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war fast ganz Deutschland in einem solchen Complott" aufgegangen, und heutzutage wäre man geneigt, denjenigen für strafwürdig zu halten, der die Einheit und Freiheit Deutsch­lands nicht wollte.

Ein Extrablatt des Schw. Merk, bringt die Verhandlung des Bundestags über den säch­sischen Antrag (die preußische Negierung anzu­gehen. daß durch geeignete Erklärung dem Bund, mit Rücksicht ans Art. 11 volle Beruhigung ge­währt werde.) Der Antrag ist mit 10 gegen 5 Stimmen angenommen. Dafür Oestreich, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden Hessen-Darmstadt, Sächsische Häuser, Braunschweig-Nassau, rc., also dagegen: Preußen, Kurhessen, Mecklenburg, Oldenburg, Anhalt, Hansestädte. (Daraus dürfte sich un­gefähr die Stellung entnehmen lassen, welche die deutschen Lande im Falle eines Kriegs ge­gen einander nehmen würden.)

(Vorschlag zur Güte.) In Berlin bit­ten Militäradressen den König um den Krieg und in Oestreich wollen die Böhmaken »als Freiwillige" nach Preußen voranzichen. Wir machen den unmaßgeblichen Vorschlag, daß man diesen Leuten den Willen thue; des Menschen Wille ist ja sein Himmelreich. Man lasse die Kriegspetenten aus dem Berliner Generalsclub und die »freiwilligen schwarze» Jäger" aus den böhmischen Dörfern ziehen (und die Offenbacher Lassaleaner als Bundesgenossen mitnehmen), weise ihnen einen geräumigen Platz an» aber möglichst fern von den Wohnungen der ver­nunftbegabten friedlichen Menschen, lasse sie dort gegenseitig mit den gezogenen Kanonen gegen einander ungezogen sein und sich mit Spitz- kugcln regaliren nach Herzenslust, bis sie, des Kriegsglücks müde, wieder Geschmack am Frie­den finden. Wenn diese Kriegohelden fallen, dann kann daS Volk sich erheben, und wenn sie sich todtschießen, dann gehen wir zu einem bessern Leben über. (A. d. D. Bl.)

Berlin, 7. Mai. Ein elegant gekleideter Mensch schoß heule Abend gegen 6 Uhr unter den Linden aus einem Revolver mehrere Schüsse auf den Ministerpräsidenten Grafen Bis mark ab. Letzterer ist nicht verwundet. Bismark er­griff den Thäter selbst. Derselbe ist der zwei- undzwanzigjährige Stiefsohn des republikanischen Flüchtlings K. Blind und kam aus Hohenheim hr'ehcr, um Bismark zu morden. Blind stach sich Abends um 9 Uhr mehrmals mit einem mehrklingizen Taschenmesser in den Kehlkopf und starb am 8. Morgens gegen 5 Uhr.

Pforzheim, 8. Mai. Wenn bis jetzt der hemmende Einfluß der politischen Konstel­lation auf die hiesige Goldwaarenfabrikation auch noch nicht in dem Grade nachtheilig wirkte, wie man von Hauau hört und liest, so ist nichtsdestoweniger Thaisache, daß eine theilweise Lähmung auch hier schon cingetreten ist unv der Verlauf der Leipziger Messe für unsere Fabrikation insbesondere ein entschieden un­günstiger war. Ein in Deutschland ausbre­chender Krieg würde für unsere Stadt unab- sebbare Kalamitäten im Gefolge haben, zumal, wenn derselbe von längerer Dauer sein sollte.

Deutschen Auswanderern läßt die deutsche Gesellschaft von St. Louis mittelst Cir- ! kulars die Mahnung zugchen, sich bei ihrer An- I

kunft bei den in New-Jork, New-Orleans, Philadelphia und Baltimore bestehenden Agen­turen zu melden, um dort willige und unent- gcldliche Nachweisung und Auskunft entgegen zu nehmen. Gleichzeitig wird bemerkt, daß für Bauarbeiter, Mechaniker und Hand­werker in Missouri die günstigsten Aus­sichten vorhanden sind, während Lehrer, Künst­ler und Kaufleute, die mit der englischen Sprache nicht vertraut sind oder nicht wenigstens für ein Jahr ausreichende Mittel besitzen, weniger Chancen haben. Es wird außerdem ausdrück, lick betont, daß alle Dienste, welche dem Ein- Wanderer von der Agentur der deutschen Gesell­schaft geleistet werden, unentgeldlich sind. Un­terzeichnet ist das Cirkular von dem Agenten Friedrich Jaensch in st. Louis.

Württemberg.

Der Staats-Anz. bringt zwei "König!. Ver­ordnungen betr. 1. das Verbot der Ausfuvr von Pferden und 2. die Aufbringung des Bedarfs an Pferden für den Fall einer Mobilmachung des K. Truppenkorps; ferner eine Verfügung der K. Ministerien des Innern und deö Kriegs­wesens, betr. die Aufzeichnung der für den Kriegsdienst tüchtigen Pferde.

Bekanntmachung in Postsachen.

Während des heurigen Sommers kursiren zwischen Freudenstadt und Wildbad (über Daiersbronn und Besenfeld) wöchentlich drei­mal, und zwar je am Dienstag, Donnerstag und Samstag, 2spännige ksitzige Eilwagen, mit­telst welcher Reisende und Postsendungen in unbeschränkter Weise befördert werden können.

Die erste Fahrt findet am Samstag den 2. Juni d. I. statt. Die Kurszeiten sind folgende:

Abgang aus Wildbadum 5 Uhr 45 Min. früh; Ankunft in Besen selb um 8 Uhr 50 Min. Vorm., Abgang um 9 Uhr 5 Min. Vorm.; Ankunft in Freudenstadt um 11 Uhc 35 Min. Vormilt, (zum Anschluß an die 2. Post nach Horb und Eyach und an die Abendpost nach Alpirsbach, Oberndorf, Nottweil, Spai- chingen, Tuttlingen rc.)

Abgang aus Freuden stadt um 2 Uhr Nachmilt, (mit Influenz nach Alpirsbach, Obern­dorf, Rollweil, Spoichingen und Tuttlingen); Ankunft in Besen seid um 4 Uhr 35 Min. Nachmitt., Abgang um 4 Uhr 55 Min. Nachm.; Ankunft in Wildbad um 7 Uhr 30 Min. Abends.

Reutlingen, 7. Mai. Die hiesige Ge­werbeausstellung wird bei der jetzt freundliche­ren Witterung von auswärts lebhaft besucht.

Rottweil, 7. Mai. Ein gräßliches Un­glück hat sich heute mitten in der Marktstraße hier zugetragen. Ein zwei Jahre altes Kind, geführt von seinem nur wenige Jahre älteren Schwesterchen, kam mit letzterem unter die Pferde eines schwer beladenen Fruchtwagens; letzteres kam mit dem Schrecken davon, dem jüngeren aber ging ein Rad so über den Kopf, daß derselbe zerdrückt wurde. (Schw. B.-Z.)

Neuenbürg. Krämrrmarkt, Don- nerstag, 17. Mai.