württembergischen Güterverkehr betr,: Zur Be­seitigung von Differenzen, welche sich Hinsicht- lich der Tarifirung der im Waorenverzeichniß zum badisch.wiiinemberglschen Gütertarif nicht genannten Artikel, als Kirschengeist, Heidclbccr- gcist, Himbeergeist und ähnlicher gebrannter Wasser feinerer Art ergeben haben, wird im Einverständniß der königl. württembergischen Eisenbahnverwaltung bestimmt, daß vom 1. Januar 1866 an diese Gegenstände wie ge­wöhnlicher Branntwein beim Versandt in Fla­schen in der 1. Klaffe, beim Versandt in Fässern in 2. Klaffe, bezieh. Wagenklasse ^ zu «arisiren sind. (L.-Z.)

Württemberg.

Stuttgart, 3. Jan. In einer von etwa 100 Geistlichen und Vasen der evangelischen Kirche besuchten Versammlung zur Besprechung der kirchlichen Angelegenheiten des Landes, na­mentlich in Bezug auf k»e künftige innere Or­ganisation der evangelischen Landeskirche im Sinne einer Synodalverfassnng wurden nach kurzer Debatte solgcude Anträge angenommen: 1) Eine im Wesentlichen auf Wahlen der Kir­chengemeinden beruhende Vertretung der evan­gelischen Landeskirche ist Bedürfniß; 2) eine, solchen Landesspnode kommt vor Allem zu, selbst­ständig und geleitet durch ihren erwählten Vor­sitzenden zu beratben und zu beschließen, insbe­sondere die Wünsche der Kirche dem Kirchen- regimente vorzutragen und jeder neuen Einrich­tung oder allgemeinen Anordnung der Kirche die noihwendige Zustimmung zu geben; 3) die Zusammensetzung einer solchen dauernd,« Kir- chenrcpräsentation und die Bestimmung ihrer Befugnisse kann nicht ausschließlich den Ober­kirchenbehörden überlassen werden, sondern cS hat eine aus Wahlen hervorgehende Versamm­lung, in gleicher Anzahl aus Geistlichen und Nichtgeistlichen bestehend, dabei zuzustimmen; 4) die Wahlen zu dieser Vorsynode wären von den bestehenden Diözcsansynoden, jedoch ohne Beschränkung der Wählbarkeit auf ihre Mitglie­der oder bisher gewählten Kirchenälteste, vor­zunehmen; 5l die Vorsytiode ist mit einer Re­vision der Institute des Pfarrgemcinderaihs und der Diözesansynoden zu beaujtragen. (St.Anz.)

Stuttgart. (Trichinen.) -,Um die Trichinenfurcht auf ein richtiges Maß zurück­zuführen", erbietet sich der Vorstand der K. Thicr- arzineischule, Ilr. Hering (Nekarstraße Nr. 43), die mikrvScopische Untersuchung an frisch geschlach­tetem Schweinefleisch vorzunehmen und nach Befund Zeugnisse auszustellen.

Wurmlingen, O.-A. Rottenburg. Der 1832 von hier nach Nordamerika ausg-wan- derte Kaspar Theurer, gegenwärtig Kauf­mann in New-Orleans, wachte seinen Verwand­ten hier und in Tübingen das hübsche Weih­nachts-Geschenk von 17,300 fl.

Auslan d.

London. DieTimes" versichern aus guter Quelle, daß bei dem Kaiser von Frank­reich die Zurückziehung seiner Armee beschlossene Sache sei. Damit wäre die Gefahr eines Krieges »mit Amerika vorbei, aber auch die Grundbedingung des Bestandes des mexikani­schen Kaiserreichs vernichtet.

Miszellen.

Die Schule als Pflanzstätte für Ord­nung, Reinlichkeit und Pünktlichkeit.

Wer wollte bestreiten, daß die Schule und na­mentlich auch die Volksschule nicht blos Unterrichts-, sonder» gleichze tig auch Erziehungsanstalt sepn, daß sie namentlich auch den Sin» für Ordnung, Reinlich­keit und Pünktlichkeit wecken und pflegen soll? Ein Blick in die Werkstätten und eine auch nur oberflächli­che Betrachtung ihrer Fabrikate überzeugt uns, daß cs an den genannten Eigenschaften da und dort noch sehr fehlt, und wenn wir dann den Ursachen dieses Mangels nachspüren, so werden wir unter andern auch die ßn- den, daß die Leute nicht schon in der Schule an jen» Eigenschaften gehörig gewöhnt werden. In der That geht es in mancher Schule so zu. als hätten die leiten­den Personen die Absicht, in ihren Pflegebefohlenen das Gegcniheil von dem zu pflanzen, was man Ord­nung, Reinlichkeit und Pünktlichkeit nennt. ^

Wir werden kaum daraus hindeuten dürfen, daß da, wo Ordnung und Pünktlichkeit zu Haufe find, der Schulunterricht zur bestimmten Stunde seinen Anfang nimmt, aber auch zur bestimmten Stunde endigt, daß keine Lektion »nnöthig abgekürzt und keine über ihr Maß hinaus ausgedehnt wird; daß also die Schüler präcis erscheinen, aber auch präcis entlassen werden. Dann aber wird verlangt werden müssen, daß das Schulhaus, wie in seiner äußeren Umgebung, so auch in seinem Innern ein Bild der Ordnung und der Rein­lichkeit darstelle. Es ist dicß durchaus nicht überall der Fall. Die Umgebung des Schulhauses ist zuweilen eine äußerst unpassende und unfreundliches

Dungstätten, Holzlegcn, Steinhaufen u. dgl. fas­sen cs ein, und bei nasser Witterung ist es nicht mög­lich, sich demselben zu nähern, ohne-einen tiefen Koly zu durchwaten Betritt man sodann des Hauses innere Räume, io fehlt cs in Gängen und auf Treppen nicht an «taub und Abfällen aller Art; die Fenster sind trüb und Mil Spinngeweben verziert, und>Wände und Decken lehnen sich nach dem Besen und dem Tüncher.

Auch im Schulzinimer selbst ist.öft nicht Alles, wie es sep» sollte. Ist bas Zimmer eng^nicdrig, nicht belle, feucht und lief gelegen oder auf des Winterseite befind­lich, so ist d^x Lehrer freilich nicht dafür verantwortlich; doch wird er Alles thun, was in seinen Kräften fleht, daß solchen Mängeln abgeholfen werde. Wenn aber das Innere des Lchrzimmcrs nicht? geordnet und nicht rein ist, so liegt das vorzugsweise am Lehrer. In der Beziehung bars erwartet werden, daß die Wände, der Oien, die an den Wänden hängenden Karten und Bil­der u. s. f. vom Stande frei und letztere nicht zerrissen sepen, ebenso die Fensterscheiben hell und durchsichtig und die Ecken frei von Spinngeweben. In einem wohl­geordneten Schulzimmer ist ferner der Boden rein, und Ire» von Papierichnipseln rc , die im Gebrauche stehenden Bücher und Gerathschaften sind sauber und unbeschädigt, und am rechten Orte aufbewahrt. Was nicht im Ge­brauche steht, ist wohlgeordnet im Kasten ausgestellt, und auch aus vielem blickt, wenn er geöffnet wird, Ordnung und Reinlichkeit hervor.

Zu dem freundliche» Bilde aber, welches das Schul­zimmer darbietet, darf dann freilich dasjenige der Schü­ler keinen Gegensatz bilden. Das ist aber der Fall, wenn dieielben äußerlich vernachläßigt erscheinen, was bei keinem, auch beim ärmsten nichb, Vorkommen soll. Ein vernachläßigtes und unschickliches Erscheinen ist es, wenn der Schüler nicht wohl gewaschen und gekämmt, wenn er in Hcmdärmeln zur Schule kommt und seine Kleider schmutzig und zerrissen sind. Wasser zum Wa­schen gibt es überall, und Nadel und Faden zum Flicken kann auch der Aermste anschaffeu. Mögen die Kleider zum öfteren geflickt sepn wenn sie nur rein­lich und ganz sind.

Wird nun auf dieses Minimum billiger Anforderun­gen überall gehalten?

Noch trauriger als bei den kleinen Persönlichkeiten selbst, sieht es aver gewöhnlich bei ihren Büchern, Ge- räihichasten und Heften aus. Die Fidel, die der Re­krut überflüssiger Weise beim ersten Eintritt schon init- brtngt, wirb lm ersten Semester so mißhandelt, be­schmutzt, besudelt, zerrissen, daß sie im zweiten, wenn sie etwa in Gebrauch kommen sollte, bereits unbrauch- bvr geworben ist, und der Vater sich nach einem zwci- ten Exemplar umsehen muß. ( Schluß f olgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak, Mceh in Ne uenbürg.