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Kromk.

Deutschland.

Bremen, 17. Juli. Das Franks. Jour, hat folgendes Telegr. vom hiesigen denlschcn Schützenfest: Der Festjug gestern (Sonntag) war großartig; 6000 Schützen anwesend; «stim. mung ausgezeichnet. Mittags Uebergabe der Bundesfahne durch vr. Müller aus Frankfurt- Fcstpräsident Duff antwortete. Afrikanische Hize. Festbesuch riesig.

Bremen, 15. Juli- Der Frankfurtcr Schützenzug mit der Bundesfahne ist heute Nachmittag nach 3 Uhr hier cingetrvffen und wurde mit Begeisterung empfangen. Alle Hauser sind dekonrt.

Pforzheim, 11. Juli. Heute Vormittag reisten dem Vernehmen nach 8 Schützen von Vier und Umgegend zu dem zweiten deutschen Bundesschießen nach Bremen ad.

Württemberg.

Mit dem 23. d. Mts. tritt zwischen Wild­bad einer- und Heilbronn, Stuttgart, Ulm und Friedrichshasen, Augsburg und München ande­rerseits ein direkter Personen- und Gepäckver­kehr ins Leben, und werden die betreffenden Personenbillete für gewöhnliche und für Schnell­züge, bezüglich der erstercn für sämmtliche Wa­genklaffen, bezüglich der letzteren für l. und 11. Klaffe ausgegeben, und zwar in Wildbad von dem dortigen k. Postamt, auf den oben genann­ten Stationen von den Bahnhofkaffen. Für die Strecke Wildbad-Pforzheim berechtigen diese Biüete zur Fahrt in den Postwagen. Die direkte Abfertigung des Gepäcks findet in Wildbad gleichfalls bei dem k. Postamt statt.

Ausland.

New pork, 6. Juli. Payne, Harrold, Atzerott und Madame Suratt werden morgen gehängt; Mudd, Arnold und Olaugblin sind zu lebenslänglichem, Spungler ist zu sechsjährigem Kerker verurtheilt.

In der nordamerikanischen Union scheiden sich jetzt, nach der Niederwerfung des gemein­samen Feindes, die Parth-tzien wieder schroffer von einander. Der Piäsident Johnson erscheint jetzt bereits den entschiedenen Fortschriitsmännern als zu lau und zu ängstlich, weil er den Män­nern des Südens, die um Amnestie einkommcn, diese fast ohne Ausnahme gewährt und die Frage, ob die Neger Stimmrecht erhalten sollen, den einzelnen Staaten überlassen will. Die Verurthcilung der Genossen des Mörders Booth ist erfolgt; dagegen ist Jefferson Davis bis jetzt noch nicht vor Gericht gestellt worden. Daß an dem letzteren jetzt noch die Todesstrafe vollzogen werde, hält man nicht für wahr­scheinlich.

Schweiz. Zum Obergärtner am botani­schen Garten in Bern ist Hr. Vinccnz Weiß aus Neuenbürg (Württemberg) erwählt.

Miszellen.

Der Turnvater Jahn legte schon als Knabe den Grund zur Tnrnerei, freilich dieses Zweckes unbewußt und oft in sehr eigeiithümlichcr Weise. Von den Rei­

tern, die ins Dorf zur Grasung kamen, lernte er retten. Noch trieben alte Soldaten Handwerke im Dorf, wovon einige den siebenjährigen Krieg als Rei­ter und Fußsoldaten durchgemacht hatten, und die Ge­fährten des alten Fritz, Husaren von Ziethen, Reiter von Schdlitz, Soldaten von Schwerin waren des Jäbn Jugendgespielen, denn mit Knaben ließ ihn sein Vater nicht verkehren. Ein Grönlandfahrer lehne ihn schwimmen; Laufen und Springen sah er den Thieren ab. Das Klettern, so erzählt er selbst, sah ich den Affen ab, die sich der Mecklenburger Herzog vor seinem Schloß in Ludwigslust hielt. So hatte er die Elemente des Turnens schon früh beisammen, und auch für die späteren Turnfahrten und Daucrgänge fanden sich Leh­rer, das waren die Pascher seines Dorfes. Mit ihnen ging er nach Mecklenburg, wenn dortEtwas los" war, und übertraf seine Lehrer bald an Kenntniß der Wege und Stege. Er bemerkt dazu:Meine Sinne wurden so scharf und so fein, wie die eines Wilden von Nordamerika. Erst in der Gefangenschaft ist mein Geruch abgestumpft worden. Da mußte ich schnupfen lerne,,, und als die Brechruhr (Cholera) wüthete, rauchen." Schießen endlich lernte er von mecklen­burgischen Wildschützen, obgleich er später, dem Jagd­recht feind, nie auf die Jagd ging. Das Meer und Seeschiffe sah er zuerst in Wismar, das damals noch schwedisch war, wohin er zuweilen den Hopfenbauern seines Dorfes ihr Produkt verfahren half. Es ist nicht zu verkennen, wie sehr vorausbestimmend eine solche seltsame, der rechten Kindlichkeit entbehrende Jugend wirken mußte. So früh gereift, trotzig kühn tritt der Knabe aus dem elterlichen Haus i» die Well, lernt bald deren Reize, wie ihre Bitterkeit kennen, irrt und flüchtet ein volles, bestes Jahr umher, eine Periode, über die er einen Schleier zieht, stuvirt nachher zwar, aber stets nur bruastückweise, ist eifriger Patriot und schrislstellert als solcher stets in Aphorismen, oft herrlich klar, kindlich, geistreich und treffend. Seine ganze Gestalt, sein Streben und Leben wurden zu einem Fragmente.

Neues im Musterlager.

Maus falle nach englttchem Muster, ausgestellt von Herrn Flaschner Fuchslocher in Eßlingen. Die Falle stellt sich immer wieder von selber, unv zwar ohne daß jedesmal die gefangene Maus entfernt wer­den müßte; dabei ist sie zerlegbar und leicht zu reini­gen. Zu habe» in Stuttgart bei Herrn Stohrer, Siebmacher, bei der Stiftskirche. Preis 1 fl. 24 kr.

Gläserne Dachziegel, 3 glatte, 2 ge­rippte, 23 Linien dick, ausgestellt von Grötz.u. Cie. in Schönmünzach. Zu empfehlen, um Dberlichter zu ersparen. Preis per Hundert 24 fl.

(Bemcrkcnswerth für Jagd- und Naturfreunde.) Bekanntlich ist der Aufenthaltsort des weißköpfigen Geiers (r-ultuo kulvus) das Ufergebirge des Mittel­ländischen Meeres. Gestern früh 7 Uhr nun wurden auf dem sogen. Schloßberg hier 9 Stück solcher Geier gesehen, wovon 8 gelbroth mit schwarzen Schwingen und Schwanz, und einer mehr schwarz war. Hievon schoß Altposthaltcr Reitz in Borberg aus bedeutender Höhe ein Stück herunter, und hätte wohl noch einen zweiten erlegt, wäre der eine Lauf seiner Flinte nicht mit Vogelschroth geladen gewesen, was solchem großen Vogel wenig geschadet haben würde. Der erlegte Geier ist ein sehr schönes Exemplar, mißt von einer Flügelspitze bis zur anderen 8'/- Fuß und vom Kopfe bis zum Schwanzende beinahe 4 Fuß, und wiegt 20 Pfund.