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A u s l a n d.

In Paris kommen jetzt zweimal wöchentlich Wildpr et-Sendungen aus Rußland an. Bei einem Vieh markt in einem französischen Flecken waren 200 Ochsen versammelt, als plötz­lich einige derselben wüthend wurden und ihre Bande zerrissen. Die ganze Heerde wurde nun schnell ebenfalls wild, zerriß ihre Fesseln und stürmte. Alles vor sich niederwerfend, durch den Ort, wobei 15 Menschen getödtet und 30 ver­wundet wurden.

Miszellen.

Ueber die Bereitung des Kaffee s.

Von Frhrn. Justus v. Licbig.

(Schluß.)

Der Verfasser bemerkt, daß man, um die nämliche gute Meinung von dem nach seiner Me­thode bereiteten Kaffee zu gewinnen, welche er selbst davon habe, man nicht den Geschmack des gewöhnlichen Getränkes zum Muster nehmen dürfe, sondern mehr die guten Wirkungen beachten müsse, welche sein Kaffee auf den Organismus habe. Er fügt hinzu, daß Viele, welche mit der dunklen oder schwarzen Farbe den Begriff von Stärke oder Konzentration verbinden, den nach seiner Methode bereiteten Kaffee für dünn und schwach halten; bei diesen ist es dem Verfasser häufig ge­lungen, durch Färbung desselben mit gebranntem Zucker oder einem Kaffeesurrogate, wodurch er eine schwarze Farbe bekam, eine bessere Meinung für seinen Kaffee zu gewinnen.

Der wahre Kaffeegeschmack ist den meisten Menschen so unbekannt, daß viele Personen, die den Kaffee des Verfassers zum ersten Male trin­ken, seinen Geschmack beanstanden, weil er nach den Bohnen schmecke. Ein Kaffee aber, der nicht nach den Bohnen schmeckt, ist kein Kaffee mehr, sondern ein künstliches Getränk, dem man irgend ein anderes ähnliches substituiren kann; daher kommt es denn, daß die Getränke aus den Kaf­feesurrogaten: geröstete Cichorienwurzel, gelbe Rüben, Runkelrüben, wenn man eine Spur ge­brannten Kaffee hinzufügt, von dem echten Kaffee von den Meisten nicht unterschieden werden können und daß die Kaffeesurrogate eine so große Ver­breitung haben. Eine dunkelbraune Brühe, welche emppreumatisch schmeckt, ist für die meisten Men­schen Kaffee. Theesurrogate gibt es nicht, weil jeder Theetrinker weiß, wie Thee schmeckt. Man schreibt dem Kaffee in der Regel erhitzende Eigen­schaften zu und er wird als Getränk aus diesem Grunde von vielen Personen gemieden, allein diese erhitzenden Eigenschaften gehören den flüch­tigen Produkten an, welche durch die Zerstörung der Bestandtheile des Kaffec's beim Rösten erzeugt werden. Der nach der Methode des Vers, berei­tete Kaffee ist durchaus nicht erhitzend, und der Vers, hat gefunden, daß er nach dem Mittagessen genossen werden kann, ohne die Verdauung zu stören, was, wenigstens bei dem Vers., die regel­mäßige Folge des Genusses von stark gebranntem Kaffee ist.

Möge man nicht erschrecken vor der Anzahl der Operationen! Es wird viel schlechter Kaffee getrunken, der bei gleichem Kostenauswande vor­trefflich sein könnte, wenn man sich mehr Mühe bei der Bereitung gäbe! Die Köchinnen sollten von den Hausfrauen in diesem Punkte mehr über­

wacht werden, wenn die Hausfrau den Kaffee nicht selbst bereiten will. (Neueste Erfindungen.)

Das Gewerbeblatt fügt dieser Anweisung noch bei: Wir erhalten von hoher, sehr hochverehrten Hand folgende Zuschrift, die wir nicht unterlassen können, mit dem Anfügen hier aufzunehmen, daß uns die Erfahrung ganz zu der gleichen Ueber- zeugung geführt hat:

Nr. 26 genannten Blattes enthält eine An­leitung Liebig's über die Bereitung des Kaffee's, welche nicht genug empfohlen werden kann. Wer diese Anleitung einmal pünktlich befolgt hat, wird sicher vor der Anzahl der Operationen nicht mehr erschrecken und es gewiß nicht bereuen, auch in dieser Sache dem Rache unseres großen Chemikers gefolgt zu sein.

(Gegen die Halsbräune.) Ein Arzt zu Heidelberg versichert, daß die Halsbräune, selbst wenn diese Kra kheit den Höhepunkt er­reicht hat und sich die Symptome der Erstickung zu zeigen beginnen, durch Anwendung von hei­ßem Wasser mit einem Schwamm oder feinem Lappen auf den Hals geheilt werden könne. Das Wasser muß so heiß sein, daß es schmerzhaft für die Hand ist. Diese Anwendung wird 15 bis 30 Minuten lang fortgesetzt. Man lege dann einen eben so heißen, erweichenden Um­schlag von Leinsamen eine zeitlang auf den Hals. Das Athmen wird unverzüglich bei der Anwen­dung des heißen Wassers erleichtert. Sollten sich die Symptome wieder verschlimmern, so wird die Anwendung des heißen Wassers und Aufschlags wiederholt.

- Der ursprüngliche Glanz der Leinwand vergeht immer durch die Wäsche. Einigermaßen kann man denselben wieder ersetzen, wenn man der kochenden Stärke geschabtes Stearin zusetzt und gut verrührt. Aus ein Pfund Stärke rechnet man ein höchstens wallnußgroßes Stück Stearin. Unter die durchgeseihete, noch lauwarme Stärke­mischung gießt man, zur besseren Vertheilung des Stearin, vor dem Gebrauch noch etwas Spiritus.

Das Abspringen der Fingernägel ver­hütet man durch tägliches Einrciben derselben mit etwas Mandelöl.

Trost. (Passionstrost.)

Wenn dich Kummer drückt und Sorgen Bis zum Abend von dem Morgen Schone hin nach Oelbergs Höhn Dort kannst du rechtleiden" sehen,

Einen Tiefgebeugten stehen Leidend namenlose Wehen.

Wenn du nie das Beten lerntest Dich vom Vater mehr entferntest Schaue, wie der Sohn sich bückt!

Wie er dort im tiefsten Trauern Umgeben von des Todes Schauern Betend nach dem Vater blickt.

Sieh, er breitet mit Verlangen Leidende fest zu umfangen Liebend seine Arme aus.

Sieh, wie tränst zur Erde nieder Angstschweiß und doch blickt er wieder Glaubend auf zum Vaterhaus.

Und du von dem Tod Erlöster Kannst umsonst noch deinen Tröster Auf dem Oelberg knieen sehn?

Eile risch, denn seine Thronen Und sein namenloses Stöhnen Heißt dich hiu zum Vater gehn.

Schömberg.I. M. Wizemann.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.