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Kronik.

Deutschland.

Frankfurt a. M., 21. April. In heu­tiger Gundestagssitzung beschloß eine große Ma­jorität die Einsetzung eines Ausschusses »6 luio für den preußischen Neformanirag; sodann wurde auf Antrag Bayerns die Mitgliederzahl dessel­ben auf 9 festgesetzt; Oestreich gab eine sehr friedliche Erklärung ab.

Württemberg.

Vermöge höchster Entschließung vom 20. d. M. haben Se. K. Mas. die erledigte Real­lehrstelle in Neuenbürg dem Neallehrer Schlich­ter in Gaildorf gnädigst zu übertragen geruht.

Stuttgart. 20. April. In einer gestern Abend unter dem Vorsitze des Hrn. Siadt- fchultbeißen Sick gehaltenen und zahlreich be­suchten Volksversammlung wurden folgende vier Resolutionen einstimmig angenommen:

1) Es ist höchste Pflicht des deutschen Vol­kes und seiner Regierungen, mit allen zu Ge­bot stehenden Mitteln dem Ausbruch eines Bru­derkrieges entgegenzutrcten, welcher den Stam- meshaß entzünden und steigern, Deutschland zerreißen, den Emigungszweck wie die innere Freiheit auf lange Zeit hinaus gefährden, die Volkswobliahrt vernichten und die Einmischung deS Auslandes herbciführcn müßte.

2) Das rechtswidrige und selbstsüchtige Vor­gehen der beiden deutschen Großmächte gegen Schleswig-Holstein hat diese unabsehbaren Ge­fahren herdcigesührt. Von den Großmächte» ist eS zunächst Preußen, welches durch seine Vergrößerungspolitik den Bundesfrieden bedroht.

Die Vollendete Unmacht des Bundes hat diesen Verlauf der Dinge nicht abzuwenden vermocht.

3) Der unmittelbare Ausbruch des Krieges mit all seinen schweren Folgen wird vermieden werden, wenn Preußen und Oestreich zu ihrer Pflicht zurückkehren, wenn sie das Seldstdestim- mungsrecht des schleswig-holsteinischen Volkes anerkennen und als Bundesgenossen und deutsche Mächte jeder Selbsthilfe entsagen. Allein die bleibende Sicherung des Friedens ist dadurch bedingt, daß die deutschen Negierungen das an sich, wie durch feierliche und wiederholte Zu- Zusagen begründete Recht der Nanon auf eine die Freiheit und Einheit Deutschlands verbür­gende Verfassung mit einer über den Einzel- regierungen stehenden Centralregierung und Na« lionalvertrctung verwirklichen.

4) Der ernste Wille hiezu hat sich dem jetzigen Konflikt gegenüber durch Berufung ei­nes Parlaments zu dcthäiigen. Die friedliche Lösung der Aufgabe desselben wird jedoch nur möglich durch Anerkennung und Räumung der ihm als Gesammtvcrtrelung der Nation gebüh­renden Rechte. Negierungen und Voiksstämme müssen die unumgänglich nöthigen Opfer an die Bundesgewalt bringen.

Stuttgart, 21. April. Laut uns freund- sich mitgetheilten Notizen des nordamerikani­schen Konsuls dahier, Hrn. Klauprecht's, erfreut sich die Ausfuhr württembergischer Fabrikate nach den nordamerikanischcn Freistaaten in neue­ster Zeit eines sehr großen Aufschwungs und

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beträgt die Erportsumme in dem ersten Quar­tale d. I. 1,200,000 fl., während in dem glei­chen Zeitraum des vorigen Jahres nur für 600.000 fl. Fabrikate aus Württemberg nach Nordamerika gingen. (St.-Änz.)

Stuttgart, 19. April. Die Nachricht von einer bereits beschlossenen Mobilisirung der Armee ist unbegründet. Es sind nur beurlaubte Unteroffiziere, und auch von diesen nur die Hälfte der beurlaubten Zahl, einberufcn worden.

Eßlingen, 17. April. Eine sehr zahl­reich besuchte Versammlung von Brauerei­besitzern des Landes tagie gestern hier. Ueber die Frage, ob die Einführung des Gewichts statt des bisher üblichen Maßes beim Schroten deS Malzes wünschenswertst sei, gingen die Ansichten sestr auseinander, namentlich die klei­neren Brauer schienen sich dagegen zu erklären. Weshalb die Versammlung zur Tagesordnung überging. Bezüglich der gegenwärtigen Erste- bungsark der Malzsteuer, vereinigte sie sich da­hin, die Regierung zu bitten, dieselbe wie vor 1848 nach Quartalen anzuborgen; außerdem wurde die Bitte beschlossen, die Regierung möchte den Brauercibesitzern gleich den Wein» wirthen deS Landes einen Hausverbrauch be­willigen, der etwa in der Art an der Malz- stcuer abzuziehen wäre, daß etwa je das 7. Slmii als zum Hausverdrauch bienend, steuer­frei zugelassen würde. Der Antrag, um Her­absetzung der Mal,steuer zu bitten, fand keine genügende Unterstützung, weil umer den ge­genwärtigen Verhältnissen voraussichtlich hier­aus nicht eingegangen würde; dagegen wurde der Antrag, an d>e Negierung die Bitte zu richten, sie möchte die Brauereien gleich den übrigen gewerblichen Etablissements deS Landes nach ihrem Umtriebe einschätzen und künftig die Steuer auf Grundlage diiser Einschätzung er» Heven, an das mit Ausführung der Beschlüsse der Versammlung betraute Konnte zu weiterer Begutachtung verwiesen. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß eine von Steinhäuser auS Ehingen aufgestellte und in Betrieb gesetzte Maschine zum Auspichen der Fässer die allge­meinste Anerkennung fand, sowie daß Drahtge« webe für Malzdarren aus dem Eisen- und Drathwerke zu Erlau, die Beischlag aus Stutt­gart vorzeigte, und geglättete Drathgewebe an­der Diatvweberei von Mönch u. Comp, in Chemnitz, die Speidel in Stuttgart empfahl, den vollen Beifall erhielten; namemlich wurden erstere als sehr empsehlenswerih anerkannt.

Auslan d.

Ein Vertrauter des Kaisers Napoleon ant­wortete auf die Frage, ob er an einen deutschen Krieg glaube: für jetzt haben wir dieseHoff, nung" aufgegeben.

Gold-Cours

derK. württemb.Staatskaffen-Verwaltung Stuttgart, den 15. April t866.

Württemberg. Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem Cours » 5 fl. 35 kr.

Preußische Pistolen 9 fl. 55 kr.

Andere ditto.. 9 fl- 44 kr.

20 Franks-Stücke . . s fl. 24 kr-

Jak. Meeh in Ne uenbürg.