173
Neuenbürg.
egesfHikMe
in Alpaka und Baumwollstoffen für I Herrn und Damen emfiehlt zu bil-
<1 ligen Preisen.
Aeltere Schirme zum Ueberziehen und Repa- riren werden fortwährend angenommen und pünktlich besorgt.
W. Walter, Schirmmacher, wohnhaft bei Herrn Hafnermeister Fischer.
Kronik.
Württemberg.
— Vom 1. April d. I. an ist die Telegraphenstation Teinach mit beschränktem Tagesdienst für den allgemeinen telegraphischen Korrespondenzverkehr wieder eröffnet. (St.A.)
Stuttgart, 30. März. Bei der Infanterie werden von jetzt bis zum 15. April Ferien eintreten. Am 15. hat die vollständige Aushebungsklasse 1866, mit Ausnahme der auf Friedensdauer Beurlaubten, bei der Fahne einzurücken, um die Sommerübungen mitzumachen.
Stuttgart, 30. März. Der Staats- Anzeiger schreibt: Das Ergebniß der Wahlen in das Zollparlament liegt nahezu abgeschlossen vor uns; dasselbe zeigt die vollste Uebereinstim- mung darüber, daß diejenige Grenze, welche der Vertrag vom 8. Juli v. I. dem Zollparlament gezogen hat, nicht überschritten werden solle. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß diese Auffassung nicht auch diejenige der Mehrheit der Zollparlamentsabgeordneten jenseits des Alains sei. Wir wären durch dieses Wahlresultat weit mehr befriedigt, wenn nicht in der Heftigkeit der Wahlagitation da und dortAeuße- rungen der Feindseligkeit gegen Preußen und den Nordbund hervorgetreten wären, welche wir beklagen. Der Standpunkt der Negierung sollte seit den Verhandlungen über die Verträge jedermann klar vorliegen; er ist loyale Erfüllung der Verträge, innerhalb derselben strenges Festhalten an dem nationalen Bande mit dem deutschen Norden und Pflege der freundlichsten Beziehungen zu demselben. Dieser Standpunkt wahrt die Selbstständigkeit Württembergs, für welche das ganze Land mit seltener Einmüthig- keit eingetreten ist, entspricht dem Rechte, welches das Jahr 1866 geschaffen hat, und genügt der deutsch-nationalen Idee, sofern diese nicht hastig nach dem Einheitsstaat hindrängt, welcher unvereinbar ist mit dem, was die Geschichte gebildet hat, entspricht aber auch den Interessen des Nordens besser als das Bestreben derjenigen Partei, welche Staatsverträge, statt sich durch dieselben gebunden zu erachten, nur als die Brücke benützt, über welche hinweg man eine Idee verfolgt, welcher der reale Boden fehlt und deren übereilte Verwirklichung Deutschland nicht stärken, sondern schwächen würde.
Ausland.
Paris, 28. März. Die Triumphe, welche der Partikularismus in Süddeutschland bei den Wahlen zum Zollparlament davongetragen, werden hier sehr bemerkt. Da die Pariser Presse selbstverständlich zum größten Theile der Eini
gung Deutschlands feindlich gesinnt ist, so ist sie höchlich befriedigt von diesem Ergebniß, „welches," wie ein der Regierung ergebenes halb- liberales Blatt sich ausdrückt, „alle unsere Hoffnungen übertrifft." Es sei die definitive Verurtheilung aller Plane der Absorption Süddeutschlands durch Preußen, die Billigung und Weihe der Ansichten und Ziele der französischen Regierung; dieses Resultat müsse noth- wendig zu der von Frankreich stets gewünschten Bildung eines unabhängigen süddeutschen Bundes führen u. s. w. Für die Kandidaten in Württemberg hat der Moniteur eine sehr einfache Klassifikation. Er theilt sie nämlich ein in ministerielle und nationallibcrale, und benachrichtigt seine Leser, daß sämmtliche ministerielle Kandidaten gewählt seien.
Miszellen.
Eine Tischrede.
Gehalten von L. Schneider in Leipzig.
(Schluß.)
In dem herrlichen Zusammenleben unserer einzelnen Frikasseen-Glieder heißt es nicht: So viele Köpfe, so viele Sinne! Nein, sind sich alle hinsichtlich der geringen Menge des Gehirns gleich und auch stumm, obgleich sie reden sollten, da ihnen doch der Schnabel dazu gewachsen ist. — In dem Landtagsabschiede hat mau ihnen weiter nichts abgeschlagen, als die Köpfe, und sie einzeln dermaßen gerupft, daß man ihre natürliche Blöße mit einer Hülle von Pastetenteig umgeben mußte. Am weitesten hat man es in dieser Zubereitungsart in Hannover gebracht, wo der Erfinder sich sogar ein Patent auf Pasteten gelöst, so daß jetzt ganz Deutschland ausruft: „Na, das wird eine schöne Pastete werden!"
Ein anderes Gericht, das hinsichtlich des Stummseins mit den Bestandtheilen des vorigen wetteifert, sind die Fische. Die vortrefflichen Eigenschaften der Fische lassen sich nicht allein am Kops und Schwanz, sondern am besten an den Mittelstücken, namentlich bei Backfischen, begreifen. Gewöhnlich sind sie von Kartoffeln begleitet, und was könnte edler sein, als eine Kartoffel? Hat sie doch mit dem Adel überhaupt denselben Vorzug, daß nämlich ihr bester Theil unter der Erde ruht. Ueber der Erde erblicken wir am jungen Gewächs viel Grünes, bei dem ältern aber auch viel Knolliges. Der Fisch erfreut jedesmal, wenn er kein mager Hecht, sondern ein fetter Bissen ist. Gewöhnlich sperrt er das Maul auf, weil er sich wundert, aus dem Netzdistrikt in anständige Gesellschaft gekommen zu sein; er wird deswegen oft bei literarischen Soupes servirt, weil er sich bei dem Vortrag der Gedichte und meisten Reden wie in seinem Element, Wasser, befindet. Bei keinem andern Gerichte sehnt nian sich so nach dem System der richtigen Mitte, das justo Milieu, als bei Fischen; freilich hat die richtige Mitte denUebel- stand, daß sie kopflos verdaut werden kann. Ein Fisch zu sein, wäre eigentlich etwas sehr Wünschenswerthes, wenn er nicht das Unglück hätte, beschuppt zu werden; obgleich er auch wieder den Vortheil hat, daß es ihm wie S chup-