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mit uns zu diesem patriotischen Zwecke, dessen Erfüllung die Menschenliebe und die Lehren unserer Religion auserlegen, zu vereinigen und bitten diejenigen, welche an end­gültiger Berathung über die weitere Organisation Theil nehmen wollen, am Dienstag, -en 10. d. Mt., Mittags 2 Uhr, im oberen Saale des Rathhauses sich gef. einzufinden.

Da rasches Handeln geboten ist, nehmen jetzt schon Frau Dekan Leopold, Frau Oberamtmann Luz, Frau Dr. Faber, Frau Verwalter Loos, Frl. v. Dounz Gaben in Empfang. Es dürsten solche am zweckmäßigsten bestehen in Binden, Hem­den, Unterhosen, Socken, wollenen Decken, Unterjacken re., besonders auch in Geld, wozu das kleinste Scherflein willkommen ist.

Neuenbürg, den 6. Juli 1866.

Im Namen der bis jetzt beigetretenen Frauen und Jungfrauen:

Frau Oberamtsrichter Röme r.

Kronik.

Deutschland.

Frankfurt, 4. Juli. (A. C.) Die Vor­posten der Preußen sollen bis Gelnhausen vor­geschoben sein, lieber die Operationen des 8. Bundesarmeekorps verlautet bis jetzt gar nichts. Die llnthätigkeit der Bayern unter Prinz Carl und des Armeekorps unter dem Prinzen Ale­xander macht hier um so peinlicheren Eindruck, als die Preußen überall mit ungeheurer Sicher­heit und Raschheit operiren.

Berlin, 4. Juli, 10 Uhr Mrgs. (Amtlich.) Ho ritz, 3. Juli, Abends. Unsere acht Armee­korps haben bei Königsgrätz einen glänzenden Sieg erfochten, Der Kampf dauerte 8 Stunden. Die Verfolgung des Feindes wird fortgesetzt. Wir haben unsere Siegeszeichen noch nicht ge­zählt. Die Verluste find groß auf beiden Seiten. Ho ritz, 4. Juli, Morgens. Großer Sieg. Eine große Zahl Kanonen erobert, viele Ge­fangene gemacht. (S. M.)

Wien, 4. Juli. (Aut. Corr.) Josef st adt von den Preußen genommen. Die Oestreicher ziehen sich zurück.

Wien, 4. Juli. Offizielles Bulletin: Die Oestreicher sind bis Hoheneck (l?/r Meilen östlich von Königgrätz) zurückgedrängt. Ungeheure Ver­luste. Erzherzog Wilhelm am Kopf verwundet. Der König von Sachsen ist Nachts hier angekom­men. 4. Juli. Abends. Feldzeugmeister Benedeck ist des Oberbefehls enthoben. Die Generale Henikstein, Krismanitsch und Clam-Gal- lus sind kriegsgerichtlich vorgeladen.

Paris, 4. Juli. Die Standarte bringt Einzelheiten über die Schlacht von Sadova. Die Preußen haben gestern früh die auf dem rechten Ufer der Elbe zusammengezogene östreichische Armee zwischen Königsgrätz und Josephsstadt angegriffen. Bis 10 Uhr war der Kampf gün­stig für die Oestreicher. Alsdann umgingen (äeboräö) die Preußen die Flügel der Oestrei- ! cher. Der Hauptkampf fand zwischen Sadova ^ und Horitz (halbwegs Gitschin und Königsgrätz) ! statt. Die ganze sächsische Armee war nebst dem Armeekorps des Generals Gablenz und dem 8. Armeekorps im Kampfe. Ein Telegramm des Kommandanten von Josephstadt stellt die voll­kommene Niederlage des östreichischen linken Flü­gels um 4 Uhr fest. Keine Nachrichten über den rechten Flügel und das Eentrum. Erzherzog Wilhelm ist verwundet. (S. M.)

Paris, 5. Juli. Ein wichtiges Ereigniß

vollzieht sich so eben. Nachdem der Kaiser von

Oestreich die Ehre seiner Waffen in Italien ge­wahrt, tritt er dem von dem Kaiser Napoleon in seinem Briefe vom 11. Juni an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten ausgesprochenen Ideen bei, tritt Veuetien an den Kaiser von Frankreich ab und nimmt seine Vermittlung an, um Frieden zwischen den kriegführenden Theilen herbeizuführen. Der Kaiser Napoleon hat sich beeilt, auf diesen Aufruf zu antworten, und sich unmittelbar an die Könige von Preußen und Italien gewandt, um einen Waffenstillstand her­beizuführen. (S. M.)

Die entscheidende Schlacht

von Horitz (oder Horziz) wird sie in den preußi­schen Berichten datirt, ein Pariser Telegramm benennt sie noch Sudova (beide Orte liegen auf der Linie von Gitschin nach Königgrätz, ziemlich in der Mitte) ist am 3. Juli geschlagen wor­den und ganz entschieden zum Nachtheil der Oest­reicher ausgefallen. Nach den zuverlässigsten Be­richten von östreichischer Seite selbst war es eine Schlacht, wie Europa seit Waterloo keine mehr gesehen hat. Die unglücklichen Sachsen müssen fast ganz aufgerieben sein, das edelste Blut ist mit beispielloser Hingebung vergossen worden.

Das allerwichtigste der bisherigen Er­eignisse ist die Abtretung Benetiens an den Kaiser von Frankreich. Uns hat die Nachricht von diesem Cmrp nicht mehr überrascht, wir vermutheten einen solchen Schritt nach den jüng­sten Ereignissen mit ihrer Aehnlichkeit in der Lage im Jahr 1859. Wenn wir auch den sich daran knüpfenden Waffenstillstand in dem brndermör- derischen Kampfe mit erleichtertem Herzen freudig begrüßen, wird sich des deutschen Patrioten doch eine Niedergeschlagenheit darüber bemächti­gen, daß die Geschicke Deutschlands abermals in fremde Hände gelegt sind; in Hände, die sicher nicht die deutsche Einheit und Freiheit wollen. Die Abtretung Venetiens erfolgt im Einver­ständnis; und nach dem Drange seiner Bevölke­rung, führt zur italienischen Einheit Am deutschen Volke liegt es, durch ein deutsches Parlament zu verhindern, daß nicht gegen sei­nen und deutscher Provinzen Willen Abtretun­gen und Entschädigungen vorgenommen werden. Oder sollen wir der Kampfpreis für blos dyna­stische Interessen sein?

Württemberg.

Feldrennach. Vieh- und Krämer­markt Dienstag, 10. Juli.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.

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