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Kronik.
Deutschland.
Wien, I. Mai. Die Presse schreibt: Die Londoner Konferenz aus Grund des russischen Programms ist von den betheiligteu Mächten angenommen. Eine vorbereitende Sitzung der Bevollmächtigten Englands, Frankreichs, Oestreichs, Preußens Rußlands, Hollands und Belgiens soll unter dem Vorsize Stanler/s am 12. Mai stattfinden. (S. M.)
Württemberg.
S. K. Majestät haben vormöge höchster Entschließung v. 25. v. Mts. den Odertribunalrath v. Scheurlen bis auf Weiteres zum außerordentlichen Mitgliede Höchst-Ihres Geheimen Raths gnädigst ernannt — und aus das erledigte Bezirksbauamt Gmünd den Bezirksbauinspektor Dillemus in Calw, seinem Ansuchen entsprechend, gnädigst versetzt.
Stuttgart, 26. April Das heutige „Regierungsblatt" enthält: 1) eine Verfügung der Ministerien der Justiz und der Finanzen, betreffend die Erhebung der Abgabe von Vermächtnissen; 2) eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und der Finanzen, bezüglich des Holzhandels und des Floßivesens auf der Kinzig; 6) zwei Bekanntmachungen des Ministeriums des Innern, betreffend: u) die Bank für Gewerbe und Handel Blaubeuren; d) den Vereinjfür das Paulinenstift in Friedrichshafen. 4) Eine Be kanntmachung des Finanzministeriums, betreffend die Aufhebung der preußischen Abgaben von der Flößerei auf der Glatt und dem Neckar.
Stuttgart, 27. April. Die Militärbe- bevollmächtigten, die von Preußen an die süddeutschen Höfe gesandt werden, werden ständige Mitglieder der betreffenden preußischen Gesandtschaften bilden. Die Einrichtung ist nicht neu; es befinden sich vielmehr höhere preußische Offiziere bei den Gesandtschaften an verschiedenen Höfen. Die Einrichtung ist gegenseitig.
Stuttgart, 2. Mai. Ihre. K. Hoheiten der Großherzog und die Frau Grobherzogin von Baden sind zum Besuche der K. Familie heute Nachmittag hier angekommen und im Kgl. Residenzschlosse abgestiegen.
Ausland.
London, 27. April. Reuters Office meldet aus Paris: „Preußen nimmt die Einladung zur Konferenz an, will aber die Bedingung in Betreff der Neutralisirung, Schleifung und Räumung der Festung Luxemburg nicht von vornherein annchmen ; wenn aber die Konferenz solches beschließen sollte, dann würde Preußen unter Garantie der europäischen Mächte diesem Vorschläge ebenfalls zustimmen. (S. M.)
Miszellen.
Das Testament.
(Fortsetzung.)
Darum muß Ihr Bestreben sein, alle Publikwer- düng zu unterdrücken, und da ich der Einzige b n der außer Ihnen davon weiß, so müßcn Sie darauf denken, mir ewiges St.llsch reizen aufzuerlc- gm. Wie körnen Sie dies aber besser, als wenn
Sie mich stets unter Ihren Augen, unter strenger Aufsicht behalten? Sehen Sie, ich bin nun ein alter Mann, der die Vergehen seiner Jugend längst schwer gebüßt at, und nunmehr d u Rest seiner Tage in N dlichkeit und Rechtschaffenheit zubringen möchte Dafür, daß ich ein Geh-imniß bewahren kann, spricht schon der Umstand, daß ich siebzehn Jahre lang stillzusr wegen wußte, und nicht ein« mal meinem e nzigen «inte je eine Sylbe davon anvertraute. Lassen Sie mich also auf Ihrem Grund und Boden leben, geben Sie mir eine kleine Arbciterwohnung und eine leichte Arbeit nebst einem kbinen I hrgehalt; meine rechter aber verwenden Sie in Küche und Keller oder wo Sie sonst wollen; d -nn können Sie gewiß se n, daß ich nicht plaudere, denn ch würde ja meine und meines n indes Existenz auf's Spiel setzen. Gewiß, He r Fohmann, mein Vorschlag ist viel sicherer, als der, mich mit einer Summe Geldes abzuspeisen; denn ich wäre ja, wenn ich diese verbraucht hätte, aberinals genö higt, Sie zu überlaufen, da ich in meinem Älter nicht mehr viel verdienen kann. Und falls es Ihr Sohn oder sonst Jemand auffallend fände, daß Sie mir, einem Fremden, auf einmal eine kleine Pfründe anweisen, ei, so sagen Sie, ich sei ein weitläufiger armer Anverwandter vom siebten oder achten Gliede, der Ihnen in früheren Jahren einmal einen Dienst erwiesen habe, weswegen Sie ibm das Gnadenbrod geben. Jedermann wirdSie wegen Ihrer Großmuth preisen und mir und Ihnen ist dann geholfen."
Herr Fohmann ging lange und in tiefes Nachdenken versunken im Zimmer auf vnd nieder; dann trat er auf den Aloys Schmelzer zu und sah ihm fest in's Gesicht
„Ich h be Mitlciden mit Ihnen," sagte er jetzt, „und will thun, was Sie mir vorgeschlagen haben, Sie sollen als en weitläufiger herabgekommcner Verwandter zelten, und ein kleines Häuschen für Sic und Ihre Tochter als Wohnung erhalten. Auch eil en Jahrgebalt werde ich I men aussetzen, groß genug, um damit auskommen zu können. Aber das merken sie sich, bei der geringsten Schwäzerei die Sie verbreit », so wie überhaupt bei jed m Anlaß zur Unzufriedenheit, den Sie mir geben, jage ich Sie mit sammt Ihrer Tochter von meinem Territorium, und lasse Sie als der Erpressung schuldig einstecken. Melken Sie sich das und denken Sie daran, daß die Gericht meinen Worten mehr Glauben schenken n erden, als den Schwüren eines früheren notorischen Verbrechers."
So endigte die Unterredung zwischen Herrn Schmelzer und Herrn Fohmann, und die Anordnungen des Letzteren wurden alsobald zur Ausführung gebracht. Hätte derselbe aber das unheimliche Lachen gehört, und das lnumphähnliche Aufblitzen der Augen gesehen, mit welchem Herr Schmelzer die Entschließung des Fabrikherrn auf- nah.n, er würde sich wohl besonnen haben, der bissigen Schlange in seinem Busen Quartier zu geben.
Einige Wochen lang ging Alles ganz- gut. Herr Fohmann zahlte dem neuen Gnadenbrodesser eine kleine Summe auS, damit er sich und seine Tochter anständiger kleiden könne, und die beiden Letzteren hielten sich bescheiden im Hintergründe, sich wohl hütend, mit irgend einem Worte oder sonst etwas Auffallendem die Aufmerksamkeit der ewohner des Anwesens auf sich zu ziehen. Wenn jedoch Herr Fohmann aus diesem Anfang schloß, sein neuer Schützling werde sich auch für die Zu-