Zu der durch jene Kreuzungen erreichten größeren Fähigkeit, das Futter höher zu ver- werthen, gehört auch eine rationelle Fütterung, gegründet auf die neuesten Fortschritte auf diesem Gebiete. Eine rationelle Ernährung der Hausthiere wird ungebahnt durch die Vermehrung und Verbesserung des Futterbaues auf Wiesen und Aeckern, durch Düngung, Drainage und Rieselung, und setzt für jeden Nutzungs- zmeck die zur vollkommensten Ausnützung der Futterstoffe führende Futtermischung zusammen. Eine Menge konzentrirter Futterstoffe, die uns der Handel in reicher Auswahl darbietet, läßt die voluminöseren Nahrungsmittel zur höchsten Verwerthung bringen. Durch den erzeugten mehreren und besseren Dünger steigern wir den Felderertrag oft billiger, als durch die Anwendung künstlicher Düngmittel, und der auf die besseren Felder reduzirte Getreidebau wird in Verbinoung mit der besseren Viehhaltung und Fütterung auch seinerseits einen höheren Ertrag abwerfen. Durch Versütterung wandeln wir die wohlfeilen Körner, mechanisch durch Schroten, Mahlen und Quetschen zur Ausnützung geeigneter geinacht, in theureres Fleisch, Fett, Milch und Wolle um. Zugleich ersparen wir durch Einschränkung des Getreide- und Ausdehnung des Futterbaues eine Menge theurer Arbeit. Durch Benützung des gegenwärtig relativ wohlfeilen Kapitals verschaffen mir uns vervollkommnete Geräthe und Maschinen, und eben damit nicht nur wohlfeilere, sondern meistens auch technisch vollkommenere Arbeit.
Wie uns die Viehzucht Mittel bietet, um nicht nur direkt, sondern auch indirekt den Boden höher zu nützen, so ist eben dazu auch eine Reihe von technischen Gewerben geeignet, indem sie durch Veredlung der Rohprodukte diese werthvoller und transportfähiger machen und auch noch in den Abfällen der Fabrikation werthvolle Futterstoffe liefern.. Wenn wir durch Viehzucht die Fruchtbarkeit unserer Felder länger als durch Getreidebau erhalten, da wir durch Wolle, Fett und Fleisch nur wenige Mineralstoffe des Bodens veräußern, so ist das ähnlich bei dem Betriebe von technischen Gewerben. ^Die Zucker-, Spiritus- und Oelfabrikation lassen in ihren Produkten nur atmosphärische Bestandtheile veräußern, und geben in den Rückständen wichtige thierische Nahrungsstoffe, und sämmtliche mit den Rohprodukten den Feldern entzogenen Mi- neralstoffe zurück. Die Stärkefabrikation zielt auf die Gewinnung des Stärkemehls durch Trennung desselben vom Kleber, in welchem die Mehrzahl der Miueralstoffe verbleibt, ähnlich wie die Mehlfabrikation, die im Feinmehl fast reine Stärke bereitet und in der Kleie die stickstoffhaltigen Bestandtheile und meisten Mineralstoffe zurückläßt.
In Ermangelung indessen eines vollständigen Wiederersatzcs der Mineralstoffe auf diese Weise verschafft uns der Handel fast täglich neue Düngmittel, indem besonders von den Engländern alle Winkel der Erde nach solchen durchsucht und ausgebeutet werden. Die wichtigsten jener Düngmittel sind die unmittelbar verwendbaren Vogelguanos, sodann die durch Löslichmachung erst verwendbaren phosphatischen Guanos und
die Staßfurter Abraumsalze. Das Ziel der Fabrikation dieser Dünger geht hauptsächlich dahin, dem Landwirthe womöglich jeden einzelnen Pflanzennährstoff für sich in reinster und ge»ig- netster Form anzubieteu und es ihn: zu überlassen, für seinen Boden und seine Pflanzen die fehlenden Stoffe auszusuchen und die etwa nö- thigen Mischungen vorzunehmen. Dadurch hat der Landwirth den Vortheil, nur diejenigen Stoffe, die er braucht, bezahlen zu müssen, aber alle für ihn werthlosen fern halten zu können. Die Schnelligkeit der Wirkung und dadurch der rasche Kapitalumsatz, die leichte und bequeme Anwendung in jeder Vegetationsphase, die Stärkung schwacher und Ausgleichung ungleicher Saaten, bis auf einen gewissen Grad die Emanzipation von Boden, Klima und Fruchtfolge, die Ersparung von Transportkosten auf entlegene und abhängige Felder — Alles das sind Vortheile, die jene Dünger dem Landwirthe unschätzbar machen, lieber das Maß der nothwendigen Anwendung überhaupt wird eine sorgfältige Kontrolle der in den veräußerten Produkte:: enthaltenen Mineralstoffe uns aufklären; über die Anwendung in: einzelnen Falle werden uns vor der Anwendung in: Großen Versuche im Kleinen belehren, angestellt auf verschiedenen Bodenarten, bei verschiedenen Pflanzen, in verschiedenen Quantitäten, jeder Nährstoff für sich und in Mischungen mit andern, und endlich in verschiedenen Jahren. Damit wird dann auch die Frage der Rentabilität in jeden: speziellen Falle sich von selbst beantworten.
(Fortsetzung folgt.)
Frankfurt a. M., den 16. September 1866.
Börsenbericht.
Da der Friede in Deutschland nunmehr als gesichert zu betrachten ist, so scheint die dadurch bewirkte Steigerung Oestr. Fonds fürs Erste ihren Endpunkt erreicht zu haben und jedes ungünstige Ereigniß ist um so mehr angethan, einen nachthciligen Einfluß zu üben, als die Course sich ziemlich bis jetzt erholt haben und Reaktionen nicht auszubleiben pflegen. Rechnen wir dazu die Hcrbst- bcdürfniffc, welche nunmehr ihr Recht fühlbar geltend machen, eine neue baperische Anleihe, deren Abschluß so eben telcgraphirt wird, sowie die cingetroffene Nachricht eines Aufstandes in Epirus, so ist cs nicht zu verwundern, daß Oestr. Fonds vernachläßigter durch Theilnahme an süddeutschen Anleihen, in durchgehend matter Haltung schließen, Oestr. 1860er Loose 63^4— 6 ^/ 4 , National 52V4—51, Crcdit-Actien >46-143-140, Bank-Actien 680 bis 665, 1864er Loose 64-66-65V2, l854cr Loose 57V»-
Höhere Londoner Notirnngcn bewirkten ein Steigen von Amerik. Bonds 75V,—V», doch ist der Schluß in Folge der auftauchcnden orientalischen Frage matter 75V».
Oestr. Staatsbahn Prior. 49'/r, Lombardische 45V», Darmstädter Bankaktien 206, Russen 86 '/,-
Von süddeutschen Fonds 4V,°/o Württembergcr steigend 92f-4 4°/g Bayrische Grundrenten 85V», 3Vi"/o Badener 82, Bayr. Ostbahn 114'/-- Wiener Wechsel 9 OV 2 , stlV,. November Amerik. Gold-CouponS 2. 23 V 4 . Preuß. Cassenscheine 104V».
Rudolfs-Loose fl. 12. Augsburger fl. 5.12. Pappenheimer fl. 5. 6. Freiburger 5. Schwedischest'/»- Badische fl. 35. Loose 51V«-
Vergleichungstabellc.
Am 8. Sept.: Am >5. Scptbr.: Oestr. Bankactien 682. 665.
, Creditactien 145 V,. 140.
„ National 52'/»- 5>.
. Loose von 1860 63V». 61V«.
„ „ „ 1864 66'/4- 65V-.
6°/g Amerika „ 1882 75V». 75'/«-
Wechsel auf Wien 9«?/,. 91V,-
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.