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pen von den Augen fällt, wenn er seine irdische Laufbahn vollendet.
So interessant nun aber auch der Fisch als Zwischengericht ist — eigentliche Befriedigung gewährt er nicht. Der Braten ist es, der diese Verpflichtung gegen den gebildeten Theil der menschlichen Gesellschaft erfüllen soll, und in der That hat er etwas Ehrenwerlhes, Gediegenes, obgleich er im Allgemeinen den Aufschnei- dereien nicht abhold ist. Will uns indeß Jemand etwas davon aufschneiden, so hat man jedenfalls den Vortheil, daß man den Braten schon von weitem riecht, wenn er nämlich überhaupt in gutem Gerüche steht. Nach dem Braten lächelt uns gewöhnlich Butter und Käse. Man hat den Letzteren schon oft für eine Pensionsanstalt für kleine Mädchen (Maden) genannt, d. h. nicht für das Diminutivum von Magd, sondern von den ersten Silben einer Made-moiselle. Aber ich glaube, man thut Unrecht daran, denn je jünger die Mädchen, je lieber haben wir sie.
Was aber wären alle diese Genüsse, wenn sie nicht Hand in Hand mit den Weinen gingen ? — Eine Flasche Wein! — Wie oft haben wir nicht an ihrem Halse gehangen, süße Tropfen geweint! — Wie oft ist er uns in den Kopf gestiegen und hat uns so vergnügt gemacht, daß wir hätten Andern aus den Kopf steigen mögen! — Ich rede hier nicht von jenen Weinen, die eigentlich nur in unanständiger Gesellschaft genossen werden, nämlich: Bocksbcutel, Pisporter, Hinterhäuser und Ausbruch, sondern von Liebfrauenmilch, rothem ohne Säure und Champagner:
Das sind die wahren Sorgenbrecher!
Drum füllet eifrig Euern Becher.
Wo Männer froh znsammentrinken,
Da wird auch Freud und Frohsinn winken.
Ueber die Bereitung des Kuffee's.
Von Frhrn. Justus v. Liebig.
(Fortsetzung.)
Das Kochen, wie es im Oriente gebräuchlich ist, gibt einen vortrefflichen Kaffee; man setzt dort das Kaffeepulver mit kaltem Wasser auf das Feuer und läßt die Flüssigkeit nur bis zum Aufwallen kommen; das feine Kaffeepulver wird dort mit getrunken. Bei längerem Sieden, wie dieß häufig bei uns geschieht, werden die aromatischen Theile verflüchtigt; der Kaffee ist alsdann reich an Extrakt, aber arm an Aroma.
Als die beste Methode der üaffeebereitung hat der Verfasser folgende gefunden; sie ist eine Verbindung der zweiten und dritten Methode. Bei der Bereitung des Kaffee's behält man sein gewohntes Verhältnis) von Wasser und geröstetem Kaffee bei; ein kleines Blechgefäß, welches V, Unze (1 Loth) roher Bohnen faßt, mit gerösteten Bohnen angefüllt, gibt ein Maß ab für zwei sogenannte kleine Taffen Kaffee von mäßiger Stärke. Die gerösteten Bohnen werden erst vor der Bereitung des Getränkes gemahlen; gröblich feines Pulver ist dem staubartig feinen vorzuziehen. Gemahlenen Kaffee im Vorrath zu halten ist entschieden nachtheilig. Man bringt das Wasser mit ^ des Kaffeepulvers, welches man zur Bereitung verwenden will, zum Sieden und läßt diese Mischung volle 10 Minuten kochen. Nach dieser Zeit wird das zurück behaltene Viertel Kaffcepul-
ver eingetragen und das Kochgeschirr sogleich vom Feuer entfernt; es wird bedeckt und 5 bis 0 Minuten lang stehen gelassen. Beim Umrühren setzt sich alsdann das auf der Oberfläche schwimmende Pulver leicht zu Loden und der Kaffee ist jetzt, vom Pulver abgegossen, zum Genüsse fertig. Angenommen, man wolle sich acht kleine Tassen Kaffee machen, so mißt man mit dem erwähnten Blechgefäß 4 Maß Kaffeebohnen ab; 3 Maß davon werden zuerst und dann daö vierte Maß gemahlen und beide Portionen getrennt gehalten. Man mißt alsdann acht volle Tassen Wasser ab, setzt die 3 Maß Kaffcepulver zu und verfahrt bis zu Ende, wie so eben beschrieben worden ist. Man kann, um alles Pulver abzusondern, den fertigen Kaffee vor dem Serviren durch ein reines Tuch fließen lassen; in der Regel ist dieß nicht nöthig und für den reinen Geschmack oft nachtheilig.
Das fertige Getränk soll eine braune (nicht schwarze) Farbe haben; es ist immer trübe, wie etwa mit Wasser verdünnte Chokolade. Die trübe Beschaffenheit des nach dieser Methode bereiteten Kaffee's kommt nicht vom aufgeschlämmten Kaffeepulver, sondern von einem cigenthümlichen butterartigen Fette her, wovon die Bohnen etwa 12 Prozent enthalten und welches durch starkes Rösten zum Theil zerstört wird. Ein geringer Zusatz von Hausenblase oder der Haut eines Seefisches fällt das Kaffeepulver sehr rasch und klärt den Kaffee. Bei der gewö-nlichen Bereitung des Kaffee's bleibt häufig mehr als die Hälfte der löslichen Theile der Bohnen im Kaffeesatz zurück.
(Schluß folgt.)
Thicrkalender. Bei der jetzt herrschenden milden Witterung wird das Ungeziefer frühzeitiger erscheinen. Die Obstbaumblüthenstecher haben in Stuttgart ihr Winterquartier schon am 15 . verlassen. Man klopfe deshalb von jetzt ab an warnten Tagen die Apfel- und Birnbäume in einen umgekehrten Regenschirm prochwcise ab und wenn dann ein reiskorngroßeS braunscheckiges Käferchen mit langem Rüssel herabfällt, dann schüttle man den ganzen Bannt auf untergelegte Grastncher und Leintücher ab und tödte die daranffallenden Käfer. Es ist dieses Jahr besonders nothwendig, da es erstens vom vorigen Jahr sehr viele Käfer gibt und zweitens dies Jahr voraussichtlich wenig Blütchen ansetzen wird. Wer das Angegebene verabsäumt, wird den „Brenner" auf seine Bäume bekommen. — Wer seine Pelze sicher vor Motten bewahren will, der stecke sie in einen Leinwandfack, durch Leinwand dringt keine Motte. (St.A.)
Thicrkalender. Bei dem jetzigen Schneefall versäume Niemand das Füttern der Vögel nicht nur um deit nützlichen Thieren das Leben zu retten, sondern auch weil sperlingsartige Vögel in solchen Zeiten von Futtermangel durch Ausbeißen von ObstbaumknoSpen empfindlich schaden. — An Spalier- und Zwergobstbüumen breche man diejenigen Knospen aus, die durch Nicht- antreiben verrathen, daß in ihrem Innern eine Knospenraupe lebt. Sie findet sich am häufigsten in den Tragknospen der Apfelbäume. — Der Bienenzüchter sehe Morgens, ob keine Wachsschabenraupen auf dem Unterstellbrett sich finden und tödte sie vorkommendenfalls.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.