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stehen bei uns die Preise des Brennholzes wie­der so niedrig, wie vor 1215 Jahren. In einem unserer Reviere, das freilich einestheils in Folge der starken Windfälle im I. 67 unge­wöhnlich viel Brennholz erzeugt hat, wurden beim letzten Verkaufe nur etliche 50 pCt. des Revierpreiscs geboten, der beim tannenen Schei­terholz auf 6 fl., beim buchenen auf 9 fl. steht. Beim Stockholz wurde nicht einmal der ausge­legte Aufbereitungslohn erlöst. Die Haupt- ursache ist die Stockung der Gewerbe, in Folge deren die Konsumtion der Holzkohlen sehr merk­lich abgenommen hat. (S. M.)

Ausland.

(Hungertod.) Aus Oxford wird ein in seinen. Einzelheiten schrecklicher Todesfall be­richtet, der durch Kälte und Hunger herbeigeführt wurde. Eine alte Frau von 64 Jahren, die Wittwe eines Bauunternehmers, die zu Leb­zeiten ihres Gatten in angenehmen Verhältnissen gelebt, wurde am ersten Weihnachtsfeiertage todt und gänzlich erstarrt in ihrer Kammer vorge­funden. Seit dem Tode ihres Mannes war sie in die dürftigsten Verhältnisse gerathen und mußte sich durch Betteln, Lumpensammeln auf den Straßen u. s. w. kümmerlich ernähren. Am Weihnachtsheiligenabend war sie genöthigt, trotz der bittern Kälte ihre letzten beiden Unterröcke für einen Penny zu verkaufen, uni sich dafür einen Bissen Brod kaufen zu können. Der Leichen­beschauer fand die arme alte Frau nackt auf dem Fußboden der kalten, elenden Kammer liegen, deren einziges Mobiliar aus einem zerbrochenen hölzernen Schemel bestand. Die einzige Beklei­dung des todten Körpers bildete ein schmutziger Lumpen, der um den Hals geschlungen war, und ein Strumpf an einem Fuße. Die Arme der Unglücklichen waren um die Beine des alten Schemels geschlungen, und die Fingernägel hat­ten sich in das wurmstichige Holz desselben, wahr­scheinlich im Todeskampf, hineingebohrt.

Miszellen.

Wie man feiner Familie am besten eine Erbschaft sichern sann.

(Fortsetzung.)

Meine Bas hat so gut mit ihrem seligen Mann gehaust, sie haben mit einander gearbeitet und gespart und wenn der Fuchsenbaucr auch nur noch zehn Jahre gelebt hätte, so hätte er sein Anwesen schuldenfrei gehabt so aber konnte sein Weib es nicht behaupten. Um ein Spottgeld ist heute Alles weggegangen. Das Herz hat mir blutet, wie ich das Hab' mit ansehen müssen.

Rathsschreiber. Daß aber die Pfandgläu­biger ihr Geld nicht stehen ließen. Die Ver­sicherung kann doch keine schlechte se n?

Bären wirthin. Drum hat der Haupt­gläubiger die Schuld gekündigt halb aus Angst, das Anwesen möchte hcruntcrkommen, halb, wie die Leute sagen, weil er darauf spckulirte, cs für sich selbst billig zu bekommen und durch Wieder­verkauf, wenn einmal die Güter wieder mehr gelten, einen schönen Profit zu machen.

Raths sch reib er. Da hat freilich der Jörg auf dem Engelbergerhof eine feinere Nase gehabt. Wie der gestorben ist, wurden seiner Wittwe fünf­tausend baare Gulden von der Lebensversicherung auöbczahlt und damit war ihr geholfen denn sonst hätte es ihr ungefähr auch so gehen können, wie der Fuchsenbäuerin.

Bärenwirt hin. S ei unserer BaS hätten cs zweitausend Gulden gcthan.

Bärenwirth. Ja wie ist denn das mit der Lebensversicherung? Im Blättle liest man wohl als Empfehlungen, aber was es eigentlich für eine Bewandtniß damit hat, verstehe ich ein­mal noch nicht.

Raths sch reibcr. Nicht wahr, Bärenwirth, das Blcchtäfele an Eurer Hausthür kostet Euch alle Jahr etliche Gulden, aber dafür habt Ihr auch die Beruhigung, daß Ihr für den Schaden durch eine Feuersbrunst entschädigt werden müßt.

Bärenwirth. Ja wohl, in die Mobiliar- Versicherung und an die Brandschadenskafsc zahle ich gerne meine Einlagen, mein seliger Vater hat's aber nie gethan, so eine unnöthige Ausgabe könne man ersparen, hat er allemal gesagt.

Nathsschreiber. Was würd' er erst-voch der Lebensversicherung gehalten haben, und don wird sein Enkel, wenn nicht schon der Sohn, ein­mal gerade so günstig darüber urtheilen, wie Ihr setzt über die Feuerversicherung. Man sollte übri­gens eigentlich nicht von einer Lebensversicheru-g, sondern von einer Versicherung auf den Todesfall reden, sofern gegen gewisse jährliche Einlagen, die man Prämien heißt und die sc nach der Höhe der Versicherungssumme und nach dem Alter des Versicherten größer oder kleiner sind, nach dem Tode des Letzteren die versicherte Summe b-i Hel­ler und Pfennig an die Erben ausbezahlt wird, und selbst dann, wenn die Jahresprämie in Folge eines baldigen Todes des Versicherten auch nur einmal entrichtet wurde. Der Unterschied von der Feuerversicherung ist nur der, daß der rothe Hahn Gottlob über gar viele Dächer wegfliegt und so­mit die Einlagen in der Regel vergeblich bezahlt sind, wogegen der Knochenmann mit der Sense in der Hand an keiner Thür vorübcrgeht, daher hier die bezahlten Prämien niemals verloren sind, indem die Versicherungssumme unter allen Um­ständen früher oder später zur Auszahlung kom­men muß. -- Wie alt war denn der Fuchsenbauer, wie er geheirathet hat?

Bären wirt hin. 36 Jahre war er alt, wie er gestorben ist, und 8 Jahre hat er gehaust.

Nathsschreiber. Also im 28. Jahre. Nun sa, da hätte er, wenn er sich zu Anfang seines Hausens auf tausend Gulden versichert hätte, z. B. bei der renommirten Stuttgarter Lebcnsversicher- ungsbank*) eine jährliche Einlage von 23 fl. zu machen gehabt, davon wäre aber dann mindestens wieder ein Dritttheil abgegangen, da bei dieser durch und durch soliden Anstalt keine besonderen Unternehmer sind, welche den Gewinn einstreichen, vielmehr kommt dieser bis auf den letzten Kreuzer hinaus an die Versicherten, die selbst die Aktionäre sind, zur Vertheilnng, indem hier Einer für Alle und Alle für Einen stehen.

(Fortsetzung folgt.)

*) Durch die aus dem Jahre 1862 stammende und derzeit vertheilt werdende Dividende von 38 Pro­cent belauft sich die jährliche Prämie einer Versicherung von fl. 1000 bei genannter Bank

z. B.^für den 23-, 30-, 33-, 40-, 45-, 50-, 35-, 60jährigen

_ auf fl. I3V.i- fl. ,5. fl. 1 7. fl. 19 '/ ,. fl. 23. 'fl. 28." fl. N ' ,. fl- 4.'1>.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

Mit einer Beilage.