ausbilden, und je mehr wir ihn fertig machen, desto sicherer ist die Ueberzengung bei den Oesterreichern, daß sie im Falle der Noth eine heimische Stätte haben und ein Herz, wo sie mit Freuden als Brüder ausgenommen werden. (Lebhaftes Bravo). Ich bin deßhalb, m. H., der Ansicht, daß auch die Rücksicht auf Oesterreich uns nicht abhalten darf, so weites hieran uns ist, fest zu unserer Aufgabe zu stehen. Diese Ausgabe ist aber nicht die des Zerfallens, diese Aufgabe ist nicht die eines centralen Staatslebens, einer Einigung mit Aufhebung der Par- tikulareigsnschaften der Staaten. WaS soll das heißen, m. H., wenn man von Partikulareigen- thümlichkeiten der Staaten und Aufhebung der berechtigten Sondereigenthümlichkeiten der Stämme spricht? Das kann man nicht, meine Herren, wenn man es auch wollte. Im Königreiche Baiern sind seit nun mehr als 60 Jahren verschiedene Nationalitäten — so können Sie es heißen, wenn Sie wollen, obgleich es keine sind — Schwaben, Franken, Pfälzer beisammen; glauben Sie denn bis auf den Dialekt, den Sie heute von mir hören, daß die Schwaben ihre Eigenthümlichkeit verloren haben, obwohl schon mein Großvater baierischer Staatsbürger gewesen ist? (Heiterkeit). Das hat keine Noth mit der Zerstörung der Eigenthümlichkeiten der einzelnen deutschen Provinzen, das ist so stark, daß es schon oft unser Unglück gewesen ist (sehr wahr!), wenn ich auch zugeben muß, daß diese Mannigfaltigkeit eine Quelle der besten Erzeugnisse deutschen Geistes gewesen ist. Aber das Eine thun und das Andere nicht unterlassen, diese Eigenthümlichkeiten schonen — hier bin ich mit Hrn. Wagener vollständig einverstanden — diese Eigenthümlichkeiten schonen und dennoch über der Besonderheit das gemeinsame Staatsleben nicht zu vergessen, das ist, glaube ich, an dem wir zu halten haben (Bravo!), und ich bekenne frei und offen, es ist das im Sinne und Interesse unserer Einzelstaaten auch das Konservativste. Schließt man sich mit seinem Einzelstaat au das Ganze an, fügt man sich verfassungs- und vertragsmäßig in das größere Staatswesen ein, so glaube ich, hat man ein Schirmdach gewonnen, über das der Starke seine Hand hält. (Schluß folgt.)
Württemberg.
— Das Regierungsblatt Nr. 22 enthält 1) eine Verfügung sämmtlicher Ministerien, betreffend den vom 1. Juli 1868 an zu erhebenden Zuschlag von 10 Prozent auf die Sporteln; 2) eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend eine ueue Kaminfegerordnung.
In Wildbad ist mit Eröffnung der Bahn ein Dienstmann-Jnstitut ins Leben getreten.
Auch in Herrenalb sind alle Anzeichen einer günstigen Badesaison vorhanden.
Miszellen.
Pascher und Spion.
Eine Geschichte aus der Zeit der französischen Kontinen.
tal-Sperre.
(Schluß.)
Mit dem Kutter war auch seine Bemannung, sowie Peter Willen mit den gefangenen französischen Douaniers, unsichtbar geworden. Jan Peit- mann, sein alter Vater und Doris wurden ver- geblich in ihrem kleinen Häuschen gesucht. Es
schien, als ob sämmtliche bei dem verwegenen Abenteuer betheiligt gewesene Personen von der Erde verschlungen worden wären.
Erst nach Jahren, als der Franzosenherrschaft in Deutschland ein gründliches Ende gemacht war, kam ein Theil der Verschwundenen wieder zum Vorschein. Jan Pcitmann tauchte zuerst wieder auf. Er kaufte ein hübsches großes Haus nahe am Hamburger Hafen, und bezog es mit Doris, seiner schönen jungen Frau, mit einem gesunden kräftigen Knaben von etwa zwei Jahren, und mit seinem noch immer ziemlich rüstigen alten Vater. Augenscheinlich befand er sich in sehr günstigen Umständen, denn er bezahlte das HauS mit baarem Gelde, und richtete sich noch außerdem ein Lager von Schiffsvvrräthen aller Art ein, mit denen er einen vortheilhaften und gewinn- reichen Handel ervffnete. Seiner Angabe nach hatte er einige Jahre mit den Seinigen in England zugebracht, und sich dort etwas Vermögen erworben. Weitere Einzelnheiten waren nicht aus ihm heraus zu bringen.
Auch Peter Willen erschien wieder. Auch er sprach selten von der Vergangenheit, und nur manchmal entschlüpften ihm gegen seine vertrauteren Bekannten Aeußerungcn, welche darthaten, daß sein alter Haß und Groll gegen Jan keineswegs schwächer geworden war.
„Wenn die Franzosen hier noch Macht und Gewalt hätten," sagte er eines Tages grimmig zu einem solchen Bekannten im Wirthshause, als Jan zufällig vorüber ging, „so würde ich binnen drei Tagen diesen Menschen an den Galgen bringen." '
„Und warum das?" fragte der Andere. >
„Warum?" lautete die Antwort, — „weil er das Mädchen gehcirathet hat, das ich liebte, ! — weil er mich bei einer Angelegenheit überlistet I hat, die ihn bereicherte, indem er meinen Händen ' eine sichere Beute entriß, — weil endlich kein Anderer als Er daran schuld ist, daß ich in Ketten und Banden nach Australien gebracht und dort arm und hülflos meinem Schicksale überlassen wurde. Sind das nicht Gründe genug, um einen Menschen zu hassen?"
Der Andere zuckte die Achseln. „Ihr scheint -
ein hohes Spiel mit einander gespielt zu haben," '
sagte er. „Einer von Euch Beiden mußte es j
verlieren, und zufällig hat Er es gewonnen. Denke nicht weiter daran, oder räche dich, wenn du kannst!"
Peter knirschte mit den Zähnen. „Zu spät.'" !
murmelte er verbissen. „Ja, wenn die Franzosen -
noch hier wären, — dann! — Aber so, wenn ich spräche, ich würde nur verspottet, verhöhnt und ausgelacht werden. Fluch und Verdammniß über ihn."
Gott hörte nicht die Verwünschung. Das Haus Jan Peitmann blühte und gedieh fröhlich fort, und viele Jahre noch erfreute sich der ehemalige Pascher des glücklichsten Lebens im frohen Familienkreise. Welches Ende Peter Willen genommen, ist mir nicht weiter bekannt geworden.
Verlaufene Kuh.
Auf dem Wege von Reichenbach bei Ettlingen gegen Neuenbürg ist letzten Sonntag eine schwarzbraune trächtige Kalbin verlaufen.
Wer Auskunft zu ertheilen weiß ist ersucht, solche gegen Belohnung an das Bürgermeisteramt Königsbach gelangen zu lassen.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.