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Erfolgen seiner bisherigen Kriegsführung im grellsten Widerspruch stehen, sollen auch die Frie- densverhandlungen, welche gegenwärtig zwischen Preußen und Oestreich in Prag gepflogen wer­den, auf unerwartete nicht unerhebliche Schwie­rigkeiten gestoßen sein. Die weitaus größte Ge­fahr aber, die, lange vorhergesehen, wenn auch vielfach unterschätzt, sich in diesem Augenblick zu verwirklichen und zunächst an Deutschland heranzutreten droht, ergibt sich aus dem Um­stand, daß nach der übereinstimmenden Mitthei­lung unserer Korrespondenten der Kaiser Napo­leon im Begriff steht, seiner seither beobachteten aufmerksamen Neutralität" zu entsagen und an das preußische Cabiuet die Frage territorialer Compensatiouen zu richten. Wenn mir uns auch mit dem Gang, welchen die Dinge in Deutsch­land genommen, nichts weniger als einverstanden erklären, und namentlich darin keine Bürgschaft für einen dauerhaften Frieden und eure gedeih­liche Entwicklung des deutsch-nationalen Gedan­kens zu erblicken vermögen, so ist es für uns doch keinen Augenblick zweifelhaft, auf welche Seite wir uns, gegenüber jedem Versuch fremder Einmischung in die inneren Angelegenheiten Deutschlands zu stellen haben. (A Z.)

Karlsruhe, 10. August. Die badische Landeszeitung schreibt:Der Pariser Siecle wagt es, die Abtretung deutschen Bodens an Frankreich zu fordern. Wir erklären diesem französischen Blatte: Der Friede von Nikolsburg ist ein Sieg des NationalitätSprincips. Das seiner Einheit und Kraft durch die That be­wußte deutsche Volk tritt keinen Fuß breit deut­schen Bodens an eine fremde Nationalität ab. In dem Augenblicke, wo das französische Volk durch die Forderüng einer solchen schmachvollen Abtretung deutscher Erde die Heiligkeit unseres Volksthums antastet und die von Frankreich bis­her so hoch gehaltene Fahne der freier Völker entweiht, fordert es das deutsche Volk zu einem Krieg heraus, bei dein es in Deutschland keine Parteien mehr geben und der nur mit dem völ­ligen Siege des Ratioualitätsprinzips und der Freiheit der Völker enden wird." (S. M.)

Württei» ber g.

Bekanntmachung, betreffend Steinkohlen- und Coaksverkehr aus den Saargruben. Nach einer Mittheilung der K. Bergwerksdirection Saar­brücken werden von derselben jetzt wieder ganz in derselben Weise wie früher Kohlen und Coaks nach den süddeuschen Staaten verabfolgt, wo­von wir die Interessenten mit dem Bemerken in Kenntnis; setzen, daß auf derartige Bezüge nach Württemberg die Bestimmungen des di­rekten Specialtarifs vom 20. Juni 1866 zur Anwendung kommen. Stuttgart, 9. Aug. 1866. K. Eisenbahndirection. Dillenius.

Stuttgart, 13. Aug. Gestern war das Hauptquartier der württembergischen Felddivision in Schorndorf, heute Abend wird es in Berg sein, während heute in Cannstadt das l. In­fanterieregiment eintrifft, das gestern in Waib­lingen übernachtete. In 26 Extrazügen wer­den im Laufe dieser Woche die noch bei dem 8. Armeccorps gewesenen großh hessischen Truppen hier durchkommen, um in ihreHeimath befördert zu werden. Sie sind 12,000 Mann und 2700 Pferde stark.

Stuttgart, 13. August. Dem Verneh­men nach hat der Ausschußes württembergischen Handelsvereius in seiner Sitzung vom 6. Aug. den einstimmigen Beschluß gefaßt, gegen die K. Regierung in einer Eingabe an das K. Mini­sterium der auswärtigen Angelegenheiten die Ueberzeugung auszusprechen,daß die materiellen Interessen Süddeutschlands durch Aufhebung oder auch nur zeitweilige Sistirung des Zollver­bandes aufs Tiefste verletzt würden," und die dringende Bitte damit zu verbinden:K. Mini-- sterium möge Allem aufbieten, um den freien Güterverkehr in den seitherigen Zollvereinsstaaten aufrecht zu erhalten." (S. Al.)

Stuttgart, 13. Aug. Wie wir ver- uehmen, läßt der König den bei Tauberbischofs­heim gefallenen Württembergern dort ein Denk­mal setzen. Auf demselben werden mit einer passenden Inschrift die Namen sämmtlicher da­selbst beerdigten Officiere, Unterofficiere und Soldaten angebracht sein.

Danksagung. Der württembergische Sani­täts-Verein hat in der abgelaufenen Woche wieder durch einige Ausschußmitglieder eine große Sen­dung von Leibwäsche und Erfrischungen für die gesunden Truppen in die Gegend von Rothen­burg a. T. begleiten und ebenso den Verwun­deten in den verschiedenen Spitälern neue Vor- räthe Überbringer; lassen. Nach genauen Mit­theilungen über diesen wiederholten Besuch, sind unsere Verwundeten in Blergentheim, Tauber­bischofsheim, Großrinderfeld und Würzburg, wie die in der Mitte des Landes untergebrachten, mit ärztlicher Hilfe und persönlicher Pflege voll­ständig berathen und überall mit beträchtlichen Vorräthen zur Erquickung und Stärkung ver­sehen. Auch für Bettzeug und Leibwäsche, für Verbandmaterialien und andere Erfordernisse ist jetzt bei sämnulichen Spitälern ausreichend ge­sorgt und überdieß haben wir in unfern; Haupt- depot noch so großen Vorrath, daß wir es für Pflicht halten, zumal im Blick auf die Friedens- verhaudluugen nun für weitere Sendungen an Materialien zu danken. Jedoch sind wir bereit, auch ferner Beiträge an Geld anzunehmen, um damit die künftige Subsistenz der unbemittelten mehr oder weniger erwerbsunfähigen Invaliden sicher stellen und dieselben über ihre schwere Zu­kunftssorgen möglichst beruhigen zu können. Wir beabsichtigen dießfalls einer demnächst zu beru­fenden Generalversammlung nähere Vorlagen zu machen, worauf dann weitere Bekanntmachung hierüber erfolgen wird. Indessen drängt es uns, jetzt schon allen Vereinen und Privaten, welche mit ihrer thäügen Theilnahme das gemeinsame Liebeswerk gefördert und hierdurch allein die kräftige Unterstützung unserer im Felde befind­lichen Brüder ermöglicht haben, den innigsten Dank und Segönswuusch auszudrücken. Stutt­gart, den 11. August 1866. Der Ausschuß des württembergischen Sanitäts-Vereins.

Ausland.

Paris, 9. August. Die deutsche Einheit verursacht den Franzosen fortwährend Mafioso Nächte und setzt in der Presse eine Menge Fe­dern in Bewegung. So schreibt u. A. de; Siacle: In Voraussicht der beträchtlichen Ver größerung Preußens soll das französische Kabine! mit dem Berliner Kabinet Verhandlungen wegeq