumenbeeten; aber unter allen diesen zeichnete sich durch wirklich kunstvolle Anlage und Pflanzen von wirklich größerem Werthe der Garten meines Vaters aus. Ich entsinne mich noch recht gut, mit welcher Genugthuung er dieses Werk seiner Hände zu überschauen pflegte, wenn er an einem Sommer- abend unter der Vorlaube des Gartenhauses in seinem Lehnstuhle saß und sein Pfeifchen rauchte und in Ermanglung einer andern vertrauten Person er (war nämlich damals Wittwer) die Aufmerksamkeit irgend eines Freundes auf die verschiedenen Schönheiten seiner Lieblingspflanzen oder auf die Eigenthümlichkeit gewisser Schnitte an seinen Spalierbäumen lenkte.
Einer seiner Bekannten, der ihn häufig be- suchte, war ein Herr Benjamin Töppchc, ein reichgewordener Kaufmann, der sein Eiscngeschäft schlecht und recht betrieb und von Blumenzucht, Landleben und Pflanzenbau ungefähr gerade so viel verstand, als ein Fisch vom Nußknacker,. Er war Stadtverordneter und nicht mehr weit vom Senator, denn er war eine gute lustige Haut, hatte allezeit irgend einen schlechten Witz im Munde und war trotz seines Wohlstandes und seiner öffentlichen Würde immer zu irgend einem Uhz oder praktischen Spaffe aufgelegt. Allerdings waren seine Späffe etwas derber Natur und sein Witz nicht eben fein, aber gerade dieß sicherte ihm ein dankbares Publikum im Bürgerstande, und wenn er Abends in sein „Kolleg" oder seine gewohnte Weinstube bei Jacobi hinter der Schlim- mauer kam, lächelten die Stammgäste schon in Aussicht auf irgend eine Schrauberei oder lustige Geschichte. „Ein Uhz ist ein Uhz," pflegte Benjamin Töppche zu sagen, und unstreitig entbehrten seine Scherze doch nicht einer gewissen Originalität, welche sie stadtbekannt machte,
„Wie geht's der Helene Bohres?" war seine ständige Frage, so oft er in unser Haus kam. Dreß gründete sich darauf, daß er einmal meinem Vater von Mainz einen üelloboruZ purpuras- C6N8 zum Geschenk mitgebracht hatte, dessen Namen er durchaus nicht zu behalten vermochte, und dem er daher ein ähnlich klingendes Aequi- valent substituirt hatte. So oft er auf die Helene Bohres zu sprechen ka m, pflegte er auch einige
Sekunden lang seelenvergnügt über seinen Witz in sich hinein zu kichern.
Dieser Benjamin Töppche nun saß eines Abends ebenfalls bei meinem Vater im Garten, rauchte sein Pfeifchen und half dem Papa ein Fläschchen feurigen Ahrwcin um das andere ausstechen, wobei er lange geduldig und mit saunischem Lächeln einer umständlichen Erörterung seines Freundes über eine neue Sorte von Chrysanthemum zuhörte.
(Fortsetzung folgt.)
Bewährtes Mittel gegen verschiedene Flecke in der Wäsche.
Sehr oft sind unsere Hausfrauen über Roth- wein-, Himbeer-, Heidelbeer- und Moderflecke außer sich, in der Befürchtung, daß sie nicht mehr aus ihren heilig gehaltenen Wäschestücken heraus zu bringen seien. Kochsalzstreuen und Citronensast nehmen, ist immer ihr erstes Hilfsmittel, sie sind dadurch dem besten Mittel ziemlich nahe. — Man löse in entsprechender Menge heißen Wassers eine kleine Quantität unter schwef- lichsaures Natron (sogenanntes Antichlor) auf, benetze damit die befleckten Stellen der wo möglich schon nassen Wäsche und streue dann einige Messerspitzen pulverisirte Weinsäure, soweit als die Flecken reichen, auf, verreibe es und, sobald der Fleck verschwunden ist, (man kann, erforderlichen Falls, einigemal so verfahren), nehme man lauwarmes Wasser zum Nachwaschen und verfahre wie gewöhnlich beim Wäschereinigen. Die Flecken sind beseitigt. Auch kann man an Stelle der Weinsäure starken Speiseessig verwenden. (Polytech. Notizbl. Nr. 1 , 1869.)
(Gute Lam pency linder.) Bekanntlich besteht ein großer Unterschied in der Dauer der verschiedenen Sorten Lampencylinder. Der Grund liegt darin, daß das eine Glas stark kalkhaltig ist, das andere dagegen viel Blei enthält. Da nun der Kalk ein Nichtwärmeleiter ist, so dehnt sich der Cyliuder durch die Erhitzung nur wenig aus, und sollte er nicht zerspringen, so wird das Glas doch in kurzer Zeit so spröde, daß es oft beim Putzen trotz aller Sorgfalt bricht. Das dehnbare Blei dagegen ist ein guter Wärmeleiter, somit wird bleihaltiges Glas bei der stärksten Erhitzung eher schmelzen als springen. Beide unterscheidet man von einander durch den Ton: jener des Bleicylinders wird weich und glockenähnlich, der des Kalkcylinders aber kurz und hart klingen.
Auslösung der geographischen Räthsel
in Nr. 55.
1 .
Seeland, die wichtigste und größte der dänischen Inseln, auf welcher die Hauptstadt Kopenhagen mit über 120,060 Einwohnern liegt.
2 .
Waldeck, Fürstcnthum in jDeutschland 21 Q.-M. mit 68,000 Ew.
3 .
Die E tssch^in der Petschora. Die Etsch streßt in das adriatische Meer, die Petschora in's nördliche Eismeer.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.