Diejenigen, welche sich einer besonderen Belo­bung würdig gezeigt hatten. Seine Majestät geruhten, die Ehrenzeichen den Betreffenden ei­genhändig an die Brust zu heften, wodurch diese Auszeichnung gewiß im Herzen aller Betheiligten noch eine höhere Weihe erhielt.

Stuttgart, 21. August. Es ist die Ab­sicht des Sanitätsvereins, den Rest der für die Verwundeten eingelaufenen Gelder zur Grün­dung eines Jnvalidenfonds zu verwenden und für diesen Zweck die so schön bewährte Mildthätigkeit aufs neue aufzurufen. Auf der Tuchmefse gestaltete sich gestern Nachmittag der Verkehr flau und auch heute Vormittag zeigt sich wenig Kauflust, so daß dieselbe, da auch die Preise gedrückt sind, den gehegten Erwar­tungen kaum entsprechen wird.

Stuttgart. Vom 1. September d. I. an werden zwischen Frankfurt a. Ai. einer- und Mühlacker, Bietigheim, Heilbronn, Ludwigsburg, Cannstatt und Göppingen andererseits neben den Schnellzugsbilleten auch direkte Billette für die III. Klasse der gewöhnlichen Züge ausgegeben.

Plochingen, 19. Aug. Heute fand hier die politische Versammlung statt, zu welcher das Comite der deutschen Partei in Stuttgart die Gesinnungsgenossen des Landes mittelst beson­derer Einladungen berufen hatte. Die Ein­ladungen hatten den besten Erfolg gehabt, und in großer Zahl fanden sich aus den verschiedenen Theilen des Landes die Vertreter der Ueberzeugung zusammen, daß unter den gegenwärtigen Um­ständen, nach der Ausscheidung Oestreichs, ein starkes deutsches Staatswesen nicht anders her­zustellen sei, als durch Anschluß an den unter Preußens Führung bereits geeinigten Norden. Die Versammlung wurde eröffnet durch den Abg. Hölder, der ausführte, wie durch die neuesten Ereignisse die bisher so verwickelte deutsche Frage, über welche die verschiedensten Ansichten möglich gewesen seien, unendlich vereinfacht worden sei; denn nach Ausschluß Oestreichs sei das groß­deutsche Programm hinfällig geworden, ebenso unmöglich habe sich das Programm einer Koa­lition der Mittel- und Kleinstaaten gemacht; es sei jetzt nur noch ein Weg möglich, wenn man nicht auf den Gedanken der Einheit Deutschlands überhaupt verzichten wolle. Zum Vorsitzenden der Versamlung schlug er vr. Rep scher, den früheren Abg. der Stadt Stuttgart vor, der das Wort an den Abg. Römer gab, um folgende vom Comitö vorbereitete Resolutionen zu be­gründen. 1) Nachdem der deutsche Bund aufge­hört hat zu bestehen, und Oestreich darauf ver­zichtet, an der Neugestaltung Deutschlands An- theil zu nehmen, so ist die Schaffung eines kräf­tigen deutschen Staatenwesens nur möglich durch Anschluß sämmtlicher deutscher Staaten an Preu­ßen. Dieser Anschluß ist zu verwirklichen in einem Bundesstaat, in welchem die diplomatische und militärische Führung Preußen übertragen ist, die Freiheitsrechte des Volks iur Parlament gesichert sind. 2) Die Beschränkung des Bun­desstaats auf die nördlich vom Main liegenden Staaten, wodurch wir vom Parlament und der gemeinsamen Gesetzgebung ausgeschlossen sind, widerstrebt den nationalen, politischen und volks- wirthschaftlichen Interessen des deutschen Volks

für jetzt und immer. Wir protestiren gegen die Trennung Deutschlands durch die Mainlinie, gegen jeden Versuch, die süddeutschen Staaten zu eineni eigenen politischen Organismus zusam­menzuschließen, der leicht zu einem Gegensatz gegen den Norden sich entwickeln würde, für die Freiheit keine Garantie böte und dem Ausland nur ein willkommenes Feld seiner Einflüsse und Interessen wäre. In der That ist diese Tren­nung nur eine Forderung des Auslandes, wel­ches darin durch die Bestrebungen der partiku- laristischen Elemente unterstützt wird. 3) Läßt sich aber der Eintritt auch Süddeutschlauds in den Bundesstaat nicht in diesem Augenblick ver­wirklichen, so erwächst für uns um so mehr die Aufgabe, allem demjenigen entgegenzutrcten, was die vorläufige Trennung zu einer definitiven machen könnte, dagegen diejenigen nationalen Be­ziehungen zu pflegen und zu entwickeln, die uns jetzt als gemeinsame bleiben und dadurch dem völligen Anschluß vorzuarbeitcn. Vor Allem wird die Regierung darauf bedacht sein müssen, daß das Band des deutschen Zollvereins erhalten werde, und daß schon jetzt eine Verständigung mit Preußen über eine gemeinsame Organisation des Heerwesens erfolge 4) Diese Forderung rechtfertigt sich einmal durch die Erfahrungen des letzten Krieges, in welchem die Tapferkeit unserer Soldaten scheiterte an den Mängeln in der Organisation und Oberleitung; sie rechtfer­tigt sich mehr noch durch die Gefahren, welche von Seiten eines eifersüchtigen und beharrlichen Nachbars den deutschen Grenzen drohen. Ein Angriff von außen, gerichtet gegen die Integrität des deutschen Gebiets, muß die Heere Deutsch­lands in einer Erfolg entsprechenden Organi­sation und unter Einer Fahne finden. Nach kurzer Debatte wurden obige Sätze einstimmig gutgeheißen.

Vom Unterlande, 21. August Aus allen von den Preußen okkupirt gewesenen Lan- destheilen trifft die Nachricht ein, daß dieselben theils schon abgezogen seien, theils die Vorbe­reitungen zum Aufbruch treffen.

äLiebenzell, 20. August. Unser altes Städtchen ist in freudiger Spannung durch Er­folge der vom Staate in unserem Thal ange- stellten Bohrversuche nach wärmeren als den bisherigen Badquellen, welche theilweise Erfolge zu den schönsten Hoffnungen auf vollständigen Erfolg berechtigen. Die Temperatur der bis­herigen Qüellen wechselt nach einer Reihe von Beobachtungen vom Jahr 1747 bis 1848 zwi­schenI 18,7200 U E unteren undj 17,5° bis 190 im oberen Bad. Der Wunsch ging nach Wasser von einer Temperatur von 2628° gleich den Wildbader Quellen. Bis jetzt ist es nun gelungen, Wasser bis zu 21 und 22° R. zu Tage zu fördern, und man glaubt allen Constellationen nach bei einer Tiefertreibung des Bohrlochs bis zu 26 bis 28° zu gelangen, was ein ungeheurer Gewinn für unfern Badort wäre. Jndeß ist der bereits gewonnene erhöhte Wärmegehalt schon von wesentlichem Vortheil.

(St.-Anz.)

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenburg.