Kronik.

Deutschland.

Die badische Regierung scheint ge­gen die jüngsten Uebergriffe der Kurie nun mit Ernst einschreiten zu wollen. Sie hat gegen den Erzbisthumsverweser Kübel in Freiburg anläßlich der gegen den Bürgermeister Stro­mer, er in Konstanz verhängten Exkommunikation strafgerichtliche Untersuchung eingeleitet.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Febr. Im Musterlager der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel ist neuestens eine sog. Jones - Patent-Crflinder- Nähmaschine für Sa-uhmacher, Sattler, Seckler rc. aufgestellt, die neben allen Vorzügen einer solid und einfach konstruirten Nähmaschine noch den Vortheil hat, daß geschlossene Gegen­stände leicht genäht und deßhalb auch Repara­turen an fertigen Schuhwerken rc. damit gemacht werden können. Diese Maschine wird vom 1. bis 13. d. M. täglich von 1012 und von 24 Uhr im Musterlager in Thätigkeit sein.

Wie man hört, hat die neu gegründete Vereins bank" in Stuttgart den Mittlern Theil desBazar" für 110,000 fl. angekauft. Nach der Königsstraße soll das Bankgeschäft, nach der Kronprinzstraße ein großartiges Kon­sumgeschäft betrieben werden.

H Nachdem in Baden durch ein Gesetz von 1862, in Baieru durch ein Gesetz von 1868 und im norddeutschen Bund durch ein Gesetz von 1867 die Frage des Aufenthaltes geregelt worden ist, lassen sich die hierher bezüglichen Bestimmungen der württembergischen Gesetzge­bung wohl nicht mehr ausrecht erhalten. Es ist deshalb im Ministerium des Innern der Ent­wurf eines Gesetzes über den Aufenthalt aus­gearbeitet worden; es wird derselbe demnächst der verfassungsmäßigen Begutachtung durch den K. Geheimrath unterstellt werden.

In Heilbronn, Winnenden, Vaihin­gen und Spaichingen werden für den Som­mer 1869 Gewcrbeausstellungen vorbereitet.

Heilbronn, I. Febr. DieFruchtmärkte bleiben fortwährend schlecht befahren und der Umsatz ist nicht von Belang: Dinkel zieht fort­während an und wurde zuletzt mit 4 fl. 4 kr. bis 4 fl. 18 kr. bezahlt, Haber 4 fl. 24 kr. bis 4 fl. 30 kr. Ein kleines Postchen Waizen er­zielte 5 fl. 33 kr. (S. M.)

In Vaihingen geht man damit um, durch Herrn Baurath Ehmann ein Wasserwerk er­stellen zu lassen, wie es in Nußdors in so ge­lungener Weise ausgeführt worden.

DerSchw. Merk." schreibt aus Ulm vom 28. Jan.: Der Gemeinderath hat beschlos­sen, die Direktion des hiesigen Stadtthea­ters auch für die Saison 186970 dem Hrn. Direktor Schäde zu übertragen. Indem der Gemeinderath diesen Beschluß einstimmig faßte und von jeder vorherigen öffentlichen Ausschrei­bung Abstand nahm, dürfte es das glänzendste Zeugniß abgegeben haben, wie sehr er mit dem Eifer und den Leistungen der Direktion zufrieden sei. Wie wir außerdem erfahren, hat Direktor Schäde auch für die dießjährige Badcsaison das Vaudevilletheater in Wildbad übernommen. Wie sehr man auch dort mit den Leistungen die­

ser Direktion in vorjähriger Saison zufrieden war, dürfte daraus erhellen, daß Seitens der dortigen Behörden Alles aufgeboten wird, die Wünsche der Direktion bezüglich einiger zweck­mäßiger baulichen Einrichtungen zu befriedigen. Wie wir hören, soll auch Gasbeleuchtung ein­geführt und somit ein Prachttheaterchen an ini- niutura hergestellt werden, dessen exquisite Lei­stungen den Gästen nicht nur gewöhnlichen Zeit­vertreib, sondern wahre Erholung und Erheite­rung gewähren.

Herr Chr. Hofmann aus Kirschenhardthof, Bischof desdeutschen Tempels", befindet sich gegenwärtig in Saifa, einem Städtchen an der Meeresküste von Palästina. Die Kolonie bei Nazareth mußte wegen ungünstiger Gesundheits­verhältnisse aufgegeben werden. Ueberhaupt sind die Aussichten der Kolonie durchaus ungünstig.

Ausland.

Indische Eisenbahnen haben gegen eigenthümliche Hindernisse zu kämpfen. Bei uns in Europa verirrt sich zwar auch manchmal eine Kuh oder ein Schaf auf die Schienen, doch selten wird dadurch die Lokomotive aus dem Geleise geschleudert. Bei Sahibgunge aber ver­unglückte im Dezember ein Güterzug dadurch, daß ein Elephant sich ihm in den Weg stellte. Das Thier wurde von der Lokomotive zwar arg mitgenommen, behauptete aber doch das Schlacht­feld, insoferne als die Lokomotive mit einem Dutzend Güterwagen über den Damm geschleu­dert und zerschmettert wurden. (S. M.)

MisMerr.

Der Walfischfang.

(Schluß.)

Uebcr eine halbe Stunde vermochte das schwer- getroffcne Thier im Abgrund zu weilen endlich regt sich die Leine ein lautes »Hab Acht!« geht vom «Fallboot" aus, und wird von jedem Suceursboot wiederholt. Endlich taucht der Niese auf, er muß athmen! Mit entsetzlichem Brausen stößt er die Luft und Blutströme aus 'den Nüstern. James Carr hat mit der Umsicht der Erfahrung seinen Platz gewählt und seine Harpune trifft den geängstigten Fisch am empfindlichsten Fleck. Noch einmal stürzt er sich mit gleicher Schnelle zur Tiefe, das Boot schwankt wie ein Blatt auf den Wogen, die Leine fliegt über den Dollbord, und droht eS zu überstürzen. Doch nicht lange mehr ist Las todtwunde Thier im Stande, die Anstreng­ung auszuhalten; schon nach.einer Viertelstunde treibt es erschöpft auf der Fläche, die weithin von seinem Blut geröthet und mit dem Fett, welches Erhitzung und Anstrengung aller Muskeln aus seinen Wunden treibt, übcrgofsen ist. Mit lautem, schaurigen Stöhnen spritzt es das Blut, welches die verwundete Lunge inS Innere ergießt, aus den Blaslöchern, in Todesangst peitscht der mäch­tige Schwanz die Fluth zu Schaum bald Ha­ben viele Lanzenstiche in die edeln Eingeweide sein Leben geendet!

Alle Boote spannten sich vereint an das ge­waltige Kadaver, welches, mit einer Flagge ge­ziert, dem Schiffe zu bugsirt wurde. Auf die TodeSwaffe gelehnt, stand stolz der «Fallharpuni- rer« auf dem breiten, schwarzen Rücken, auf's ei­gene und der Kameraden Wohl vom gcbräuchli-