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stündlich entschieden «erden. Darauf beruhe auch der Wiener Vertrag und die Gasteiner Ueber- einkunft. Also widerspreche die Erklärung Oest- reichs auf Uebergabe der schleswig-holsteinischen Angelegenheit an den Bund allen vertragsmäßi­gen Verpflichtungen Oestreichs. Preußen sei bereit, die schleswig-holsteinische Sache in Verbindung mit der Bundesumgestaltung Behufs friedlicher Lösung zu verhandeln erwarte auch jetzt nur den Augenblick, wo es die Sache mit einer Bundes­gewalt erledigen könne, die in der Mitwirkung einer Nationalvertretung den Partikular-Inter­essen das Gegengewicht halte und dafür bürge, daß die Opfer Preußens schließlich dem gesumm­ten Vaterlande zu gut kommen. Nach dem Ver­tragsbruch Oestreichs könne die Einberufung der holsteinischen Stände nur mit Zustimmung der beiderseitigen Souveräne geschehen.

Hierauf folgte eine Erklärung Oestreichs, welche den Bruch des Gasteiner Vertrags durch die Ein­berufung der holsteinischen Stände bestreitet.

Schlieslich einstimmige Annahme des Antrags des Militärausschusses: Mainz durch Baiern und die Reservedivision (Thüringen), sodann Rastatt durch Baden und die Reservedivi­sion zu besetzen.

Frankfurt, 9. Juni. In der nächsten Sitzung wird authentischen Nachrichten zufolge der Antrag gestellt werden, gegen Preußen, wel­ches durch den Einmarsch in Holstein den Bun­desfrieden verletzt hat, indem es sich gegen ein Bundesmitglied Selbsthülfe nahm, nach 8 19 der Bundesakte militärisch vorzugehendaher nicht auf Bundesexekution, welche zu langweilig wäre. (Damit wäre nun der Streit auf die äußerste Spitze getrieben, und haben wir in den nächsten Tagen Entscheidendem entgegenzusehen.)

Karlsruhe, 8. Juni. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer erschien der großh. Kriegspräsident Generallieutenant Ludwig, um im allerhöchsten Auftrag zwei Gesetzentwürfe vor­zulegen. Der erste Entwurf betrifft einen außer­ordentlichen Kredit von 3,813,200 fl. zur Mobil­machung des großh. Armeekorps; der andere die Einberufung der Exkapitulanten.

Rastatt, 8. Juni. Die Preußen ziehen ab und werden in Uebereinstimmung mit dem Bundesbeschlusse durch Badenser ergänzt.

Pforzheim, 6. Juni. Unsere Stadt ver­lor vor Kurzem einen ihrer Mitbürger, der durch sein früheres rastloses Schaffen und seine Be­theiligung bei industriellen und landwirthschaft- lichen Unternehmungen auch auswärts, namentlich in Ihrem Lande, dem er entstammte, große Gel­tung hatte. Es ist dies Hr. C. Fr. Gschwindt 86n., früher Goldwaarenfabrikant, die letzten Jahre auf einem in der Nähe angekauften Hof­gute lebend. Der Hingegangene hat sich durch verschiedene, an hiesige wohlthätige Institute, wie z. B. den Arbeiterbildungsverein, den Unter­stützungsverein für Goldarbeiter, das Waisenhaus rc. gemachte Legate ein dankbares Andenken ge­sichert. (S. M.)

. Württemberg.

Stuttgart. (Aus der 8. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Bericht der staats­rechtlichen Kommission über den Antrag des Ab­geordneten Hopf: die Beeidigung des Militärs

auf die Verfassung betreffend. Der Antrag wurde abgelehnt, ebenso der zweite Antrag Hopfs, die Offiziere auf die Verfassung zu beeidigen; da­gegen wird der Kommissions-Antrag:an die K. Regierung die Bitte um Einbringung eines Gesetzes zu richten, durch welches das Verhältniß des Militärs zu der Verfassung und den allge­meinen bürgerlichen Rechten und Pflichten fest- gestellt wird", angenommen. Hierauf fand der Schluß des Landtags statt.

Mit dem 10. Juni ist ein neuer weiter er­mäßigter Spezialtarif für den direkten Trans­port von Steinkohlen und Coaks in einzelnen Wagenladungen ab Mannheim, Heidelberg und Maxau nach württ. Stationen in Werksamkeit ge­treten.

Reutlingen, 8. Juni. Die Schwarz­waldkreisausstellung wurde am letzten Sonntag geschlossen. Es waren in ihr vertreten 357 Aus­steller. Die Zahl der Besucher war 12,500. Der Werth der für die Lotterie angekauften Ge­genstände beläuft sich auf 7000 fl. DieVerloo- sung wird in etwa 8 Tagen erfolgen.

Neuenbürg, 12. Juni. Für die auf Neuenbürger Markung vorläufig zum Eisenbahn­bau verwendeten Grundstücke betragen die Kauf­schillinge und sonstige Entschädigungen 42,853 fl. 14 kr.

Frankfurt a. M., den 10. Juni 1866. Börsenbericht. .

Die immer näher rückende Kriegsgefahr versetzte die Börse in der ersten Wochenhälfte in sehr matter Hal­tung, welche in den stark gewichenen Coursen der Oest- reich. Fonds ihren Ausdruck fand, doch scheint die Börse sich jetzt mehr der Ansicht zuzuneigen, daß die ernste po­litische Lage durch die augenblicklichen Course hinreichend diskontirt wurde und ist nicht geneigt, außer bei Ein­treten der äußersten Eventualitäten, weiteres Fallen der Preise sich abbcdingen zu lassen. Von Oestr. Fonds, 1860er Loose 52'/«5051 >/-, Credit-Actien 108103 105, National 44 V»42 (V, Bank-Acticn 590555, 1864er Loose 52IN/»50, 1854er Loose 49Vs-

Die neuesten New-Aorker Nachrichten melden, daß die großen englischen Fallissements wenig Eindruck ge­macht und da bedeutende Geldsendungen von New-Iork wieder avisirt sind, so gestaltete sich die Haltung für 1882er Amerik. gegen Schluß der Woche sehr günstig, gg 677 /g. Der Kapitalist in Würdigung der europäi­schen Zustände entschließt sich mit Recht zur Anlage in Amerikaner. Oestr. Staatsbahn Priorit, 40^8, Lombar­dische 37V», Russen 75Vr, Darmstädtcr Bankactien 156. Von süddeutschen Fonds 4°/g Bapr. Grundrenten 82V», Badenser und Württemberger umsatzlos, Bapr. Ostbahn 103, 4V- Preußen 80, Wiener Wechsel 89^^86, Ame- kan. Gold-Coupons 2.17, Rudolfs-Loose fl. 12. Augs­burger fl. 5. 6. Pappenheimer fl. 5. 6. Kurhessssche Rthlr. 45.

Vergleichungs-Tabelle.

Am 2. Juni: Am 9. Juni:

Oestr. Bankactien .... 606. 551.

Crcditacticn .... 113. 105.

National ..... 46V-> 42V».

,, Loose von 1860 . . 55V-- 51 Vr-

1864 . . 56. 50.

6"/g Amerika 1882 . . 67-/8. 67V».

Wechsel auf Wien .... 91 Vs-86.

Miszellen.

(Streng nach dem Gesetz.) Der Koran schreibt: Du sollst keinen Lebendigen berauben." Die transkau­kasischen Tartaren handeln buchstäblich darnach; sie schla­gen den Reisenden erst todt und berauben ihn dann! Raub ohne ohne Mord kommt dort gar nicht vor.

Nach einer Ortschronik war im Jahr 1779 der Mai­monat auch kein Wonnemonat. Er war rauh und kalt und am 1. Juni fiel so viel Schnee, daß mehrere Tage lang Berge und Thäler damit bedeckt waren. Das Korn auf dem Felde, das in der Blüthe stand, erfror, so daß bei der Ernte ein Haufen Korn kaum sechs Metzen gab.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.