ten Mehrzahl Leute aus dem Staude der Tag­löhner und sonstigen Arbeiter, und unter diesen wieder meistens solche in ganz jugendlichem oder sehr vorgerücktem Alter.

Pforzheim, 25. August. Ein Gewitter, wie man es hier noch nicht oft gesehen hat, hat am letzten Freitag in unserer Stadt während einigen Stunden manchen Einwohnern nicht ge­ringen Schrecken verursacht. Der Blitz schlug in der Stadt selbst an nicht weniger als 6 Orten ein, doch überall ohne besondere Verheerungen anzurichteu, namentlich zündete derselbe nirgends, sondern verursachte nur einige Zerstörungen an Bäumen und Blitzableitern. (Schw. M.)

Württemberg.

Die am 25. d. M. stattgehabte Landes­feuerwehr-Versammlung in Reutlin­gen, die wirklich großartig gewesen und in den verschiedenen Proben sehr gelungen sein soll, hat eine schmerzliche Erinnerung hinterlassen. Stadtschultheiß G rathw ohl, der die Versamm­lung Namens der Stadt begrüßte, wurde in­mitten seiner Rede vom Schlage gerührt und bewußtlos aus dem Saale getragen. Nachts 2 Uhr trat der Tod ein.

Stuttgart, 12. August. Die Bohrungen nach Steinkohlen in Oberndorf dauern ununter­brochen fort, d. h. die Thätigkeit wird fortge­setzt, aber für die Bohrung selber mehren sich die Hindernisse die zu überwinden sind. Wenn wir recht unterrichtet sind, hat man jetzt eine Tiefe von 130(L erreicht. Die württember- gische Handelsgesellschaft wurde im Jahr 1853 gegründet, zu dem Zwecke dem schwer darnieder­liegenden Gewerbe durch Eöffnung von überseei­schem Export aufzuhelfen. Der bei dem Ge­schäfte anfänglich betheiligte Staat hat sich seit mehreren Jahren zurückgezogen. Unter dem da­maligen umsichtigen Direktorium hat die Gesell­schaft, wie auch die Jahresberichte der Handels­und Gewerbekammern anerkennen, glückliche und sehr belangreiche Geschäfte gemacht. Allein die Ereignisse des vergangenen Jahrs haben einen Druck aus die Geschäftsgebahrung ausgeübt, der bei der letzten Generalversammlung einigen Miß- muth unter den Actionären und die Neigung erkennen ließ das Geschäft zu veräußern oder aufzulösen.

Stuttgart, 19. August. Der neue Zoll­vereinsvertrag und das Salzsteuergesetz werden dem Vernehmen nach noch in dieser Woche im K. Geheimenrathe berathen und alsdann unver­züglich S. Maj. dem König zur Genehmigung vorgelegt werden. Unmittelbar darauf kann die Uebergabe an die Stände erfolgen. In den nächsten Tagen wird auch der Gesetzesentwurf über die Verehelichungsbefugnisse der Staats­genossen und über die damit in enger Verbin­dung stehende Unterstützung der Armen im K. Geheimenrathe zur Schtußberathung gelangen. Auch diese Vorlage wird dann, mit der Geneh­migung des Königs, ungesäumt an die Stände gebracht werden.

Stuttgart, 26. August. Unter den Vor­lagen, die dem K. Geheimerathe zur Erledigung übergeben sind, ist zu nennen eine neue Kamin- segerordnung; sodann Aufhebung der Anzeige­

pflicht bei Beherbergung von ortsfremden Per­sonen und der daran geknüpften polizeilichen Strafen.

Miszellen.

Die SprLtzenprobe.

Von M. Deutsch.

Es ist noch gar so lange nicht, seit die Men­schen ihr Eigeuthum oder ihnen anvertrautes Hab und Gut vor der Gefahr unersetzten Verlustes durch FeuerS- und Wassersgewalt sicher stellen können; noch gar nicht lange, seit gemeinnützige Versicherungs- und Feuerlösch-Anstalten eiugeführt und allgemein geworden sind.

Bewahrt das Feuer und das Licht,

Daß dem Nachbarn kein Schaden geschieht!"

war vor dieser Zeit eine gar ernste Mahnung aus dem Munde jedes ehrsamen deutschen Nacht­wächters, und in seinem allabendlichen Pflichtge- sang ohne Zweifel die effektvollste Stelle, welche in schlichten Gemüthern oft das geheime Grauen vor dem schauerlichen Bunde zwischen der Nacht und den menschenfeindlichen Elementen weckte.

In den beiden großen Ortschaften, deren aus­gedehnte Gemarkungen in einer der fruchtbarsten Gegenden des Vaterlandes aneinander gränzcn, gibt es wenig bejahrte Einwohner, die sich nicht lebhaft noch der Vorgänge erinnerten, welche Schuld sind, daß Alt- und Neu-Frisenau, sammt allen zerstreut um sie her liegenden kleinen Orten, noch heut zu Tage von der allgemeinen Vcrsiche- rungsregel eine traurige Ausnahme bilden, und weder mit soliden Feuerspritzen, mit zweckmäßigen und ausreichenden Lösch- und Rettungs-Vorrich­tungen, noch mit einer gemeinschaftlichen Feuer­wehr versehen sind, wie alle übrige» Gemeinden des Landes.

Dieser Mangel muß dem Nicht-Eingcweihten um so auffallct der erscheinen, als die Friejenauer sonst Leute sind, denen eS weder an Verstand uud gutem Willen, noch an Mitteln fehlt, beide zur Geltung zu bringen.

Aber sie scheinen bestimmt zu sein, die Welt daran zu erinnern die es übrigens sattsam wissen sollte daß das Gute und Neue so oft auf dem Wege dcS Kampfes von den Zuthaten der menschlichen Leidenschaften und Thorheiten erst geläutert werden muß, ehe es im Leben seinen sichern Platz findet und unangefochten bleibt.

Die Menschen gelangen selten zur Einsicht und Erkenntniß der Wahrheit und des Rechts, ohne vorhergegangcue Beschämung.

Daß sich die Friscnauer schämen, wenn die Rede auf ihr mangelhaftes Feuerlöschwesen kommt, ist nicht der übelste Zug im Charakter dieser bie­dern Leute, denn sie haben zu solchem Schamge­fühl nicht mehr und nicht weniger Grund, als Mancher, der sich zu schämen längst verlernte.

Es war um jene denkwürdige Zeit, in welcher das erloschene Bewußtsein der deutschen Volks­und Wehrkraft wieder geweckt war, nicht lange nach den Tagen der Befreiung des geknechteten Vaterlandes vom Joch der Fremdherrschaft. Bis in die untersten «schichten der bürgerlichen Ge­sellschaft machte sich das Gefühl geltend, daß das Volk reif sei für die Selbstregierung seiner Ge­meinde-Angelegenheiten und seines Gewissens.

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.