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zu unterziehen sei, setzte den Kolonialminister davon in Kenntnis, daß er eine gerichtliche Verfügung er­lassen habe, die besagt, daß der Kassationshof be­schlossen habe, daß DreyfuS auf schnellem Wege von der Revision des Prozesses benach­richtigt und aufgefordert werde, seine Verteidigungs­mittel vorzubringen. Das Ministerium erhielt telegr. die Nachricht, daß Drryfus bei guter Gesundheit sei. Die Fragen, die DreyfuS von dem Kassationshof vorgelegt werden sollen, werden ihm auf gewöhnlichem Weg zugehen, ebenso wie die diese Fragen betreffenden Schriftstücke.

Paris, 15. Nov. Ungeheure Sensation er­regt der soeben gefaßte Beschluß des Cassationshofes, dahingehend, DreyfuS davon in Kenntnis zu setzen, daß das Revisionsverfahren cingeleitet worden ist, um seine Verteidigung vorbereiten zu können. Es wird hieraus geschlossen, daß die Aussagen der früheren Kriegsminister den Beweis geliefert haben, daß Drey- fuS unschuldig ist. Im Ministerium des Innern sind bereits Vorbereitungen getroffen worden, um Kund­gebungen zu verhindern.' Drumont hat sofort eine Interpellation über diesen Beschluß angemeldet. Die Nachricht wird in Paris durch Extrablätter verbreitet.

Paris, 15. Nov. Zu dem heute vom Caffa- tionshofe gefaßten Beschluss- betreffend DreyfuS mel­det der Temps, daß Drcyfus nicht nur informiert wird, sich für die Verteidigung vorzubereiten, sondern daß die Regierung ihm auch gewisse Schriftstücke zu­senden muß, welche Fragen enthalten, die von Drcyfus beantwortet werden muffen. Da das regelmäßige Postschiff nach der Teufels-Insel nur am 9. eines jeden Monats abgeht, wird warscheinlich ein Special­schiff im Laufe des morgigen Tages nach der Teufels- Insel abgehen. Die Regierung ordnete an, DreyfuS von Allem zu unterrichten.

Paris, 15. Nov. Der Jnitiativ-Ausschuß der Kammer hat gestern in einer S'tzung beschlossen,

der Regierung einen Antrag vorzulegen, in welchem die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich gefor­dert wird.

Paris, 15. Nov. Bei dem gestrigen Eisen­bahn-Zusammenstoß auf dem hiesigen Nordbahnhofe sind im Ganzen 33 Personen verunglückt. Einem Paffagier mußten beide Beins abgenommen werden.

Marseille, 14. Nov. Ein furchtbares Ge­wi t t e r ist in der vergangenen Nacht über Marseille niedergegangen und hat große Ueberschwemmungen verursacht. Der Schaden ist sehr bedeutend.

London, 14. Nov. Morning Post sagt, es gebe keine egyptische Frage. Jene Nation, die da sage, es gebe eine solche, werde England nicht bereit finden, dieselbe zu discutiren. Die egyptische Frage gleiche der tunesischen. Es ist sicher, daß die englische Regierung keineswegs bereit ist, das in Egypten Er­reichte abzutreten, jedenfalls nicht eher, als bis Frankreich Tunis geräumt hat. Die guten Be­ziehungen zwischen Frankreich und England werden nicht eher wieder angeknüpft werden, bis Frankreich jede Aussicht auf Compensationen in der egyptischen Frage fallen lassen wird.

London, 15. Nov. Wie Daily Chromcle aus Washington gemeldet wird, erklärte ein Minister, wenn Spanien sich weigere, die Philippinen aufzu- gebcn, werde Amerika sofort die Feindseligkeiten wieder auknkhmm und die Insel gewaltsam wegnehmen.

Vermischtes.

Die Getreuen in Jeoer bewahren in ihrem Besitz ein kostbares Andenken an den großen Kanzler. Bismarck widmete ihnen 1883 als Gegen­geschenk für ihre wiederholte Aufmerksamkeit einen prachtvollen silberne» Pokal in Form eines großen Kibitz Eies. Oben aus dem Deckel sieht ein kunstreich gearbeiteter Kiebitzkopf heraus, unten ragen die Stän­

der des Vogels hervor, auf welchen der Becher ruht. Aeußerlich zeigen sich an dem mattcxydierten Silber die dunklen Flecke des Kiditz-Eies. Das vergoldete Innere trägt oben im Deckel das BiSmarck'sche Wappen auf einem Schilde. Der Pokal ist etwa 22 om hoch und faßt reichlich einen halben Liter. DieGetreuen" mochten natürlich das Kleinod, daS nun für sie noch kostbarer geworden ist, nicht ständig in Gebrauch nehmen. Um aber für ihre Tafelrunde ein ähnlich gestaltetes Werk zu besitzen, haben sie sich jetzt rom Bildhauer Magnussen-Berlin nach dem Pokal Bismarcks Krüge aus Steingut und Zinn Nachformen lassen, welche zur allgemeinen Be­nutzung derGetreuen" dienen.

Lucchenis Zelle. DerBerner Bund" bringt eine Beschreibung der Zelle Lucchenis. Das Gefangenenhaus liegt danach in der alten Stadt, im Zentrum der Justiz- und Polizeigebäude. Das un­ansehnliche HauS war früher ein Kloster und der Sitz des Bischofs. Die für L. bestimmte Zelle, deren Thüre durch den Buchstaben C kenntlich gemacht ist, liegt in den Kellerräumen des Gefängnisses. Man steigt etwa 20 Stufen hinab. An der linksseitigen Wand des engen Korridors befinden sich 5 Zellen. Der Kerkermeister erleuchtet den Raum durch eine Laterne und öffnet dis schwere, eisenbeschlagene Holz- thüre, deren Oberteil einige Luftlöcher zeigt. Dann durchschreitet man einen meterbreiten Raum und steht vor der eigentlichen, ebenso schweren, mit Luftlöchern versehenen Zellenthüre. In dem fensterlosen, stock­finster» Raume bemerkt man außer einem zusammen- gerollten Strohtcppich, der bei Tag als Sitz und bei Nacht als Lager dient, keinerlei Gegenstände. Hier wird Luccheni die ersten sechs Monats seiner Haft verbringen und nur oll« 14 Tage für eine einstündige Dauer an die Luft gebracht werden. Diese Jsolirung, die auch den physisch Widerstandsfähigsten niederringcn muß, wird wohl auch Luccheni's Zynismus rasch genug erlöschen machen.

Amtliche KekauktmaHmM.

Schwcllen-Verkaus.

Am kommenden

Montag, den 21. November,

werden auf der Strecke CalwAlt- hengstett auf den verschiedenen Wärter­posten eine größere Anzahl eichene und tannene abgängige Bahnholzschwellen in Losen L 10 Stück im öffentlichen Auf­streich versteigert und Liebhaber hiezu 'eingeladen.

Anfang vormittags 8 Uhr am Ka­pellenberg P. 45 bei Calw, um 9 Uhr im Welzberg. Ende 12 Uhr in Alt- hengstett.

Weil d. Stadt, 15. Noo. 1898.

Bahnmeisterei.

Vrivat-Anzrigen.

Teinach.

Am nächsten Sonntag, den 2V. Nov., nachmittags 3 Uhr,

Monatsversammlung

des

Kriegervereirrs

bei Kamerad Holzäpfel. Der Ausschuss.

Der Darlehenskassen-Verein Holzbronn sing. G. m. u. H., sucht

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aufzunehmen.

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^ Jede Woche wird frisch gebrannt. ^

Hochzeits-

Einladung.

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' Schmerzerfüllt teilen wir dies hiedurch statt jeder besonderen Anzeige allen lieben Verwandten, Freunden und Bekannten mit und bitten um stille Teilnahme.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Lndwigsburg Calw, 14. Nov. 1898.

Calw, 14 November 1898.

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Marti« Koercher, Stlldtlvuubarjt,

erfahren durften, für die zahlreichen Blumenspendcn, die trostreichen Worte des Herrn Geistlichen und die zahlreiche Begleitung zur Ruhestätte, insbesondere auch den Herren Ehrenträgern, sagen tiefgefühlten Dank

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