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der Politik rnüsseu wir nicht mit unseren Wün­schen, sondern mit den Thatsachen rechnen.

1773 sang Klopstock eine Weissagung:

Frei, o Deutschland,

Wirst du dereinst! Ein Jahrhundert nur noch,

So ist cs geschehen, so herrscht

Der Vernunft Recht vor dem Schwcrtrccht.

Berlin, 5. Ang. Der Landtag der Mon­archie wurde heute Mittag 12 Uhr im weißen Saale des K. Schlosses von dem König in Per­son eröffnet. Am Schluffe der Thronrede ist die unverzügliche Vorlage behufs Einberufung einer Volksvertretung der Bundesstaaten in Aussicht gestellt.

Wien, 5. Ang. DieOesterr. Ztg." er­klärt die Mittheilung, daß der Posten eines Prä­sidialgesandten eingezogen worden und ein Theil der beglaubigten Gesandten der fremden Mächte abberufen worden sei, für unrichtig. Der Bund und die Bundesversammlung werden fortbestehen bis zum definitiven Frieden. Kübeck werde in den nächsten Tagen zurückkehren.

Der Großherzog von Mecklenburg hat kürzlich dem Strome der Zeit folgend an seine ins Feld rückenden Soldaten auch einen Tagesbefehl erlaßen, in welchem er ihnen die Mittheilung macht, daß er es nicht sei, der den deutschen Bund in den Kampf gezogen habe.Jetzt aber wollen wir freudig unser Leben an die Vertei­digung der guten Sache setzen", ruft er ferner seinen Soldaten zu, welches wir die Soldaten übrigens lediglich auf sich zu beziehen haben werden. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, daß der Großherzog Friedrich Franz heißt. Seinen Commandoftab läßt er sich ans einem mecklen­burger Hasclnußzaune schneiden.

Die Nürnberger und Fürth er hatten unlängst revolutionirt. Etwa wegen des Bruderkrieges, oder wegen des deutschen Par­lamentes, oder wegen der Centralgewalt, oder sonst wegen etwas Deutschem? Gott bewahre! Wegen des schlechten und theuern Biers. Wenn man sämmtliche deutsche Bierbrauer dahin bringen könnte schlechtes und theures Bier zu brauen, dann wäre noch Hoffnung für Deutschland.

lieber den Durchzug der Württembergs! durch Würzburg am 26. Juli berichtet derFränk. C.": Abends bewegten sich die sangeslustigen Würt­tembergs,: Regimenter, deren Soldatenlieder die Straßen durchhallten, die Stadt. Die Dom- und Hofstraße entlang standen Herren und Damen mit Erfrischungen aller Art. Kinder und Er­wachsene trugen Bier, Wein, Brod, Wurst, Braten und Cigarren zu. Ja, ein Mütterlein brachte sogar eine Schüssel mit Suppe, reichte sie einem gutmüthigen Schwaben dar und trug ihm das Gewehr, während er im Marschiren die Suppe verzehrte.

Württemberg.

Der Gesundheitszustand der Württembergi- schen Felddivision ist ein überraschend günstiger. Man rechnet gewöhnlich in den ersten 6 Wochen eines Feldzugs auf einen Abgang von 15 20 Procent an Kranken und Schwächlichen; diese Ziffer wird bei uns kaum 3 Procent übersteigen, trotz der häufigen Bivovaks auf nassem Boden, ohne Streu und ohne ausreichende Nahrung. Hierzu kommen nun aber die Gefechtverluste am , 24. und 25. Juli, und sie stellen sich höher, als j

man anfänglich überschauen konnte, denn sie be­tragen an Todten, Verwundeten und Vermißten für Hardheim (am Vorm, des 24.) 13, Bischofs- Heim (Nachm, des 24.) 609, Gerchsheim (Abend des 26.) 12, zusammen 715 Mann. Von den Blessirten ist mehr als die Hälfte leicht verwun­det; bei der guten Pflege werden auch viele der schwerer Getroffenen Genesung finden; freilich trifft uns auch nicht selten die Kunde, daß dieser oder jener Freund und Kamerad seinen Wunden erlegen.

Die Württembergs! haben den Befebl erhalten, Mainz bis zum 8. August zu verlaßen; die Badener werden Mainz morgen verlassen.

Stuttgart, 4. Aug. Nach einer soeben erhaltmen amtlichen Mittheilung ist der Verkehr auf der Main - Neckarbahn und von Frankfurt weiter nach dem Norden rc. wied.r frei, und wird von jetzt an wieder der Postverkehr zwischen Württemberg, Frankfurt, dem ganzen Fürst!. Thurn- und Taxis'schen Postgebiet, dem König­reich Preußen u. s. w. über Baden wieder ganz in der vor dem Ausbruch des Krieges bestandenen Weise vermittelt werden, und alle indessen in dieser Richtung getroffenen Ausnahms- und resp. Aushülfsbestimmungen hiermit außer Kraft treten.

Stuttgart, 6. Aug. Heute sind die Herren Minister v. Varnbüler und v. Hardegg nach Berlin abgereist, um mit der preußischen Regierung die Friedensverhandlungen zu führen, die wahrscheinlich am Mittwoch beginnen. (S. M.)

Aus der Liste der im Hauptspital auf So- litude befindlichen Verwundeten: Fahrkanonier Joh. Fr. Beck von Loffenau. Krank: Soldat H. Ehrenfeuchter von Engelsbrand.

Künzelsau, 5. Aug. Gestern haben die Nachbarstädte Langenburg, Dörzbach und Hall preußische Einquartieruug erhalten, heute zogen 157 Mann Husaren in Jngelsingen ein (Künzelsau liegt auf dem linken Ufer des Kochers). Diese Husarenabtheilung war bei Gerchsheim bei dem dortigen Artilleriekampf engagirt. Sir sprechen mit allem Nespect von der württemb. Artillerie, deren gut gerichtete Geschosse sie ziemlich ernst berührt habe. In ihrem Benehmen treten sie, so viel man in der ersten Stunde wahrnehmen konnte, bescheiden auf; nachrückende preußische Infanterie wird erwartet. (S. M.)

Hall, 5. Aug. Heute früh kamen preuß. Quartiermacher hier an, und um halb 2 Uhr rückten 900 Mann Infanterie und 150 Mann Cavallerie ein. Die Einquartierung fand bloß auf dem östlich vom Kocher gelegenen Stadt- theile statt, während der westliche frei geblieben ist, entsprechend der im Wasfenstillstandsvertrage festgesetzten Demarcationslinie. Die Brücke ist mit einem Wachposten besetzt. (S. M.)

Ausland.

Kabel. Soeben geht uns ein Telegramm, das den Erfolg einer der wichtigsten und segens­reichsten Unternehmungen meldet, welche bei den traurigen Kriegsereignissen fast unbemerkt vor sich gegangen ist. Der transatlantische Kabel ist glücklich in Neu-Fundland angekommen. (St.-A.)