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Bekanntmachung.

Laut Erlasses des Kgl. Ministeriums des Innern vom 5. ds. Mts. ist dem Grobherzoglich Badischen ordentlichen Professor an der Universität zu Freiburg i. Br. vr. Fabricius die Funktion eines dritten Dirigenten bei der Reichslimeskommission übertragen worden.

Hievon werden die Schultheißenämter mit der Weisung in Kenntnis gesetzt, dem genannten Herrn gegebenenfalls die thunlichste Förderung und Unter« stützung angedeihen zu lassen.

Calw, den 12. Nov. 1898.

K. Oberamt.

Vo elter.

Die Ortskehordrn

werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Zeugnisse für Gesuch« um Erteilung von Wandergewerbescheinen nunmehr der Bestimmung deS Z 1 der Ministerial- verfügung vom 31. Januar 1898, Reg.-BI. S. 36, zu entsprechen haben.

Formulare sind von der W. Kohlhammer'schen Buchdruckerei in Stuttgart zu beziehen.

Calw, den 12. Nov. 1898.

K. Oberamt. Gottert, Amtm.

itagesneuigkeiten.

Stuttgart, 12. Noo. Wenn die Zufuhr an Obst auf dem LebenSmittelmarkt auf 1000 Körbe geschätzt werden kann, so darf er als genügend und mehr versorgt angesehen werden. Doch fehlten um 9 Uhr Käufer noch ziemlich empfindlich. Dis Witterung ist trocken, aber rauh und deshalb nicht einladend zu einem Gang. Heute wieder schöne

Dienstag» -en 15. November 1898.

Ware in Kellerobst zu den gleichen Preisen wie Dienstag und Donnerstag; Quitten zu 20 A Ein Kistchen italienische weiße Trauben 3 Auf dem Gemüsemarkt ist Kopfsalat noch genügend vertreten, das Häuptle bis 8 Karfiol von 30 an das Stück. Auf dem Blumenmarkt macht die kleinste Aster das größte Aufsehen. Immer weniger Herbst­blüten; doch ist im Laufe des November kein Markt erschienen, der nicht mehr oder weniger reiche Er­innerungen an einen blütsnreichen Sommer gebracht hätte. An Fischen die gewohnte Auswahl, Flußfische überwiegend. An Geflügel eine prächtige Auswahl, insbesondere in fetten Gänsen. Die Geflügelzucht hat sich an einigen Plätzen wie Neckarrems, Neu­hausen a. d. F. u. s. w. zu einer gar nicht unbe­deutenden und gewinnbringenden Industrie ausge­bildet. An Wildpret reiche Auswahl. (Schw. Dl.)

Stuttgart, 14. Nov. Aus der Vorbereitung des KommunalsteuergesetzsS find folgende wesentliche Erörterungen über die künftigen Gemeinde­steuern hervorzuheben: 1) Umlage auf Grundeigentum, Gebäude und Gewerbe. Hierbei wurde die Umwand­lung deS bisherigen Gewerbekatasters in ein Kataster des Gewerbebetriebskapitals für das Schmerzenskind des ganzen Entwurfs erklärt. 2) Wanderge­werbesteuer. Es wird angeregt, ob auf eine solche nicht wie in Preußen ganz verzichtet werden solle, während anderseits man eine eigene Wander- gewerbcsteuer auch von solchen Gemeindeangehörigen erheben möchte, die ihr Gewerbe nicht in Württemberg betreiben. 3) K a p it a l st e u e r. Um das Kapital aus den Gemeinden mit hohen Umlagen nicht zu vertreiben, wird davor gewarnt den Höchstbetrag auf 2°/» festzusetzen. 4) Einkommensteuer. Von 3 Rednern wird eine Gemeindeeinkommensteuer bei einer Umlage auf Grundeigentum, Gebäude und Gewerbe von mehr als 2°/°, mehr als 1"/-> und endlich von jeder Umlage gewünscht. 5) Wohnsteuer. Hier wird gänzliche Abschaffung eventl. eine abgestufte

BlerteljLhrttchn Uboommevtlpreir In der Stadl Mk. 1.10 in» Hau» gebracht, ML. 1. 15 durch dir Post bezogen im Bezirk. Außer Btzkrr DtL. 1. S5.

Stcuer beantragt. 6) Verbrauchsabgaben. Don verschiedenen Seiten wird die allmähliche Be­seitigung der Verbrauchsabgaben angeregt und die sofortige Abschaffung der Fleischsteuer verlangt. Ein Mitglied erklärt sich für deren Beibehaltung, während mehrere Redner bemerkten, daß die Forterhebung der Fleischsteuer zur Vermeidung von Störungen im Ge- meindehaushalt doch für eine bestimmte Reihe von Jahren gestattet werden sollte. 7) Liegenschaft s- Accise, deren Einführung für die Gemeinden als nicht unbedenklich bezeichnet wurde. 8) Hunde­abgabe. Gegen die Ueberlaffung des vollen Betrags an die Gemeinden wird von reiner Seite etwas ein­gewendet. 9) Lustbarkeitsabgaben. Von der angeregten, Abgabe für Equipagen, Fahrräder u. s. w. hat man sich nach den Erfahrungen in andern Ländern keinen erheblichen steuerlichen Effekt zu ver­sprechen.

Marbach, 11. Nov. Die heutige Schiller­feier, die sich aus einer Anzahl einzelner Festakte zusammensetzte, verlief in würdigster Weise. Herz- erfreuend war die Huldigung der Lateinschüler im Schillerhaus und der Mädchen der Oberklaffen vor dem Denkmal auf der Schillerhöhe, zu welchen Ver­anstaltungen die erste Anregung 7 Hanauer Gymna­siasten (1859) und die Mädchen der höheren stävt. Töchterschule in Landau gegeben haben. Die Festrede im Schillerhaus,Wie feiern wir Schiller am wür­digsten?", hielt Präzeptor Lauer, der dafür auf­richtige Anerkennung der anwesenden Herren und Damen fand. Abends trug der Liederkranz vor dem illuminierten Geburtshaus Schillers einige Lieder vor und um 8 Uhr versammelten sich alle Echillerverehrer im Kronensaale zum Festbankett. Die Festrede hielt der Schillervereinsvorstand, der Liederkranz und ein Damenchor teilten sich in die gesanglichen Aufführungen unter Lehrer Bauders Direktion, aus welch letzteren hervorzuheben ist die Aufführung einer Komposition des LiedesFreude schöner Götterfunken" nach einer

6 1 6 1 9 H- Nachdruck »kiioten.

Die nene Mamsel.

Roman von M. Widdern.

(Fortsetzung.)

Hier nun war es" fuhr Frau Werner fort,wo der junge ich wieder­hole «8 vom Genuß des Weines erhitzte Offizier plötzlich auf eine hohe, dicht verhüllte weibliche Gestalt stieß. Unter den Mädchen im Schloß befand sich nun aber ein bildschönes, junges Ding Marte, das Stubenmädchen, welche ungefähr die Größe der Person hatte, die Herrn von Rungen hier begegnete. Der junge Offizier war kein heiliger, und hatte oft schon, wenn er zum Be­such bei dem Baron weilte, mit dem anziehenden Mädchen geschäkert. Nun, halb berauscht, hielt Herr von Rungen die ihm entgegenkommende Person für die hübsche Marte und, lachend auf Sie eindringend, schlang er gewaltsan beide Arme um die Verhüllte, küßte sie auch in der Dunkelheit heftig auf den Mund. Oder richtiger, er versuchte es, denn das vermeintliche Zimmermädchen stieß einen Schrei aus und setzte sich mit aller Kraft gegen die Zärtlichkeiten des Kavaliers zur Wehre. Noch rangen die Beiden mit einander, als sich plötzlich eine Thür öffnete und die Wirtschafterin auf der Bildfläche erschien. Aber nicht genug damit auch die Herrin des HauseS wurde sichtbar. Zugleich mit den Beiden drang jetzt Helles Licht auf den Gang. In ihm aber sah Lieutenant von Rungen entsetzt fast zur Bildsäule erstarrt in das Gesicht der Person, die er noch immer in seinen Armen hielt. ES war nicht Marte, welche er zu küssen versucht sondern Gräfin Clariffa.

Mit jäher Bewegung hatte die bedrängte Dame sich nun jedoch von der Brust des Lieutenants gelöst und war auf die Baronin zugeeilt, die sie leidenschaft­lich am Arme ergriff und mit sich fortzog, sodaß sich der ganz versteinerte Offi­zier nur der Wirtschafterin gegenübersah. Einen Moment stand der junge Lieu­tenant wie vom Blitz getroffen. Dann stampfte er zornig mit dem Fuße, ließ sich gleich darauf aber doch herbei, der freundlichen alten Frau gegenüber zu er­klären, wie es möglich geworden, daß er ihr und leider Gottes! auch der Frau Baronin ein so so lächerliches Schauspiel geboten."

Aber wie war die Komtesse denn in den Gang gekommen?" fragte Eli- nor jetzt, als Madame Werner eine kleine Pause in ihre Erzählung treten ließ.

Das ist leicht gesagt, liebes Fräulein! Komtesse fand kein Amüsement auf dem Feste und gedachte sich schon von demselben zurückzuziehen. AIS Rungen mit ihr zusammentraf, war sie auf dem Wege, ihre Zofe aufzusuchen, die sie nach dem Schlafgemach begleiten sollte."

Und dann?" fragte Elinor fast atemlos.

Und dann?" ganz ausführlich ist mir die Geschichte nicht bekannt. Ich weiß nur, daß der Lieutenant den Entschluß faßte, sein unerhörtes Versehen gut zu machen i"

DaS heißt er bot der Kompromittierten seine Hand," fügte Elinor hinzu.

Lasten Sie mich doch nur erzählen, Fräulein," entgegnete Frau Werner aber, und die Stricknadeln blinkten bei den eifrigen Bewegungen in ihren Händen, Komtesse Clariffa," begann sie wieder,hatte ihren Vater, den Grafen, welcher sie zum Ballfest nach Wallingen geführt die Gräfin Mutter lebte nicht mehr, und die beiden rechten Brüder der jungen Dame befanden sich auf Reisen also die Komtesse hatte ihren Vater zu bewegen gewußt, am nächsten Morgen in aller Frühe das Schloß zu verlassen. Jedenfalls war eS ihr zu peinlich, mit