der andere Hr. v. Baranda aus Spanien (Madrid), die beide von den dortigen Forstver­waltungen ausgesandt wurden, um den Forst­betrieb unseres Landes genauer kennen zu lernen und darnach Maßregeln in ihrer Heimath er­greifen zu können. (W. C.)

Friedrichshafen, 25. Okt. In den letz­ten Tagen trat ziemlich winterliche Witterung ein, die Berge waren gestern auf etwa 1500 Fuß über dem See eingeschneit. Im Laufe der vergangenen Nacht drang der Föhn wieder bis zum See vor, und die Berge zeigten sich heute wieder mit grauem Haupt, wir hatten im Laufe des Tags 12"Wärme und einen heftigenWeststurm.

Aus Württemberg, 19. Okt., wir der A. Postz." gemeldet: Letzter Tage erhielt der Bischof von Rottenburg ein Schreiben des Pap­stes, worin ihm die Mittheilung gemacht wird, daß die bekannte Denunciation als unbegründet erfunden und daher ad acta gelegt worden sei.

Der neue Wein hat auch in Reutlingen sein Opfer gefordert; am vergangenen Freitag siel ein Bauer, der des Guten zu viel gethan hatte, Nachmittags 3 Uhr im Wirthshause, wäh­rend er ebe: einen Braten zu sich nehmen wollte, todt vom Stuhle.

Neuenbürg, 27. Okt. Heute verläßt uns der Hr. Eisenbahnbau-Jnspektor Herrmann, um nach dreijährigem Aufenthalt hier die gleiche Stellung in Nagold einzunehmen. Es dürfte damit angezeigt sein, daß dor Bau der Enzbahn seinem Ende nahe, und nur die Hochbauten noch einige Zeit werden in Anspruch nehmen. Dem Abgehenden wurde in einer zu diesem Zweck veranlaßteu Versammlung der Schcidegrnß ge­bracht und dabei seiner wie des durch ihn ver­tretenen Baupersonals reger Thätigkeit der ge­bührende Dank und Anerkennung gezollt. Die Erledigung und der Abschluß Dessen, was sachgemäß zu thun übrig, tritt von jetzt ab in den Ressort des Herrn Ingenieur-Assistenten Schmoller in Pforzheim.

Neuenbürg, 27. Okt. Dem 9" hier ab­gehenden letzten Zug nach Wildbad drohte am Samstag auf der Station Rothenbach großes Unheil. Ein Krautbauer aus Röthenbach bei Calw, der vom Sonnemvirthshause in Höfen wegfuhr, um im Ochsen einzukehren, kam wahr­scheinlich wein- und schlaftrunken vom Wege ab und so gerieth das Fuhrwerk statt thalauf- in umgekehrter Richtung thalabwürts, gelangte in der Dunkelheit an einem Weg-Uebergang unter­halb Höfen auf die Bahn und fuhr dieser ent­lang, sage auf den Schienen bis in die Nähe der Station Rothenbach, wo es quer über die Bahn stehen blieb. Glücklicherweise wurde das Fuhrwerk vom Bahmvart wenige Augenblicke, ehe der Zug dort anlangte, bemerkt und besei­tigt. ES geht dem Leser eiskalt über den Rücken bei dem Gedanken, welches Unglück hätte ent­stehen müssen, wenn das Fuhrwerk nicht noch rechtzeitig hätte entfernt werden können. Der Krautbauer wird was ihm in vollem Maße gehört zur Verantwortung und Strafe ge­zogen werden.

Georg Friedr. Weick von Rothcnsohl wird im Staats-Anzeiger wegen muthvoller Thä­tigkeit bei dem am 26.'27. August daselbst statt- gehabten Brande öffentlich belobt.

Miszellen.

Hcrrmann und die Heideiizcit.

AuS Panoramen aus der deutschen Geschichte.

Von F. Rose.

(Fortsetzung.)

Jetzt stellt sich Alles zu einem feierlichen Zuge auf. Voran die Töchter des Hauses, dann die Mutter, der Vater, die Söhne des Hauses, die Markgenofscn und endlich das Gesinde beiderlei Geschlechtes. So schreiten sie nach dem Ostende des Hauseö, von dessen Thüre jetzt die verhüllen­den Decken weggenommen sind.

Man erblickt dort einen Herd mit Heller Flamme und einen dreibcinigcn Tisch auf niederem Erd- hügel. Die Erde ist aus der fernen Heimath im hohe» Norden mitgebracht, als die Familie vor mehreren Generationen hier einwandcrte, gleich wie die bunten Säulen am Sitze des Hausherrn auch von dort stammen. Auf dem Tische liegt ein ungebrochener kupferner Ring und ein Stab, daneben stehen drei große irdene Näpfe. Einer ist voll Wasser, die andern beiden sind leer. Zur Seite ist ein dreijähriger, weißer Stier ange­bunden.

Der HauSvater legt die Kinder (Zwillinge) auf den Tisch und schlachtet mit feierlichen Zere­monien den Stier, während die Versammlung einen lauten, rauh klingenden Gesang anstimmt. Das Fleisch wird zum Theil verbrannt, zum Theil in eine Schüssel gelegt; das Blut wird in der andern Schüssel aufgcfangen. Darauf wäscht der Vater die Kinder in dem Wasser und sprengt, Gebete murmelnd, mit dem Stabe das Blut des Opferlhierö auf die Kinder und die Versammlung, welche mit lautem Geschrei antwortet.

Nun eilt Alles mit Jubel zu den Tischen zu­rück, welche die Hörigen inzwischen mit dampfen­den Speisen besetzt haben: Gebratene Köpfe und Schenkel wilder und zahmer Schweine und Bären­tatzen für die Freien; für das Gesinde, welches sich jetzt an die Tische zur Seite des Hausherrn setzt, Rindfleisch. Auch das Fleisch des Opfer­stieres wird verzehrt. Zuoberst am Herrentische sitzt ein uralter Mann mit langem, weißen Barte. Nach einer einfachen Melodie singt er ein Lied von den Thaten der Vorväter des Hauses. Von Zeit zu Zeit stimmt die ganze Tischgesellschaft mit ein, die letzten Worte des Sängers wiederholend.

Ein Knecht kommt herein und meldet einem der Gäste: Sein Nachbar habe ihm die Leiche eines Sklaven an die Thür gehängt. Der Be- thciligtc erzählt lachenden Mundes: Als er jüngst berauscht nach Hanse gekommen, sei der Sklav seines Nachbars ihm um's Haus geschlichen; er wisse nicht, ob der Kerl habe stehlen, oder zu einer seiner Mägde cinsteigen wollen. Um ihn zu verscheuchen, habe er mit dem Hammer nach dem­selben geworfen, ihn aber so schwer an den Kopf getroffen, daß er todt hingestürzt sei.

Er befiehlt seinem Sklaven, um den Leichnam so viel Hafer aufzuschütten, bis derselbe bedeckt sei. Ter Nachbar werde ihm dann den Leichnam schon nicht hängen lassen, bis er herabfalle, son­dern sich den Tobten und LaS Korn abholen. Darauf stürzt er ein großes Horn mit Meth hin- untrr, um sich von der langen Rede zu erholen.

Die vielen Schüsseln sind inzwischen geleert und fleißiger wird den Bechern zugcsprochcn. Laut tönt das Klappern der Würfel, daö Fluchen der Verlierenden, der Jubel der Gewinnenden.