Der witdergefundene Schatz.
Wer ist der glücklichste Arme? Ein armer Student. Hat er auch keinen Heller in der Tasche, so hat er doch fröhlichen Muth im Herzen; die weite Welt liegt vor ihm offen, und seine Kameraden fragen nicht nach Rang und Stand und kennen keinen Unterschied. Hat der Student Geld, ist Alles flolt; hat er keines, so braucht er keines. Frage nur Jeden, der einmal auf der Hochschule gewesen ist, und steht er auch jetzt in hohen Aemlern und Würden, er wird Dir doch sagen: Meine Studentenzeit war die glücklichste Zeit meines Lebens. Unbekümmert um die Zukunft, habe ich genossen, was die Stunde mit sich brachte, habe allertei über- müthig tolle Streiche vollführt und habe den höchsten Genuß darin gefunden, meinen Durst nach Kenntnissen und auch andern Durst zu löschen.
Es ist aber doch ein schwer Stück Arbeit, so fast ganz ohne Geld zu stndiren, und es ist gut, daß der leichte Sinn der Jugend darüber hinweg hilft, denn später wär's viel schwerer. Unter uns gesagt, das Hauptoergnügen von der Studentenzeit besteht darin, daß man jung ist; da hat man leichten Sinn und da ist einem Jeden wohl, sei er was er will.
Zu Freiburg im Breisgau waren einmal zwei arme Studenten. Der Eine war von Adel und studirte die Rechte, der Andere, eines Schulmeisters Sohn, sollte Geistlicher werden. Sie wohnten neben einander, hoch oben bei dem Taubenschlag, und hatten die schönsten Aussichten, sowohl in die Zukunst, als auch über die Dächer hinweg nach dem Schwarzwalde. Der Adelige genoß eine kleine Familienstiftung, die gerade so weitausreichte, daß er nicht dabei zu verhungern brauchte. Wenn er sein vierteljähriges Geld bekam, versteckte er es überall hin, um nach und nach die Freude zu haben, es wieder zu finden, wenn er nichts mehr zu haben glaubte. Dabei hatte er noch einen Domänenwald, den er nie abholzte und für welchen er keinen Förster brauchte, nämlich seinen Bart, den er wild wachsen ließ. Der Geistliche aber war bartlos, gab ein Paar Unterrichtsstunden und hatte den sogenannten Wandeltisch bei einigen mildthätigen Familien; er aß nämlich jeden Tag in einem andern Hause zu Mittag. Wenn die Leute auch noch so gutherzig sind, so ist das doch eine bittere Kost, und man weiß nicht recht, wie man sich dabei anstellen soll.
(Schluß folgt.)
In tiefer Roth.
Lieblich klar des Rheines Wellen fluthcn Rasch zum fernen blauen Occan;
In des Herbstes Sonne milden Gluthcn Glänzt so heilig still die Wasserbahn.
An den Usern wohnen biedre Leute,
Die sich freu'n des Reichen Ernte Glücks —
Dankbar froh genießen fie das Heute,
Schauen in die Zukunft heitern Blicks.
Fließen sehen fie des Stromes Wellen,
Ahnen nicht in sorgenlosem Geist,
Daß wohl bald die Wasser mächtig schwellen.
Bis die Fluth die Dämme niederreißt. —
Dunkle Wolken sich am Himmel zeigen.
Rasch verwandelt fich der Tag in Nacht,
Helle Blitze führen an den Reigen,
Schlag auf Schlag der Donner furchtbar kracht. — Endlos aus den Wolken gießt der Regen,
Jedes Bächlein schwillt im Nu zum Fluß Und auf tausend nie betret'nen Wegen Strömt heran der Wasser mächt'ger Guß.
Unheil kündend kommt der Rhein gezogen.
Wie er hoch und immer höher schwillt —
Nimmer hält der Damm die wilocn Wogen —
Jäher Schrecken da die Herzen füllt.
Durch die Fluren hin die Wasser eilen.
Gierig strecken fie die Arme aus;
Warnend dringt vom Thurm der Glocken Heulen, Ucbertönt der Fluthen dumpf Gebraus;
Stolze Bäume, sestgebante Brücken,
Häuser, Scheunen stürzt des Wassers Wuth.
Viele seh'n mit trostlos düstern Blicken Untergehn ihr ganzes Hab und Gut,
Manche fühlen an den Sohlen kleben Schon den Tod und wenden fich zur Flucht;
Kaum erretten fie das nackte Leben Vor der Wasser blizeSschncllen Wucht.
Was der Mensch in Jahren sich errungen.
Was die Gottheit ihm einst gütig gab,
Alles hat ein Augenblick verschlungen,
Drüber wölbt sich tief ein Waffergrab. —
Wie der Landmann, der am Hellen Morgen Nicht des Mittags Hagelschauer ahnt.
Und am Abend nun voll bittrer Sorgen Durch zcrschlag'nc Saat den Weg sich bahnt.
Wie er flehend seine H nid wird strecken Auf zu Gott in schwerer Angst und Noch,
Bis der Herr ihm Herzen wird erwecken Ihn zu retten vor dem Hungertod!
Hört ihr so die Glockcntöne wimmcru,
Ihren Angstschrei, der zum Himmel schwebt,
Wollt ihr wohl euch um das Elend kümmern.
Das die Hände flehend zu euch hebt!
Hört ihr's mahnend in die Ohren klingen,
Daß der Schweizer deutschen Stamms sich rühmt. Denkt daran, daß Brüdern beizuspringen,
Allen, allen Deutschen wohl geziemt!
Denkt daran, daß chmals diese Armen Uns in gleicher Noch zu Hilf geeilt.
Daß sic einst in christlichem Erbarmen Gern das Ihre auch mit uns getheilt!
Eilt und gebt mit raschen vollen Händen Jede Gabe auch de» Geber ehrt!
Bald wohl wird sich dann das Unglück wenden, Wohlstand, Glück und Freude wieder kehrt.
Düster »och die Glockentöne klagen.
Auf den Feldern noch die Wasser stehn —
Laßt die Armen nicht an uns verzagen,
Hört der Brüder innig heißes Flehn! Th. L.
Notizen aus dem Cisenbahnverkehr. Tax-Ordnung
für die
Eisenbahn-Gepäckträger.
Die beim Eisenbahnbetrieb aufgestellten Gepäckträger haben als Belohnung anzusprechen:
1 ) Für die Ueberbringung des Gepäcks in die — oder das Abholen desselben aus den Wohnungen, Gasthöfen rc. innerhalb des Stationsortes
n) von einem einzelnen Gepäckstück bis zu 100 Pfund.6 kr.
d) von zwei Gepäckstücken, wenn sie zusammen
nicht mehr als 100 Pfund wiegen, dem Stück nach.4 kr.
e) von mehr als zwei Gepäckstücken, im Gesammt-
gewicht bis zu 100 Pfund im Ganzen 12 kr.
ä) von dem Mehrgewicht einzelner oder mehrerer Gepäckstücke über 100 Pfund, dem Ccntner nach.3 kr.
2) Für das von den Reisenden verlangte Tragen des Gepäcks vom Gepäckwagen auf den Vorplatz des Bahnhofs und in die m unmittelbarer Nähe befindlichen Expeditionslokale der Verkehrsanstalten
die Hälfte dieser Gebühren.
3) Für Empfangnahme des Gepäcks von denjenigen
Reisenden, welche am Bahnhofe anfahren, einschließlich der Verbringung desselben in das Gepäcklokal .nichts.
4) Für den etwa stattfindenden Umschlag des von
weiterher auf eine entfernter gelegene Station direkt abgefertigten Gepäcks von einem Zug in den andern.. nichts.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.