Frauenkonferenz unter dem Präsidium des Hauptmanns a. D. P. A. Korn hat heule ihre Sitzungen geschlossen. Zuerst wurde heute die fünfte Vorlage über die Errichtung von Frauen­gymnasien und weiblichen Hochschulen vollends erledigt, indem die Resolution dahin formulirt wurde, daß die Errichtung durch den Staat ge­schehen solle und nicht aus Privatmittel»; die entsprechenden Bitten sollen an die Regierungen und Volksvertretungen gerichtet werden. (St.A.)

Vermöge höchster Entschließung vom 17. Oktober d. I. haben Seine Königliche Ma­jestät den Amtsnotar Eisen mann in Wild­bad auf seine Bitte wegen vorgerückten Alters und körperlicher Leiden von seiner Stelle gnä­digst zu entlassen geruht und vermöge höchster Entschließung vom 18. d. M. die erledigte Zoll­verwaltersstelle in Calw dem Assistenten Strö- lin bei dem Nebenzollamt Reutlingen gnädigst übertragen.

Ausland.

Bern, 19. Okt. Der König von Preu­ßen hat seinen Gesandten bei der Eidgenossen­schaft, Hrn. General v. Röder, auf dessen Be­richt über die Wasscrverhe erringen beauf­tragt, dem Bnndespräsidenten seine aufrichtige Theilnahme auszusprechen und sofort 20,000 Franken zur Verfügung zu stellen. (Bund.)

Zürich, 18. Okt. Ein Augenzeuge der ge- sammten Ueberschwemmu ngen schätzt ven materiellen Schaden mindestens auf 10 Millionen, die 60 Menschen natürlich nicht gerechnet. Da­von fallen 56 Millionen auf Tessin allein und zwar nur auf den oberen, gebirgigen Theil und hier kamen etwa 50 Personen um. Granbünden und St. Gallen seien ungefähr gleich stark be­schädigt, erheblich geringer dagegen Uri und Oberwallis. Das Nheinthal und die Gegend von Magadino und Locarno litten hauptsächlich durch Ueberschwemmungen, welche die Vorräthe, Feldfrüchte ruinirten, die Wohnungen und Mo­biliar, Straßen und Brücken schädigten, Tefsin dagegen nrehr durch Erdschlipfe, welche z. B. im Bleniothal ein Dörfchen in der Gemeinde Corzoneso mit den Bewohnern zugedeckt und in Foderio ein zweites, amnuthig an einem Berg­abhange gelegenes Dörfchen mit Wiesen, Häu­sern, Ställen in den Fluß Brenno Hinunterrut­schen ließen, wo jetzt nur Schutt zu sehen ist. Solche Erdschlipfe sind massenhaft eingetreten und haben viel schönes Land an den Berghalden zerstört. Ebenso schlimm wirkten die Seitenbäche und Rüfenen, die mit unerhörter Gewalt anlau­fend Felsstücke, Schutt und Sand auf die un­glücklichen Gefilde in der Tiefe niederwarfen und daselbst Häuser, Wiesen und Weinberge mit klafterhohem Schutte begruben. Dann wirk­ten noch, aber erst in dritter Linie, auch die regulären Thalgewässer am Zerstörungswerke mit. Die Hauptursache des Unglücks wird nicht menschlicher Verschuldung, sondern den Elemen- tarkrästen beigemessen, die sich glücklicher Weise höchst selten in solchem Grade fühlbar machen, nämlich im Süden der Alpen Regen vom II. Sept. bis 3. Okt. und dann noch zwei furcht­bare Gewitter mit Hagel in der Nacht vom 27. Sept. und vom 1. bis 3. Okt. Namentlich jene Schreckensnacht vom 27. Sept. wird noch lange in traurigem Andenken bleiben. (S. M.)

Miszellen.

Hernmmn und die HeidcnM.

Aus Panoramen aus der deutschen Geschichte.

Von F. Rose.

Schon war im fernen Südosten das Licht des Christenthums erglommen, aber noch stand kein Kreuz in den deutschen Wäldern.

Weithin wohnte daS starke Geschlecht der hoch- gewachsenen Deutschen mit den trotzigen blauen Augen und dem langen blonden Haare. Von jenseits der Weichsel bis über den Rhein, von jenseits der Donau bis über die Nord- und Ost­see hinaus auf den großen Inseln und Halbinseln, die jetzt Großbrittannien, Dänemark und Schwe­den heißen, bis zum höchsten Nord. Alle waren eines Stammes. Aber sie wußten nichts von der Ausdehnung und Kraft ihres Geschlechtes, weil nur die Nachbarstämme in Verkehr kamen, und dann war es meist noch ein feindlicher. Dichter Urwald deckte Berg und Thal und selbst die wei­ten Ebenen an den Meeresküsten. Doppelt so stark als jetzt brausten die vielen Ströme durch die Thäler und Ebenen zum Meere und erschwer­ten, da noch kein Bollwerk ihre Ufer eindämmte, durch breite Sumpfstrecken zur Seite, den Schritt des Wanderers, welcher sich bis zu ihnen mit Art und Schwert den Weg durch das wild ver­wachsene Unterholz gebahnt und siegreich den Kampf init dem Bär und Ur und dem Wurmge­zücht der Sümpfe und Höhlen bestanden hatte. Weil die Stämme des Riesenvolkeö so wenig mit einander verkehrten und deshalb einander auch nicht beistehen konnten, hatten die Römer, mit denen sie die Herrschaft Europa's theiltcn, viele . Stämme am Rhein und an der Donau unter­worfen, so daß der kleine Römer sich nicht mehr fürchtete vor den großen Leibern, und meinte, seine Kriegskunst sei stärker als deutsche Muskel­kraft.

Dreihundert Jahre früher war es freilich an­ders gewesen. Als damals eine große Horde deutscher Männer über die Alpen stieg, da unter­lagen in jedem Kampfe die römischen Legionen, denen doch sonst kein Volk in Europa, Asien und Afrika widerstehen konnte. Mit Entsetzen hatte der weichliche Südländer gesehen, wie die Riesen des Nordens auf den Alpenhöhen ihre Kleider abwarfen und mit Behagen ihre nackten Leiber einschneien ließen, während sie jubelnd auf den großen Schilden über die Glätschcr hinabglitten. Als aber die zärtlichen Genüsse des Südens bald diese Enakskinder geschwächt hatten, schlachtete sie der Römer Schwert zu Tausenden und aber Tau­senden.

Jetzt werft einen Blick umher in deutschen Landen um die Zeit bald nach Christi Geburt:

Keine Stadt ist zu sehen in den deutschen Wäldern, aber unzählig sind die Gehöfte, welche zu Haufen von einigen Dutzenden auf den aus­gerodeten und bebauten Waldplätzen stehen. Laßt uns näher nach jenem Dorfe Hinblicken, aus wel­chem heute ein so wilder Jubel schallt. Ein Dorf! Jedes der geräumigen, aus über einander gelegten Baumstämmen erbauten und mit dünne­ren Stämmen und Nasen eingedeckten Häuser ist durch den weiten, wohl eingezäunten Hof, der es umgibt, um ein ansehnliches von dem anderen getrennt.

(Fortsetzung folgt.)

Eine Beilage folgt Morgen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.