253
(Einwirkung der Wärme auf das Konscrviren des Weins.) Bekannt ist, daß Reisen in die Tropen die Weine verbessern; Burgunderweine, welche die Reise um die Welt gemacht, find in ausgezeichneter Qualität wieder zurückgekommen. Ebenso hat man Wein in Flaschen drei Monate lang in einem auf 40—50 Cen- tigrade erwärmten Raum aüfbcwahrt und ausgezeichnete Resultate erzielt. Der Chemiker Pasteur fand, daß die Krankheiten der Weine in der Ausbreitung mikroskopischer Pflänzchen ihren Grund haben. Um dem Wachsthum dieser mikroskopischen Gährungsstoffe entgegenzuwirken, hat derselbe verschiedene chemische Substanzen angewendet, jedoch alle ohne entschiedenen Erfolg. Seit einiger Zeit wurde auch die Anwendung von Wärme von Pasteur versucht, von dem Gedanken ausgehend, daß hierdurch die Keime dieser Gährungs- stoffe zerstört werden könnten, und der Erfolg hat seine Erwartungen übertroffen; cs genüge, zu diesem Zwecke den Wein, um ihn vor jeder Alteration zu schützen, 1—2 Stunden auf eine Temperatur von 60—70 Cen- tigrade (48-56° N.) zu erwärmen; auch in seiner Qualität nehme er durch eine solche Behandlung nicht ab, vielmehr haben Kenner dem so behandelten Weine, sowohl was Kraft als Bouquet betrifft, immer den Vorzug gegeben.
(Glasdächer wasserdicht zu machen.) Wenn Glasdächer mit eisernem Rahmenwerke versehen find, wie dies neuerdings vielfach beliebt wird, so ist cs sehr schwierig oder wohl gar unmöglich, dieselben auf ge- wöhnlichem Wege wasserdicht hcrzustellen, weil beide Materialien sich beim Temperaturwechsel sehr verschieden ausdehnen. Folgendes Verfahren hat sich in allen Fällen seiner Anwendung als zuverlässig erwiesen und kann daher empfohlen werden: Man schmelze l Theil Talg und 2 Theile Harz und tauche schmale Streifen von Leinwand oder Kattun in die Masse. Hierauf bedecke man die mit Glaserkitt bereits ausgestrichenen Fugen der Nahmen mit diesen Streifen, so daß V 2 oder V» Zoll der Breite derselben unter die Ränder der Glastafeln zu liegen kommt, und drücke die Tafeln ein, so lange die Fettmaffe der Streifen noch flüssig ist. Dieselbe Mischung erweist sich, in ähnlicher Weise angewcndet, sehr zweckmäßig zum Abdichten gesprungener Waffcrleitungsröhren.
Die »Magdeb. Ztg." berichtet: „Man erzählt sich eine artige Anekdote aus dem Jahre 1848, durch dir der treffliche alte General v. Pfuel einen guten Beitrag zur Abfertigung thörichter Duellanten lieferte. Nachdem er als Kriegsminister und liberaler Abgeordneter in der Nationalversammlung für die Aufhebung des A:cls und die Abschaffung der Orden gestimmt, trat auf der Straße ein junger Fähnrich an ihn heran und fragte ihn, ob er der General Pfuel sei. Er bejahte dieß. „Dann muß ich Ihnen sagen daß Sie ein ganz gemeiner Kerl sind." „Oh," erwiderte Pfuel, ich danke Ihnen für diese Nachricht, das habe ich gar nicht gewußt." Damit zog er höflich den Hut und ließ den Fähndrich so verblüfft stehen, daß er wie ein begossener Pudel abziehen mußte. Was sollte wohl daraus werden, wenn ein liberaler Kriegsminister sich mit jedem Fähndrich umherschlagen sollte.
In Leipzig saßen während der Lehrcrversammlung viele Lehrer in einem öffentlichen Garten, unter andern rin etwas auffallend korpulenter. „Jun' Tag, luder Herr Kollege," mit diesen Worten kommt ein langer, spindeldürrer auf ihn zu — was sind Sie man für rin Landsmann? — „Ich bin ein Reuße." — „Und ich," den Kopf in die Höhe reckend, einen Fuß versetzend
und mit der Hand auf die Brust schlagend, »bin ein Preuße." — „Das habe ich Ihnen gleich an der Figur angesehen," entgegnete der Reuße, „bei Ihnen verzehrt raS Militär alles, mir aber läßt mein Fürst auch «was."
(Verbesserung des WeinmosteS.) In neuester Zeit wurde die sehr wichtige Entdeckung gemacht, daß der Weinmost durch eine kleine Zuthat von Salz entschieden verbessert werden kann. Fein pulvcrisirtcs Salz wird nämlich in einem Gefäffe gut gebrannt und sodann in die gefüllten Fässer derart vertheilt, daß ungefähr ein halbes Loth Salz auf einen Eimer Most kommt. Es dürste übrigens nicht allgemein bekannt sein, daß die Türken auch den Kaffee auf ähnliche Weise behandeln. Man schüttet nämlich, bevor das kochende Wasser auf» gegossen wird, zwei Messerspitzen voll Salz auf ein Loth Kaffee, wodurch der Geschmack des Getränkes bedeutend verbessert wird. Jedermann kan» sich leicht hievon überzeugen.
Zum Schutz der Pferde und Rinder, welche be- kannilich bei der jetzigen Jahreszeit sehr viel von den Fliegen zu leiden haben, ja selbst oft durch sie scheu und wild gemacht werden, empfiehlt eine englische Ackcrbaugesellschaft ein einfaches Mittel, nämlich das Haar dieser Thicre mit einer starken Abkochung von Nußblättern zu tränken, besonders am Schwanz und an den Nasenlöchern. Durch dieses Dekali werden sie nicht nur von diesen lästigen Thicren bewahrt, sondern es zerstört auch die Eier, welche die Fliegen auf die Haut der Pferde und Rinder legen.
(Neues patentirtes Hufeisen.) Ein solches wurde kürzlich in der Leipziger polpiechn. Gesellschaft vorgezeigt und fand vielen Beifall. Erfinder ist Fabrikant Kaltsch in Großzschocher bei Leipzig. Dieses Hufeisen (wovon die stärkste Sorte 14 kr. kostet) ist auf seiner Unterfläche mit einer hervorstehendem Riefe aus sehr hartem Stahl versehen, welche für schwere Zugpferde bretter ist, als für Reit- und Kutschpferde, im Winter schärfer, als im Sommer. Die Pferde haben bei diesen Hufeisen eine» angenehmen, hübschen Gang, indem sie mit der ganzen Huffläche auftrcten, nicht nur au drei Stellen, wie bei den allen Hufeisen.
Revier Schwann.
Reis-Verkauf.
Am 2l. Juli, Vormittags 10 Uhr vom Untern Hüttwald
ca. 30 Haufen unausgebengcltcs Neis (buchen und tannen).
Zusammenkunft bet den 4 Eichen.
Weg-Accord.
Ferner wird am selben Tage das Eknwerfen des Materials sowie einmalige Herstellung des Eyachmiihlwcgs, Neufazcrwegs und des ober« Fahrenbergwegs Morgens 7 Uhr im Förster» Hause in Schwann wiederholt in Aecord gegeben.
«Schwann, den 17. Juli 1865.
K. Nevierförsterek.
Gold-Cours
der K. württemb. Staatskassen-Verwaltung.
Stuttgart, den 15. Juli 1865. Württemberg. Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem CourS . 5 fl. 35 kr.
Preußische Pistolen. 9 fl. 55 kr.
Andere ditto. 9 fl- 42 kr.
1 20 Franks-Stücke 2. g fl. 27 kr.
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.